Nun geht es zu den vorerst letzten beiden Kapiteln (bis es dann Soundclips gibt).
Teil 13: Inbetriebnahme
Nachdem ich bereits vorher das Netzteil alleine schon getestet habe sollte von der Seite her nichts mehr passieren. Grundsätzlich teste ich auch die gesamte Schalterei wie beschrieben um Fehler auf der Boardunterseite auszuschließen. Diese später noch zu korrigieren ist kein Spaß mehr ...
Nun erst einmal die Schutzleiterdurchgängigkeit prüfen.
Vor dem Anschalten kontrollieren ich nochmals alle Verbindungen v.a. der Hochvoltleitungen, die Switches-Buchse bleibt dabei erstmal unbelegt und wird erst später verdrahtet. Nunja, irgendwann wirds immer ernst. Also das Messgerät an Ub+ und die Box an den Speakerausgang ran und anschalten. Das erste was ich mache nachdem ich ein leichtes auschen höre ist den Master hochzudrehen und zu prüfen, ob der AÜ richtig rum angeschlossen ist. Für alle Fälle lasse ich beide Primärleitungen erstmal ungekürzt um notfalls die Phasenlage noch tauschen zu können.
Schwingt und pfeift hier nichts schalte ich alle Kanäle durch und prüfe mit der Gitarre nach, ob auch alles wie gewünscht funktioniert. Das ist dann der Punkt an dem man recht schnell feststellt ob man sauber gearbeitet hat oder ob bei viel Gain die Kanäle pfeifen, übersprechen gepresst klingen oder sonstigen Schweinkram treiben. War hier jedoch nicht er Fall.
Sagt mir dann das Oszi noch, dass auch bei höheren Frequenzen die Endstufe nicht schwingt messe ich erstmal alle Anoden, Kathoden, Gitter etc. durch und vergleiche die Werte mit den berechneten aus dem Schaltplan. Kleinere Abweichungen sind durchaus drin, im Regelfall liegen die bei den Anoden jedoch nicht weiter weg als 5-10V, bei den Kathoden im Bereich von 0,2V.
Funktioniert alles wie gewollt und klingt auch so (halbwegs) wie gewünscht darf der Amp sich auf der Streckbank einspielen. Die Sozos machen da gerne wie oben beschrieben einen Strich durch die Rechnung und lassen sich viel Zeit. Schwierig war das ganze hier, weil es im Prinzip drei unabhängige Kanalzüge sind, die nacheinander eingespielt werden wollen. Um die Zeit bestmöglich zu nutzen habe ich den Amp teilweise die komplette Nacht durchlaufen lassen, hier jedoch mit runtergedrehtem Mastervolume und neben dem Amp liegenden Rauchmelder!
Bis dahin ist alles noch eine recht ruhige technische Arbeit. Danach verteile ich dann Ohrstöpsel an meine Frau, warne die umliegenden Nachbarn vor und ruf beim Erdbebenschutzverein an.
Eigentlich weiß ich zu diesem Zeitpunkt bereits sehr genau, wie der Amp klingen soll und wie die Schaltungen der Kanäle sind. Widerstände tausche ich zu diesem Zeitpunkt im Regelfall nicht mehr. Die Ausnahme machte hier die letztendliche Auslegung der More-Regelung und die Lautstärkeabstimmung der Kanale untereinander. Interessant ist dann mehr die Bauteileauswahl an verschiedenen Stellen und die Einstellung der Feedback-Schleife. Am einfachsten ist es ein Poti einzulöten und dann so lange zu justieren, bis man das gewüschte Ergebnis hat. Der Mustang hat da nach einem ganz unrunden Wert verlangt, jedoch klang der nächst höhere Wert lleine gespielt toll, im Bandkontext jedoch zu brizzelig. Auch hier teste ich jedes Stadium mit der gesamten Band...
Der Mustang hat seinem Namen beim Abstimmen ehrlich gesagt die ersten zwei Wochen alle Ehre gemacht und sich gegen ein Zähmen kräftig gewehrt. Letztendlich brachte eine leicht andere Abstimmung in Höhen und Bässen das gewünschte Ergebnis. Nach der letzten Änderung hab ich den Amp tatsächlich nur noch angeschaltet, 2 Minuten gespielt und den Rest des Abends zufrieden mit einem Dauergrinsen
auf dem Sofa verbracht.
Nun habe ich nur noch die Switches-Buchse verdrahtet und die Mute-Zeit mit dem kleinen Trimmpoti am Mute-Modul (das kleine schwarze) eingestellt.