Hallo zusammen!
Ich möchte nochmal auf die Scope-Methode eingehen:
Um die Scope Einstellmethode wird ja auch so ein Glaubenskrieg geführt. Die einen sagen "Es geht nur so!" , die anderen sagen : "So geht es überhaupt NIE reproduzierbar!".
Es geht auf diese Weise schon reproduzierbar, man muss nur eben definieren, wo der Punkt, den man reproduzieren will, sein soll
Ich habe es auch mehrfach mit meinem 2-Kanal Oszi versucht. Der Bereich in dem man glaubt, dass "jetzt" die Übernahmeverzerrungen GERADE verschwinden ist doch recht groß. Es gibt auch Verstärker, bei denen ich eigentlich gar keine sichtbaren Übernahmeverzerrungen einstellen konnte.
Hat dein Oszilloskop eine zweite Zeitbasis, die verzögert getriggert werden kann? Wenn nicht, dann ist das kein Wunder, denn das funktioniert, wie ich oben schon schrieb, ohne diese Einrichtung eher schlecht als recht, weil man erst dann was sieht, wenn das Ohr schon "AUA" schreit.
Wenn also Amptechs die Scopemethode anwenden und dann sagen "So passt es schon", ist die Chance dass der Amp auch soundtechnisch gut läuft wohl eher 50/50.
Dazu sollte man vielleicht überlegen, ob ein Amp-Techniker, der seine Einstellungen nicht gegenprüft, sein Geld wert ist. Die Einstellung kann man blitzschnell akustisch durch einen Test oder messtechnisch per Klirrfaktormessbrücke überprüfen. Wenn bei kleinen Signalpegeln der Klirr wasweißichwiehoch ist, dann weiß man eigentlich, dass da was nicht stimmen kann und dass da Ecken im Signal sein MÜSSEN. Wenn man das nicht verstanden hat, dann sollte man einen anderen Beruf ausüben als Röhrenverstärker zu reparieren.
Und nein, das ist kein Schlag in deine Richtung sondern in die von denjenigen, die mit solchen "Dienstleistungen" ihr Geld verdienen und den Kunden damit wohl eher unzufrieden stehen lassen...
Aber das mag auch daran liegen...
Das sind meine subjektiven Erfahrungswerte. Fangt jetzt nicht gleich wieder mit dem Losdreschen an, weil ich ja kein Tek...irgendwas Scope besitze. Ich denke 97% aller Leute besitzen eben nur ganz normale Oszis. Deshalb verlassen sich diese Leute, also auch ich, lieber auf Zahlenwerte.
...dass eben fast keiner ein solches Scope hat. Und wenn man es hat, dann muss man das auch wissen, was man mit dieser "Delay Trigger" geschichte überhaupt machen kann, also wozu man das benutzen kann und wie man das benutzt bzw was das teil macht und wie es das macht. Ich habe mich diese Fragen früher auch immer gefragt, aber eigentlich ist es ganz einfach.
Ich kann das hier mal erklären, für den Fall, dass es jemanden interessiert...ich habe vor ein paar Tagen nämlich bei einer ähnlichen Messung Bilder gemacht, die ich hier verwenden kann.
Also: Man hat zwei Zeitbasen. Eine läuft ganz normal und zeigt das eingespeiste Messsignal, also im Falle der Ruhestromeinstellung den Sinus am Ausgang des Verstärkers, an. Das ist das, was das normale Oszilloskop auch kann.
Ich zeige das hier mal am Beispiel eines Tektronix 2445 und eines eingespeisten Rechtecksignals, denn da sieht man die Funktionsweise reicht gut, weil sich die Anwendungen sehr ähneln. Eine Anmerkung zu dem Oszilloskop: Das Gerät ist analog und hat lediglich ein digitales Readout, also Texteinblendungen zu Informations (Y-Ablenkung, Zeitbasis, Triggerlevel usw)- oder Messzwecken (Zeit, Spannung, Frequenz mittels Cursoren). Dummerweise ist die Gitterbeleuchtung des Scopes noch defekt, daher sieht man das Raster nicht wirklich. Aber es geht auch ohne
Hier also das Signal, das man normalerweise sieht (die beiden Striche da sind die Messcursoren für die Frequenzmessung und interessieren eigentlich nicht):
Jetzt stellt man sich die Frage, was man überhaupt sehen will. Man will ja den Nulldurchgang sehen, wo die Übernahmeverzerrungen auftreten. In diesem Beispiel hat mich das Überschwingen interessiert, das man am Ende der fallenden Flanke erahnen kann, wenn man eine Rechteckperiode auf dem Schirm hat, das sieht man auf dem Bild weiter unten...also insgesamt eine ähnliche Messaufgabe.
Bei einem normalen Oszilloskop stellt man dazu das Signal so ein, dass eine Periode des Sinus den gesamten Bildschirm bedeckt. So und dann ist mit der Auflösung Schluss, man kann höchstens noch die Y-Ablenkung empfindlicher machen, sodass das Signal höher wird. Die Sinusspitzen interessieren ja nicht, die können ruhig aus dem Bild verschwinden. Wenn man das macht, dann hat man aber irgendwann senkrechte Flanken im Bild und man sieht auch nicht mehr als vorher.
Die Lösung wäre jetzt, dass man die X-Ablenkung schneller macht. Dumm ist nur, dass dann der Nulldurchgang aus dem Bild verschwindet und sich sinngemäß 2m rechts neben dem Oszilloskop befinden würde. Und genau DA kommt jetzt die Delay-Funktion zum Zuge.
Man stellt das Signal mit der ersten Zeitbasis (Zeitbasis 1) dar, also so, wie man es normalerweise auch auf dem Schirm hätte, und definiert den Punkt, ab dem das Signal angezeigt werden soll (Delay). Dann definiert man die Geschwindigkeit, mit der das Signal hinter diesem Punkt abgetastet werden soll (Zeitbasis 2). Die Länge des dargestellten "Signalstücks" ergibt sich dabei aus der Breite des Bildschirms.
Dann sieht das Ganze so aus:
Oben sieht man das originale Signal mit dem erahnbaren Überschwinger unten an der fallenden Flanke und unten sieht man den im oberen Signal heller hervorgehobenen Signalteil. Man sieht, dass das Delay auf etwas weniger als 500µs steht, was auch logisch ist, bei einer Frequenz von 1kHz und somit einer gesamten Periodendauer von 1ms, denn man will ja vor der Flanke das Messen anfangen.
Außerdem sieht man, dass die erste Zeitbasis auf 100µs/div steht, d.h. man stellt bei 10 Kästchen Bildschirmbreite genau eine Periode = 1ms dar. Die zweite Zeitbasis steht auf 5µs/div, das gibt bei einer Breite von 10 Kästchen dann 50µs, die mit der zweiten Zeitbasis dargestellt werden.
Wenn man sich das mal vor Augen führt, dann wird klar: Man hat jetzt mit diesen 50µs gerademal einen HALBEN KASTEN des Originalsignals dargestellt, das entspricht bereits 20-facher Vergrößerung in X-Richtung. Und in Y-Richtung kann man ja auch noch die Empfindlichkeit beliebig verändern...
Schaltet man weiter, dann sieht man richtig was:
500ns/div gegenüber 100µs/div, das ist 200-fache X-Vergrößerung. Wenn man jetzt das untere Signal ansieht, dann erkennt man den Überschwinger. Ohne Gitter kann man das zwar nur erahnen, aber man erkennt es. Man könnte jetzt auch das ursprüngliche Messsignal ausblenden und nur die Verfrößerung betrachten und sie dann auf dem ganzen Schirm darstellen (Y-Ablenkung) usw usw, aber davon habe ich keine Bilder gemacht. Aber man kann es sich vorstellen.
Ich denke, dass es offensichtlich ist, dass man mit der Messmethode auch Übernahmeverzerrungen sieht, die man nicht mehr wirklich hören kann. Es liegt also, wenn man mit der Oszilloskopmethode einstellt und es klingt nachher kacke, weil die Übernahmeverzerrungen immer noch da sind, sicherlich nicht daran, dass die Methode nichts taugt, sondern vielmehr daran, dass entweder das Oszilloskop die benötigte Delayfunktion nicht hat oder daran, dass der Benutzer mit einer vorhandenen Delayfunktion nicht umgehen kann.
Soviel dazu, ich geh jetzt erstmal was futtern...Verstärkerentwicklung macht hungrig
MfG Stephan