Hallo
da ich schon mal zitiert wurde, sehe ich mich befleißigt auch mal was dazu zu schrieben. Dirk hat die ganze Sache und die Probleme genau auf den Punkt gebracht (schleim, schleim). Vielleicht sollte man eine Art Checkliste machen, die man abarbeitet, bevor man an Bauteilvoodoo geht. Ide dieser Checkliste ist, dass unterschiedliche Maßnahmen am Amp unterschiedlich viel bringen. Natürlich ist es klug damit zu beginnen, wo am meisten Verbesserungspotential ist. Es macht wenig Sinn über Cs nachzudenken, wenn die Übertrager schlecht sind. oder man muss sich keine Gedanken über die Qualität seiner Übertrager machen, wenn das ganze Konzept nicht zu einem passt. Die Checkliste könnte ungefähr so aussehen.
Checkliste für guten Sound
0. Ist mein Amp überhaupt sicher aufgebaut, wenn nicht, gehe zurück auf LOS
1. Ist das Gesamtkonzept des Verstärkers für mich optimal, wenn ja gehe zu 2.
2. Ist der Aufbau hinsichtlich Fremdspannungen so gut es eben geht, wenn ja, gehe zu 3.
3. Sind die Glieder mit Frequenzgangeinfluss optimal abgestimmt, wenn ja, gehe zu 4.
4. Sind die Röhrentypen für mein Konzept optimal ausgewählt, wenn ja, gehe zu ...
5. Sind die Arbeitspunkte der Röhren so, wie sie für meinen Sound optimal sind, wenn ja...
6. Benutze ich die für meinen Sound passenden Röhrentypen, ...
7. Sind die Übertrager optimal. ...
8. Ist die Auswahl der Röhrenhersteller optimal, ...
9. Widerlinge Cs usw. optimale Typen, ...
10. Hat mein Gitarrenkabel die optimale Laufrichtung, ...
11. Ist mein Netztstecker richtig gepolt, ....
Bestimmt habe ich da Zwischenschritte in der Checkliste auf die Schnelle vergessen und vielleicht kann man die Reihenfolge noch diskutieren. Die Idee ist einfach da mit dem Optimieren anzufangen, wo es am meisten bringt und sich nicht in Details zu verzetteln. Aufhören kann jeder da, wo er meint, er kann nun keine Verbesserungen mehr für sich wahrnehmen. Die ganzen Voodoo-Diskussionen könnten dann einfach entfallen. Ich sehe das Problem bei diesen Bauteilwechselspielen darin, dass meist ganz andere Baustellen Unterwegs liegen, die mit nachdenken, Messen und Probieren beackert werden müssen, was auch Wissen und Können und Messgerät voraussetzt. Stattdessen wird das Bauteilspiel vorgeschoben, weil es außer ein paar Euros keinen großen Einsatz erfordert. Die Ergebnisse sind meist entsprechende suboptimal. Guckt doch mal hier im Archiv, da waren Amps mit Kohlepress und teuren C-s aufgebaut, die einfach wegen ihres miesen Aufbaus (Schwingen, Brumm) oder schlechter Abstimmung in der Schaltung den Erbauern nicht gefielen. Und nicht jeder geht mit seinen Misserfolgen an die Öffentlichkeit, weswegen von einer bedeutenden Dunkelziffer auszugehen ist. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele brauchbare aber nicht optimale Amps bei den Bauteiltypen nachoptimiert wurden und um Promille besser wurden, während an einigen Ecken zweistellige Prozente z.B. bei der Schaltungsauslegung schlummern.
In der Hoffnung einen konstruktiven beitrag zum unverkrampften Umgang mit Voodoo geleistet zu haben
und viele Grüße
Martin