Hallo Doc Blues,
Danke für Deine Meinung.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Geschichte eigentlich die Gitarrenspeaker, die in ihren vielen Facetten heute so erhältlich sind, eher zufällig geformt hat. Ganz nüchtern, mit den Augen eines Studio- oder PA Lautsprecher-Entwicklers betrachtet, sind Gitarrenlautsprecher eigentlich technisch überholt und objektiv einfach schlechte Lautsprecher.
Die Geschichte der Gitarrensounds hat sie aber zu dem gemacht, was sie heute auch noch sind. Zudem versuchen die Hersteller natürlich zu analysieren, warum diese Speaker genau so klingen, und beeinflussen diese nmttlerweile auch gezielt und gekonnt. Hierzu ist auch die Lektüre des Kapitels über Gitarrenlautsprecher im gerade in Entstehung befindlichen Buch über die Physik der E-Gitarre von Manfred Zollner sehr aufschlussreich (weitgehend vollständige pdfs hier:
http://homepages.fh-regensburg.de/~met39626/index.html, links auf "Physik der Elektrogitarre" klicken).
Dazu kommt, dass wir Gitarristen denkbar unflexibel und konservativ sind, sodass sich zeitgemäße Lautsprecher-Konzepte, die die üblichen Nachteile von Gitarrenlautsprechern vermeiden, nicht durchsetzen können.
Ich habe selber privat und beruflich schon lange mit Audio, Beschallung, Recording, Mixing und dergleichen zu tun, sodass ich mir einbilde, zu wissen, dass genau dieser Frequenz-Peak (bei 2-4kHz) vieler Lautsprecher FÜR MICH zuviel des Guten ist.
Nun gibt es tatsächlich eine Art Sweet Spot, einen bestimmten Hör-Winkel, bei dem aufgrund des Bündelungsverhaltens der Pegel bei diesem Frequenzbereich soweit abgesunken ist, dass es angenehmer klingt. Deshalb habe ich mich umgeschaut, ob es an 12"ern was gibt, was in eine etwas andere Richtung geht, sprich diesen Peak nicht hat. Da bin ich auf EVM12 und den Eminence Delta Pro gestoßen. Mein Denkfehler war, dass aufgrund physikalisch-technischer Begebenheiten bei ebendiesen Lautsprechern das Bündelungsverhalten zumindest ähnlich ist (die Nawi Membran mal außen vor gelassen). Somit würde der Pegel bei diesen Lautsprechern im entsprechenden Sweet Spot ebenso abgesunken sein, sprich das GEsamtergebnis ist einfach noch etwas dumpfer. Bringt mich also auch nicht weiter.
Da ich weder die Möglichkeiten, noch die Muse noch das Geld habe, mir ein völlig neuartiges Konzept zu überlegen, bleiben mir nur der Austausch der bisherigen Speaker in meinem Gehäuse.
Deswegen bin ich zu Guter Letzt auf den Lynch Speaker gekommen, weil der wie gesagt von den Infos aus dem www und vom Frequenzschrieb her schon meinen Anforderungen entsprechen KÖNNTE. Also irgendwo eine Mischung aus Vintage30 und EVM. Aber auch doch nochmal anders. Ob sie das tun, werde ich im Dezember wissen.
Zu meinem Equipment:
Gitarre: Musicman Axis Supersport HArdtail
Amp: Eigenbau: Vorstufe fast baugleich ENGL Blackmore Vorstufe, aber echt dreikanalig mit einem einzelnen EQ. Endstufe wie 50W JCM 800, Trafos von Welter, choke-less Netzteil, Platinenbauweise mit handverdrahteten Endröhrensockeln und Potis.
Box: eine sehr leichte, vertikale, rearloaded 2x12", relativ breit und mittel-resonant. Ich habe sie kürzlich innen mit Noppenschaum und Dämmwolle etwas gezähmt.
Zuerst hatte ich Celestion Century Vintage drin, die mir jahrelang gefielen, aber wahrscheinlich auch mit deswegen, weil ich keinen direkten VErgleich gezogen hatte. Aber eigentlich waren diese Speaker ganz schön grell. Ich habe es erst dann gemerkt, als ich im Zusammenspiel mit einer vermeintlich dumpfen andern Box mal die Höhenbedämpfer in meiner Amp-Schaltung (damals noch nicht sehr Blackmore-ähnlich) stark reduziert habe: Plötzlich klang die "Fremd"-Box geil, und meine eben zu grell.
Daraufhin bin ich bei 2x Eminence GB12 gelandet, die schon wirklich sehr gut sind (vor allem für das Geld, unglaublich). Allerdings fehlte mir etwas der Punch und die Mittenpeak Sache wurde auch aktuell. Daher habe ich meinen älteren Vintage 30 rausgekramt und unten eingebaut. Klang wieder ein Stückchen besser.
Nun hatte ich ja letztes Wochenende den Exkurs mit den Eminence Governor (von denen ich mir mehr erhofft hatte).
Aktuell habe ich spaßeshalber den Vintage 30 jetzt oben, un den einen GB12 unten. Auch sehr nett. Der Peak hat sich wieder etwas reduziert. Dennoch will ich es jetzt mit den Lynch Speakern wissen, denn man hört wirklich nur Gutes über ihn. Letztendlich bin ich froh, denn er ist günstiger und leichter als der EVM.