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Müller Mustang - Baubericht

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Offline Duesentrieb

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #15 am: 4.03.2010 12:53 »
LAMO  ;D

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Offline mac-alex_2003

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #16 am: 4.03.2010 13:00 »
Ich habs getan und auch geschafft Jo - das Resultat hat mich jedoch schockiert (Anhang)  :o

Wie geil ist das denn?  ;D ;D ;D

Zum Amp würd ich sagen, dass es ein relativ puristischer 3 Kanaler ist, ohne viel Schnickschnack.

So puristisch ist der nicht. 3,5 Kanäle und je Kanal 2 Sound-Modi-Schalter plus FX-Weg und Endstufenschaltung. Alleine die Verdrahtung innen ist eine Sch**ss Arbeit.


Das ist halt typisch Schwabe!
Es würde mich nicht wundern, wenn Marc dazu eine CNC-Bohrmaschine benutzt.
Grob fahrlässig ist es, nur einen Körner zum Einpressen der Eyelets zu verwenden - hier wäre ein passendes Formstück besser (schwäbischer)!  :devil:


Ich habe keine CNC, aber immerhin eine BCDM (eine brotherly controled drilling machine). Ich könnte jetzt über den tieferen Sinn des Körners
schreiben, darüber, dass er die Nieten oben weitet und damit noch eine bessere Einpressung herbeiführt oder sonst irgendeinen Stuss.

Die Tatsache ist: Ich bin Schwabe und die sind sparsam. Der Körner passte und war eh da. Weißt ja: Schotten sind wegen Verschwendungssucht
heimatvertriebene Schwaben.

Lust auf den nächsten Teil?

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Offline El Martin

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #17 am: 4.03.2010 13:17 »
Moin Marc!

Ich weiss nicht, was die Österreicher unter puristisch verstehen... :angel:

Mich würde der nächste Teil reizen...büttöh, büttöh... :danke:

Ciao
Martin
Rot ist schwarz und plus ist minus...

Rote Litzen sollst Du küssen, denn zum Küssen sind sie da.

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Offline mac-alex_2003

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #18 am: 4.03.2010 13:19 »
Somit sind wir bei letzten Teil bevor es an die Montage geht, hab gerade noch die Bilder eingefügt.

Teil 5: Bauelemente

Die wichtigsten Bauelemente für einen Verstärker und ihre Auswahl.

Vornweg soll gesagt sein, dass ich kein Bauteil-Voodoo betreibe, sondern lediglich Bauelemente verwende, die Stand der Technik und für jeden problemlos zu beschaffen sind. Es gibt hier keine Geheimnisse, versteckte Tricks oder sonstiges. Wichtig ist nur die Eigenschaften der Bauteile zu kennen und sie bedarfsgerecht einzusetzen.

Widerstände:
Metallfilm oder Kohlepress?
An anderer Stelle habe ich bereits die Eigenschaften von Kohlepresswiderständen und die Spannungsabhängigkeit des Widerstandswertes beschrieben. Generell kann man sagen, dass bei hohen AC und DC Pegeln Verzerrungen auftreten, die harmonische Verzerrungen hervorrufen und dass sie induktionsfrei sind. Damit ist der Einsatzbereich recht schnell umrissen: Arbeitswiderstände an der Anode, Slope-Widerstand, … Im Bereich der Signalführung oder an Kathoden können sie ihre Vorteile nicht oder kaum ausspielen. Hier kommen eher die negativen Seiten wie das Rauschverhalten in den Vordergrund. Als Konsequenz hieraus setze ich zu 99% auf Metallfilmwiderstände und teste anschließend an einigen wenigen Stellen Kohlepress. Nur wo ein überzeugender Unterschied zu hören ist bleiben sie dann drin. Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass man ohne Selektion aufgrund der Fertigungstoleranzen nicht auskommt.

Relais:
Zuerst stellt sich die Frage ob 1xUM oder 2xUM. Diese lässt sich relativ schnell beantworten: Relais mit 2xUM sind dann nachteilhaft, wenn damit 2 Signale geschaltet werden, die beide gleichzeitig aktiv sind und im schlimmsten Fall auch noch im gleichen Kanal nur an verschiedenen Stellen liegen. Hier kommt es innerhalb des Relais zu Übersprechungen die bis zum Aufschwingen führen können. Vorteilhaft sind sie jedoch, wenn man z.B. auf der einen Seite das Signal schaltet und auf der anderen Seite die stabilisierte Spannungsversorgung für LEDs zur Kanalanzeige.
Da ich kein Freund von LEDs auf Frontplatten bin (siehe auch Kommentar hierzu weiter hinten), schließlich steht der Amp hinter mir und ich habe keine Augen hinten, habe ich mich bewusst für 1xUM Signalrelais entschieden.

Die klassischen Vertreter hierzu sind (gehe z.B. Conrad und gebe Signalrelais ein):
Omron            G5V      http://www.conrad.de/ce/de/product/503877/


Panasonic    DS1      http://www.conrad.de/ce/de/product/505024/


SDS       DR      http://www.conrad.de/ce/de/product/504950/,



Wobei sich letzteres dadurch unterscheidet, dass es ein Reedrelais ist, was noch  wichtig werden soll.

Schaut man sich die Spulenwicklungen bzw. die Leistungsaufnahme der Relais an, so stellt man fest:
Omron:           150mW (167R)
Panasonic:   200mW bei der S-Variante, 400mW bei der M-Variante
SDS:      78mW (320R)

Durch den deutlich höheren Spulenwiderstand des SDS liegt dessen Strombedarf bei ca. der Hälfte der Omron Relais, von den Panasonic ganz zu schweigen.

Die Umschaltung der Kanäle funktioniert wie am Anfang beschrieben durch Schaltkontakte, die vom Fußschalter bereitgestellt werden. Dort wird jedoch mit Transistoren geschaltet, so dass ich nicht unendlich viel Strom im Amp zur Verfügung stellen kann. Hinzu kommt eine Leitungslänge von bis zu 10Meter beim Fußschalter und 5V Versorgungsspannung. Im Idealfall wollte ich 50-60mA je Schaltausgang nicht überschreiten.

Der Maximalfall im Amp liegt bei zwei Relais und 2 AQYs zum Muten. Beim SDS sind dies:
2x15mA (SDS) + 2x10mA (AQY) = 50mA.

Beim Omron sind dies bereits 2x30mA + 2x10mA = 80mA, beim Panasonic bereits über 100mA.

Ein weiterer Vorteil der Reedrelais liegt im Bounceverhalten von 1ms zu 5ms beim Omron sowie in der Schirmung der Relais. Die Panasonic scheiden alleine schon aufgrund ihrer 10ms operate time und 5ms release time aus.

Und zum Schluss noch ein ganz einfacher Vorteil der SDS Relais. Sie haben ein minimales Rastermaß von 5mm, die Omron von 2,5mm. Letzteres ist mit Lötösen nur sehr schlecht zu lösen. So bleibt von den ganzen verfügbaren Signalrelais am Ende genau eines übrig, das alle Ansprüche erfüllt.

Dies alles sind die Faktoren, die mich dazu gebracht haben, diese Relais einzusetzen.
Die Firma SDS und die ersten Reedrelais gibt es übrigens seit 1962!

Reedrelais bzw. Reedspulen werden auch gerne als Positionsschalter verwendet, wobei am bewegten Partner einen Magnet befestigt ist. Mit der Fertigung dieser Schalter hatte ich mich mal in meiner Diplomarbeit beschäftigt, ist also schon eine Weile her.

Wenn es auf den Strom und das Rastermaß nicht ankommt sind die Omron oder alternativ auch Finder eine gute funktionierende Lösung. Mit den gelben Panasonic habe ich dagegen keine sehr positiven Erfahrungen gemacht was die Haltbarkeit anbelangt. Einmal zu lange mit dem Lötkolben ran und sie waren kaputt.

Potentiometer:

Alpha Potis bieten sich aus vielerlei Gründen an. Ein großer Vorteil gegenüber anderen sind die Metallachsen, die genau die richtige Länge für die normalen Knöpfe haben. Da müssen dann nicht erstmal mühsam die Achsen gekürzt werden. Und CTS mag ich aufgrund der Plastikachsen schonmal nicht.

Dann haben die 24mm gegenüber den kleineren 16mm den Vorteil, dass sie höhere Spannungen aushalten (500V/250V gegenüber 200V/150V bei lin/log).

Andere Vorteile der Alphas sind so Sachen wie das Drehgefühl und die seitlichen Nibs, die als Verdrehsicherung dienen, aber auch einfach abgeknippst werden können.

Die geschlossenen PEC Mil Potis würden mich auch mal interessieren, nur ist der Preis von ca. 14 EUR je Stück dann einfach nicht drin. Die Alphas bieten auch hier ein super Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nur aufpassen: Es gibt Alphas mit metrischem Gewinde und solche mit Zoll-Gewinde. Dirk hat immer das metrische Gewinde. Andere Anbieter schicken einem gerne mal zwischendurch welche mit Zoll-Gewinden. Die passen dann super in die fertig geschnittenen Chassis rein, nämlich gar nicht!


Trafos:

Die Trafos für den Mustang werden wieder von Ingo Gorges hergestellt, da sie meinen Vorstellungen eines offenen direkten Sounds am nähesten kommen. Tests mit Ausgangsübertragern anderer Hersteller brachten nicht die gewünschten Ergebnisse. So war ein Mercury Magnetics Radiospares einfach viel zu mittig brüllend, das passte einfach nicht.

Für den Mustang bekommen die Trafos nun pulverlackierte Kappen anstatt der verzinkten. Irgendwie hatte ich mich an den ganzen verzinkten / verchromten / polierten / schwarz lackierten Kappen satt gesehen. Man wird von vorne zwar nicht auf die Kappen sehen, aber es ist wie bei einer guten Uhr. Man weiß, dass innendrin ein schönes Uhrwerk arbeitet, selbst wenn man es sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Die weißen Kappen werden auch ausschließlich dem Mustang als Topmodell vorbehalten sein.

Also erstmal runter mit den Kappen.


   
Hier sieht man sehr schön die Wickelung des Ausgangsübertragers, der spulenkörperlos mit Trennlagen gewickelt ist.




Ein paar Tage später waren die Kappen dann fertig zum Abholen. Das weiß glänz wunderbar und ist absolut schlagfest. Selbst wenn man die Zahnscheiben in den Lack drückt platzt nichts ab. Das ist nicht zu vergleichen mit lackierten Teilen. Ich hatte schon andere Blechteile von einem Autolackierbetrieb lackieren lassen. Es sieht sehr schön aus, aber einmal eine Schraube reingedreht und schon ist der Lack ab.



Also wieder auf die Trafos drauf damit und schon warten sie im Regal auf ihren Einsatz.




Viele Grüße,
Marc

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Offline Kramusha

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #19 am: 4.03.2010 13:45 »
Ich weiss nicht, was die Österreicher unter puristisch verstehen... :angel:

Wer mein übernächstes Projekt kennt weiß was ich meine :) Genaueres bei PN, ich hijack nicht so gerne Threads...

Lg :)

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Offline Joachim

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #20 am: 4.03.2010 14:15 »
Ich habs getan und auch geschafft Jo - das Resultat hat mich jedoch schockiert (Anhang)  :o

Hätte ich von einem "Saubermann" wie Marc nicht erwartet ....

Ja, der Marc ist ein ganz schlimmer Finger. Aber mal ehrlich Piero, Du hättest doch erkennen müssen, dass es sich hier um die Schaltzeichen von (NOS) Digitus-Röhren handelt, einen ganz seltene Sorte ;D. Leider ist es Dir nicht gelungen, die eigentliche Beschaltung zu rekonstruieren. Das wäre richtig spannend gewesen ;)

Grüße,
Joachim

P.S.: Sorry Marc fürs spammen. Ich lösch auch meine Beiträge, wenn Du möchtest :-[
Live long and prosper.

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Offline darkbluemurder

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #21 am: 4.03.2010 16:02 »
Die Tatsache ist: Ich bin Schwabe und die sind sparsam. Der Körner passte und war eh da. Weißt ja: Schotten sind wegen Verschwendungssucht
heimatvertriebene Schwaben.

Das ist gut, das wusste ich noch nicht.

Aber die Mitglieder dieses Boards wissen bestimmt, dass die Schwaben den Kupferdraht erfunden haben, oder nicht?
Zwei Schwaben haben gleichzeitig einen Pfennig gefunden ...

Vielen Dank für den super Baubericht.

Stephan

PS: in meinen Adern fließt ebenfalls schwäbisches Blut.
Bauten
Chieftain, HoSo56, Cleartone, Dirty Shirley, CJ 11, Junior Chief, Peggy 40

Conversions
Marshall 1959 SLP RI zu Minimalist HRM, Fender Bassman zu Mark Overdrive Special, Marshall 100W JMP zu Fat BE100, Marshall JTM 45 Reissue zu Dirty Daisy; Guyatone Bassman zu Basstonemaster

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Offline mac-alex_2003

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #22 am: 4.03.2010 18:22 »
@ Jo: Nein, nichts löschen. Humor muss sein!

Ich sehe, da hilft jetzt nur noch eines:

Teil 6: Das Netzteil

Auf dem Netzteil-Board sind integriert die HV-Gleichrichtung, die ungeregelte DC-Heizung für die ersten vier Röhren, das Hochlegen der AC-Heizung sowie die Gleichrichtung und Regelung der Relais-Versorgung.

Warum nicht gleich eine geregelte DC-Heizung? Sie wird meiner Meinung nach überbewertet. Bei viel Gain bringt sie tatsächlich mehr Ruhe, weiter hinten im Signalweg ist es aber recht egal. Dort bringt ein Hochlegen der Heizung ebenfalls absolute Ruhe. Abgesehen davon ist es auch notwendig um beim Kathodenfolger keine Probleme mit der Ufk auftreten zu lassen.

Eine Regelung der Relaisversorgung ist dagegen absolut notwendig. Ist ein Relais nicht angesteuert liegt nur Vcc an der Plusseite an, die Minusseite ist in diesem Fall offen. Wenn nun ein Rest-Ripple Vcc überlagert, dann kann es vorkommen, dass dieser Brumm in das Signal einstreut. Besonders kritisch ist dies logischerweise bei Relais, die weit vorne im Signalweg liegen. Eine Spannungsregelung verhindert das zuverlässig. Noch besser wird es, wenn man eine 6,3V Wicklung nimmt und nach der Gleichrichtung mit einem Lowdrop-Regler (LM2940) arbeitet. Man hat durch den geringeren Spannungsabstand zu 5V nahezu keine Wärmeverluste am Regler. Ein Kühlkörper oder eine Montage am Chassis ist nicht notwendig.




Die Verdrahtung auf der Unterseite erfolgt genau wie auf der Oberseite mit 1mm Silberdraht oder bei Bedarf mit Litze. Wo es sinnvoll ist mache ich schon immer eine 2-seitige Bestückung. Allerdings nur bei Bauteilen, an die ich nachher garantiert nicht mehr heran muss. Beim Netzteil ist das nicht besonders kritisch. Beim Preamp-Board gibt es jedoch ein paar Stellen im Bereich des Tonestacks, da gab es ansonsten einfach nicht genug Platz.

Das fertige Netzteil:





Sehr praktisch ist es, wenn man bei der Montage provisiorisch Abstandsbolzen ans Board schraubt. Die 40mm Bolzen bieten sich sehr gut an, da dann ausreichend Platz für die Beinchen beim Bestücken ist.

Die Elkos hatte ich früher mit Montageklebeband befestigt, nach einer anregenden Diskussion hier im Forum sind sie nun mit Kabelbindern festgemacht und halten absolut wackelfrei.

Zusammen mit dem Netzteil-Board habe ich auch gleich das kleine Bias-Board fertigt gemacht. Anders als beim Nighthawk habe ich die Bias-Erzeugung auf dem extra Board gelassen. Das Netzteil konnte ich nicht breiter machen, von daher war die Extra-Lösung für mich das Geschickteste.




Viele Grüße,
Marc

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Offline ODwan

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #23 am: 4.03.2010 23:33 »
Hallo Marc,
mal wieder super gemacht... und als Classic "Beta-Tester und -bauer" und Spieler bin ich natürlich gespannt, wie diese Evolutionsstufe so wird.
Ich hab da noch nen Satz Classic-Trafos mit denen ich auch nen 3kanäler basteln wollte....
Grüße,
Timo
...nur weil Du nicht schizophren bist heißt das noch lange nicht, daß SIE Dich nicht auch beobachten!!!

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Offline mac-alex_2003

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #24 am: 5.03.2010 09:53 »
Guten Morgen!

nun wird es Zeit für die nächsten Teile:


Teil 7: Das Preamp-Board

Der Aufbau bzw. die Planung des Preamp-Boards wird mit jeder (positiven und negativen) Erfahrung die man gemacht hat besser.Gerade hier ist es doch recht kritisch, wo man welche Bauteile und Leitungen platziert. Es hilft einfach viel Ausprobieren. Prinzipiell habe ich mir ein Basislayout für eine bestimmte Stufe erarbeitet, dass ich dann entsprechend variiere. Wenn man sich das Board ein bischen genauer anschaut dürfte man auch schon recht gut die Positionierung erkennen.

Ein paar meiner Grundregeln sind z.B.:

- Alles was im Signalweg hintereinander liegt wird auch so aufgebaut.
   Damit ergibt sich in der Frontplattengestaltung das klassische "form follows function"-Prinzip.
   Die einzige Abweichung die ich je davon gemacht habe war beim Nighthawk die Position der Volume-Regler, wo einfach ausnahmesweise mal das Design Vorrang hatte.
   Beim Mustang werden zwei Tonestacks von der selben Röhre angetrieben, was sich dann in der räumlichen Nähe dieser beiden auf der Frontplatte wiederspiegelt.
   Diese Tonestacks sind durch Relais davor und dahinter entkoppelt. Eigentlich wollte ich es wie Olaf mit nur einem Relais machen. Aufgrund der Umschaltereien
   in den Stacks habe ich aber darauf verzichtet. Der Einfluss der Entkopplung wäre mir zu groß geworden.

- So kurze Wege wie möglich
   Was geht kommt nach vorne Richtung Röhren auf das Board

- Kathodenbauteile müssen nicht vorne liegen
   Wirds vorne zu eng kommen diese nach hinten aufs Board. Eine Kathodenleitung ist nicht so empfindlich, v.a. wenn sie nahe am Chassis verlegt ist

- Vielleicht recht wichtig
   Kondensatoren die im Signalweg hintereinander liegen und dazwischen ein Regler ist auf keinen Fall nebeneinander platzieren. Das Signal das Kondensators vor dem
   Regler streut in den anderen C ein. Da kommt selbst dann ein Ton durch, wenn der Regler zugedreht ist.


Um es sich aber nicht unnötig schwer zu machen sollte man sich v.a. bei komplexeren Schaltungen bereits vorher überlegen, welche Röhre man wo im Signalweg platziert. Es ist z.B. wenig sinnvoll die Eingangsstufe in die Mitte zu setzen, dann mit dem Signal nach links und danach wieder nach rechts zu gehen… Phasengleiche Leitungen verschiedener Stufen gehören nicht direkt nebeneinander aber auch um 180° verschobene Phasen sollte nicht parallel verlaufen. Dann gibt es da noch das Einstreuverhalten von Kondensatoren, das auch nochmal die genaue Position beeinflussen kann. Generell kann man noch sagen, dass sich kritische Leitungen am Besten (falls es sicht nicht vermeiden lässt) im 90° Winkel kreuzen.

Bereits beim Layouten des Boards sollte man sich sehr genau überlegen, wo später welche Leitung verläuft. Wird z.B. eine geschirmte Leitung eingesetzt, so muss evtl. neben dem Signalanschluss noch eine Masseöse für die Schirmung liegen. Auch werden zu diesem Zeitpunkt die Massen der einzelnen Stufen auf dem Board miteinander verbunden.

Nach Bereitstellung aller Unterlagen werden zuerst die Relais und Optokoppler bestückt um anschließend die Schaltlogik zu testen.




Auf der halbfertigen Unterseite sind nun alle Leitungen vorhanden, die für das Switching notwendig sind. Rechts geht dann der verdrillte Kabelbaum raus, der später an der Switches-Buchse angelötet wird.



 

Sämtliche Leitungen auf der Unterseite sind in 1mm Silberdraht ausgeführt, lediglich wenige Verbindungen sind mit Litze verlegt.

Zum Testen schließe ich Masse und Vcc an 5V an und schalte mit ein paar Krokoklemmen die entsprechenden Kanäle durch, indem ich abwechselnd den jeweilige Punkt an Masse lege. Eine ordentliche Auslegung der Schaltung hat sich gelohnt, die Schalterei bestehend aus 6 Relais, 5 Optokopplern und 7 Dioden (ohne die 5 Freilaufdioden) funktioniert auf Anhieb. Alle Relais schalten die Kanäle durch und die Optokoppler muten die nicht benutzten Stränge um auch das letzte Quäntchen Übersprechen stumm zu schalten.

Die Schalterei führe ich massegesteuert durch. Das hat schlichtweg folgenden Vorteil: Man steckt hinten einen Adapter von verriegelbarer DIN-Buchse auf Klinkenbuchse in den Amp. Hat man nun einen Vcc-gesteuerte Schaltung liegen 5V (oder 12V) am Gehäuse der Klinkenbuchsen. Kommt man nun mit der Buchse irgendwo ans Chassis brennt der Regler durch oder fliegt eine Sicherung oder oder ...

Anschließend habe ich die komplette Oberseite fertig bestückt und zusammen mit den Anschlusskabeln fertig verlötet. Hier noch ein Bild direkt nach dem Bestücken:




Fertig verlötet mit allen Anschlusskabeln dran sieht das dann schon so aus:
 



Das Massekonzept

Die eigentliche Basis bildet ein Busmassenkonzept, das leicht modifiziert wurde. Eine tolle Beschreibung findet sich inzwischen bei Valve Wizard: http://www.freewebs.com/valvewizard2/Grounding.pdf
Es werden jeweils die Massepunkte einer Stufe zusammengefasst und diese über einen Bus zu einer Zentralmasse geführt. Der Massepunkt einer lokalen Masse ist stets auch der Massepunkt des zu dieser Stufe zugehörigen Elkos. Die Funktion des Massebus übernimmt dann das Chassis. Aus diesem Grund sind auch zwei Elkos nicht als Doppelelko ausgeführt sondern einzeln im Chassis befestigt. Später hierzu mehr.

Im Gegensatz zu Valve Wizard verbaue ich jedoch am Input keine isolierte Buchse. Die Masse der Inputbuchse ist die Lebensversicherung für den Gitarristen. Kommt es aus irgendeinem erfindlichen Grund zu einem Defekt im Amp, so muss unter allen Umständen vermieden werden, dass Spannung auf die Saitenmasse der Gitarre kommt.

Dies ist realsiert durch eine durchgängige Schutzerde, die sicher ausgeführt ist. Am Netzfilter wird eine Litze, die mindestens den selben Querschnitt wie die dickste Netzleitung hat, durch die Öse durchgezogen, umgebogen, wieder um die Litze herumgewickelt und verlötet. Das andere Ende wird genauso an einer Lötöse befestigt, die an das Chassis angeschraubt wird. Wie eine sichere Schraubverbindung ausgeführt wird hat Rockopa beschrieben. Diese Schraube darf zu keinem anderen Zweck wie z.B. als Trafobefestigungsschraube verwendet werden. Alle Schutzleiterleitungen werden in grün/gelb ausgeführt. Diese Farbe darf für keine andere Litzen verwendet werden.

An der Inputbuchse wird die Masse vom Chassis wie bereits beschrieben festgelötet, als Massepunkt wird die lokale Masse von V1 verwendet. Zusätzlich wird über die nicht isolierte Montage der Buchse eine Masseverbindung ermöglicht. Nun könnte aus der Litzenverbindung und der Verbindung übers Chassis eine Masseschleife entstehen. Dies kann durch eine entsprechende Verlegung der Litze und eine Positionierung der Inputbuchse nahe von V1 vermieden werden.




Teil 8: Die Chassismontage

Das Chassis besteht wie meine bisherigen Chassis auch aus gebürstetem V2A. Anfänglich hatte ich Aluminium eingesetzt, dann aber auf Edelstahl gewechselt, da diese deutlich stabiler bei gleichzeitig einfacherer Fertigung sind. Aluminium hat stets den Nachteil, dass das Eloxieren aufwändig und teuer ist. Als Dicke haben sich dabei 2mm bewährt.

Die erstellten CAD-Daten gehen dann an meinen Lieferanten zum Lasern, der sie auch für das Abkanten überarbeitet. Hierbei wird das Blech gestreckt, so dass noch Abzüge an den Maßen gemacht werden müssen. Neben den Aussparungen für die Käfigmuttern werden noch Schnitte eingebracht um Verwerfungen der Falze beim Abkanten zu vermeiden.

Aufpassen sollte man noch bei der Positionierung der Bohrungen für die Elkohalter. Je nach Durchmesser der Elkos sind  die Befestigungsbohrungen und die große Öffnung für den Elko nicht genau auf einer Linie. Berücksichtigt man dies nicht, so sitzt der Elko später nicht genau zentriert über der Öffnung. So unterscheiden sich meine Chassis z.B. leicht an den Elkobohrungen, abhängig davon ob F&T Elkos oder TADs verwendet werden.

Bei den Löchern im Chassis sollte man ebenfalls immer ein bis zwei Zehntel im Durchmesser zugeben um die Toleranzen von Frontplatte und Chassis zu berücksichtigen.

Auf LEDs zur Kanalanzeige habe ich bewusst verzichtet. Der Amp steht im Regelfall hinter einem und der Fußschalter liegt vor einem am Boden. Wo schaut man dann meistens hin? Auf den Fußschalter und nicht auf den Amp…

Als ich die Chassis dann abgeholt und die Schutzfolie abgezogen hatte, konnte ich mir zum ersten mal in Ruhe diesen schweizer Käse aus Edelstahl anschauen.




Nach dem Abziehen habe ich das Chassis erst einmal komplett mit Edelstahlpflege behandelt. Danach strahlte es gleich nochmal schöner.


 

Damit die dicken APEM-Schalter einen besseren Halt haben und sich nicht so leicht verdrehen habe ich gleich die entsprechenden Nasen vorgesehen. Anders als bei anderen Schaltern (z.B. die kleinen Hebelschalter) oder Potis, die ein zweites Loch brauchen, das man mal schnell selber bohrt, ist das bei diesen Durchbrüchen selbst praktisch fast nicht mehr herstellbar. Ein Hoch auf den Laser, dem ist es egal wie ich die Schnitt-Linien im CAD zeichne.




Die Trafos werden nun mit M5-Schrauben und Unterlegscheiben aus Edelstahl befestigt. Ich hatte einmal einen krummen Trafo weil ich keine Unterlegscheiben verwendet hatte. Nie wieder! Alle anderen Halter etc. werden ebenfalls mit Edelstahlschrauben montiert. Hierzu verwende ich entweder Schlitzschrauben mit Zylinderkopf (Elkohalter) oder solche mit kleinerem Rundkopf (Fassungen, Abstandsbolzen). Diese passen bei den gängigen Noval-Fassungen besser, denn Normale M3 Schrauben stehen hier immer etwas schräg wenn man sie reinsteckt. Da hilft dann nur noch beherztes Geradebiegen. Die mit Rundkopf dagegen stehen schön gerade. Kleiner Tipp: Ich hatte sie bei der Suche nach kleineren Köpfen mal bei RS Components gefunden. Evtl. gibt es sowas ja auchnoch woanders.

Der Netztrafo und der Ausgangsübertrager sind so weit wie möglich entfernt und zueinander verdreht. Dabei ist der Ausgangsübertrager so orientiert, dass dessen Feldlinien nicht direkt in die davor liegenden Röhren schießen. „Es […] sollte jedoch darauf geachtet werden, daß der Abstand zwischen diesem (dem Netztrafo, d. Verf.) und dem Ausgangsübertrager nicht zu klein ist und daß außerdem die Achsen dieser beiden Transformatoren um 90° gegeneinander verdreht sind.“ (Otto Diciol, Röhren-NF Verstärker Praktikum, 2003, S.312)

Eigentlich selbstverständlich, aber dennoch erwähnenswert ist, dass an jeglicher Kabeldurchführung Gummitüllen eingesetzt werden! Niemals ein Kabel direkt durch eine Öffnung ziehen, es könnte sich aufscheuern.

Das Gitter, das später die Röhren schützen wird, ist nun nicht mehr lackiert, sondern ebenso wie die Trafokappen pulverbeschichtet. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die Oberfläche weicher und unanfälliger gegen Beschädigungen ist. Da das Gitter mit Inbus-M4-Schrauben befestigt ist, ist die ein klarer Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Lack. Trotzdem kommen auch da Unterlegscheiben und Sicherungsringe zum Einsatz. Durch das Festschrauben in ordentlichen Aluträgern aus 20x20mm Profil ist das ganze auch absolut dauerfest. Wie oft hatte ich schon ausgefranste Holzträger da, bei denen nach mehrmaligem Abschrauben der Rückplatte nichts mehr gehalten hatte? Einschraubgewinde wären auch noch eine Alternative aber ordentliche Träger waren mir dann doch lieber.

Alle Klinkenbuchsen werden mit einer Ausnahme (Inputbuchse) isoliert montiert. Möchte man nicht auf die meiner Meinung nach nicht so tollen Plastikbuchsen zurückgreifen bieten sich Switchcraft-Buchsen mit Isolierscheiben an. Die Bohrungen im Chassis müssen entsprechend größer gewählt werden.

Liegt das Chassis bei 2mm und wie beim Nighthawk die Frontplatte ebenfalls bei 2mm, so sind zwingend Buchsen mit langem Schaft notwendig. Da die Edenstahlfronten beim Mustang eine Dicke von 1mm haben kann ich bei der Inputbuchse, die nicht isoliert montiert ist, auf eine mit kurzen Gewinde zurückgreifen. Dadurch steht das Gewinde auch weniger aus der Mutter heraus.

Wichtig ist es bei den Switchcraft, dass zügig gelötet wird. Grillt man zu lange an den Buchsen herum verziehen sich die Schaltzungen und das Eingangssignal wird u.U. nicht mehr sauber auf Masse geschaltet.


Viele Grüße,
Marc

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Offline Caisa

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #25 am: 5.03.2010 10:04 »
Hallo Marc, tolle Dokumentation!  :) Macht Spaß das zu lesen und dann die Bildchen dazu, einfach super.  :guitar:

Sag mal, was für einen Durchmesser hast du für die Switchcraftbuchsen inkl. Isolierscheiben gewählt?

Weiter so.... :bier:
moin moin...

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Offline mac-alex_2003

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #26 am: 5.03.2010 10:42 »
Hallo,

der Durchmesser beträgt da 11,2mm. Allerdings habe ich recht wenig Toleranzen drin, da alles mit CNC-Maschinen gemacht wird.
Beim Handbohren kannst Du auf 11,5mm gehen.

Freut mich, dass Dir die Doku gefällt. Evtl. gibts heute abend den nächsten Teil, wo man den Amp dann das erste Mal von außen sehen wird.

Viele Grüße,
Marc

*

Offline Caisa

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #27 am: 5.03.2010 10:45 »
Danke Marc,

ich schau heute Abend wieder rein!


Rock on!  :guitar:

Gruß Stephan
moin moin...

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Offline El Martin

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #28 am: 5.03.2010 10:49 »
Marc, auf ein Wort?

BENCHMARK!  8)

Ciao
Martin
PS: Wenn ich eine Schwester-Gesteuerte Bohrmaschine hätte, hätten meine Chassis keine Löcher.
In Ermangelung bohre ich also mehr schlecht als recht, selber.
Rot ist schwarz und plus ist minus...

Rote Litzen sollst Du küssen, denn zum Küssen sind sie da.

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Offline Athlord

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Re:Müller Mustang - Baubericht
« Antwort #29 am: 5.03.2010 10:52 »
...und Dank der tollen Bilder kann man nun auch den Schaltplan rekonstruieren.... :devil:
Cheers
Jürgen
Ich danke allen, die nichts zur Sache beizutragen hatten und trotzdem geschwiegen haben!