Ga, ga, ga - einen hab ich noch:
Wieder andere schnitzen sich feine Rillen in ihre Reifen um die Götter des Aquaplaning gnädig zu stimmen.
Das meine Freunde ist finsterster Aberglaube.
... aus "das Wort zum Montag" von Otto.
So, nun versuche ich es mal technisch und sachlich:
1. Verschiedene Kondensatortypen (Mallory, Orange Drops, Xicon, Solen Fast, Wima) liefern unterschiedliche Klangergebnisse. Auch ein Wima MKP4 liefert einen anderen Sound als z.B. ein Wima MKS.
2. Die Klangunterschiede (und damit die Möglichkeit mit Kondensatoren gezielt zu tunen) sind umso deutlicher, je besser die sonstigen Komponenten die Details und Transienten der Signale abbilden und nicht verschmieren.
3. Der teuerste Kondensator muß nicht der Beste für Amp oder Gitarre sein: Bsp: Ich habe mal einen AuriCap für 10 Euro als ToneCap in der Gitarre getestet. Der war gnadenlos sauber, transparent und detailliert. Trotzdem hatte er in der betreffenden Gitarre nicht den netten Charakter, den ich mit einem relativ billigen TAD Mustard bekam.
4. Wer lange Signalwege hat - also z.B. 5 Boss-Vorschalt-Geräte ohne True Bypass, hat selbst ohne eingeschaltete Effekte schon etwa 3 mal mehr (mäßige) Bauteile im Signalweg, als in einem kompletten Marshall JCM800 oder einem Fender Twin. Da braucht man sich über die Details von Kondensatoren nicht mehr viel Gedanken machen. Die sind eh futsch.
(Ich habe letztens 2 alte Boss-Effektgeräte mal mit richtig guten Kondensatoren, Widerständen und OP-Amps getuned. Im direkten AB-Vergleich sagte selbst unser Drummer, daß das Boss-Original im Vergleich muffig und dynamiklos klingt. Das geht übrigens nicht gegen Boss. Die meisten Effektgeräte sind ja nicht besser oder eher sogar schlechter, was die Bauteile angeht).
5. Die Unterschiede in der Signalübertragung von Kondensatoren sind auch alle technisch begründbar, was leider eine Menge Techniker (auch Ingenieure) bestreiten, weil sie zu simple technische Formeln und Meßvesrfahren zugrunde legen (By the way:ich bin Dr. Ing. in Elektrotechnik). Also: Die Physik ist da keineswegs im Widerspruch.
6. Es ist sicher richtig, daß viele Leute die Unterschiede im Detail nicht hören. Die Unterschiede zwischen einer Stradivari Geige und einer Geige für 500 Euro hören viele Leute aber auch nicht. Wichtig ist aber die Interaktion zwischen Musiker und Instrument/Amp. Wenn das Instrument/der Amp so reagiert, wie der Musiker es möchte, spielt er besser, ausdrucksstärker etc. Das wiederum merkt dann der normale Zuhörer auch.
7. Gerade Gitarristen machen aus dem Sound ja nun wirklich häufig einen echten Kult. Wer also für spezielle Gitarren, Saiten, Amps etc. viel Geld ausgibt, der sollte sich im Klaren sein, daß Bauteile (wie z.B. Kondensatoren) einen deutlich merkbaren Einfluß auf den Sound habe. Da kann der Austausch von 8 - 10 Kondensatoren (incl. Eikos) für 25 Euro komplett mehr ausmachen als der Unterschied zwischen einem 1000 Euro Amp und einem 4000 Euro Amp. Man muß nur das KnowHow haben, um zu wissen, mit welchen Kondensatortypen man was erreicht.
8. Ich gebe noch ein ganz kontrovers diskutiertes Beispiel: Kabel. Im Recording-Bereich (insbesondere Gesang, Akustik-Git und Bass) ist der Unterschied zwischen einem Standard-Kabel und z.B. einem Vovox-Kabel (Preisunterschied 60 - 100 Euro) ebenso groß wie zwischen einem 250 Euro Mic und einem 1000 Euro Mic. Wer also 1000 Euro für das Mic ausgibt und noch 1000 Euro für einen Preamp und dann Kabel für 20 Euro nimmt, ist selber schuld. Mindestens ein gleich gutes Ergebnis erhält man mit 250 Euro Mic, Interface mit Preamp für 300 Euro und Vovox Kabel für 90 Euro. Wenn Interface und Mic allerdings noch billiger sind, reißt es auch Vovox nicht heraus.
Ähnlich verhält es sich eben auch mit Kondensatoren.
FAZIT:
Wenn der Signalweg nicht zu lang ist und nicht von zu vielen mäßigen Bauteilen ruiniert, hört man die Klangunterschiede durch Kondensatoren deutlich und kann den Sound durch Austausch weniger Bauteile wirkungsvoll und mit wenig Geld tunen.
Wer als Techniker meint, daß die Physik dagegen spricht, sollte sich mal eingehender mit den tiefergehenden Grundlagen der Elektrotechnik und der Werkstoffphysik beschäftigen.
Ob man es persönlich (in seinem eigenen Setup) hört oder nicht und ob es einem wichtig ist (viele Leute sind auch mit kratzigen, ätzenden oder matten Sounds glücklich und erfolgreich) ist immer eine persönliche Sache der Preferenzen.
Voodoo ist es bei den Kondensatoren jedenfalls nicht.
Gruß,
DocBlues