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HIWATT DR201 Erfahrungsbericht Röhrenupdate

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Offline Drahtzieher

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Hallöli zusammen,

auf der Suche nach einer Bassverstärkung habe ich einen seit 30 Jahre unveränderten und kaum bewegten DR201 übernommen. Blind auf die Internetlegendenbildung vertrauend, kaufte ich das Teil nach einem Garagencheck, den rückengeschädigten Urbesitzer mit einer Träne im Auge zurücklassend.

Referenz ist ein Acoustic G60T Gitarrenröhrenamp (6L6), der an einer 12" - 8" - Horn - FMC Box geile Bass-Sounds liefert, sehr tief und rund, trocken, heiser oder sahnig angezerrt. Mit seinen 50 Watt fehlt ihm aber schnell der Mörder-Druck und voll aufgerissen hält sich jede Punkband die Ohren zu . . .   

Die HIWATT-Elkos wurden gegen F&T's getauscht, einer seiberte schon Granulat aus einer Sollbruchstelle.  Die Komplettbestückung mit Mullards V1-4 + 6 x EL 34 wurde belassen. Gitarre in Zimmerlautstärke war klasse: Ein ungemein luftiger, klassischer Sound. Angezerrt allerdings wie Bröckel-Müsli.

Die erste Mullard-Session mit Bass:
enttäuschend !  Konturarm, verhangen, Bröckelzerre, in Lautsärke und Sound keine Chance gegen den Acoustic.

Vorstufe neu: V1 TungSol / Rest EH ECC 83 /  Endstufe Mullard
- Gitarre: weniger luftig, mehr knackig, definierter - Zerre bröckelt . .
- Bass: weniger luftig dafür mehr Definition & Attac (deutlich baesser) - Zerre bröckelt . . . ,
Lautstärke: gesamtfreudlos schlapp  (Master = Max gut zu ertragen), keine Chance gegen den Acoustic.


HIWATT V1 TungSol / Rest EH ECC 83  / Endstufe JJ Hiwatt-Selektion
- Gitarre: noch etwas weniger luftig, dafür eine weiche, angenehme Mittenanhebung, im Spektrum ausgewogener, ein großer, runder, perlender Cleansound mit eigenem Charakter. Ein Hauch Zerre bringt ein schönes Vintagesustain in die Akkorde. Er zerrt jetzt weicher, bayrischer. Er macht nicht mehr Bröckel-Kotz sondern im Normalkanal RRRRR und im Brightkanal rrrrrrrrrr - Nicht Chrunch, sondern RRRunch, aber stärker gezerrt schon sehr eigen
- Bass: Die Töne flitzen definiert aus den Fingern. Im Bass schlanker als der Acoustic, aber clean im Spaßfaktor gleichauf.
Zerre ist nicht so doll. Lautstärke: Über 12/13 Uhr Master könnte nur eine Zusatzbox die Speaker retten.


Dirks Empfehlung für mehr Zerre, wenn High Gain nicht nötig:

HIWATT V1 JJ 803 / Rest EH ECC 83  / Endstufe JJ Hiwatt-Selektion
- Gitarre: das ist jetzt vom luftigen Mullard-Sound am weitesten weg. Zerrt früher, weicher, voller. Sehr eigen, nicht Marschall, nicht Fender, vieleicht entfernt Vox, aber statt Klirr-Zerre RRRrrrr-Zerre. Rösten, statt braten, rollende Riffs mit eigener Note mit denen man geschmacklich warm werden kann/muss oder nicht will.
- Bass: 1. Ich brauche noch 2 15" Boxen und 3 12" Boxen und eine OpenAir Bühne, viel mehr Können und die Rest-Jungs von Led Zeppelin   . 2. Das brüllt und röhrt und schmatzt oder kommt knochentrocken. Meine arme Box braucht Unterstützung. Das isses ! Für mich ! Tätowierter Sound ! Glockenklangjünger müssen beichten wenn sie das hören: zu wenig Bass und zu viel böser Dreck. 


Betrachtung > alle Röhren neu, nur V1 wechselt

Gitarre: = Vintagesound weg, Spektrum homogener.
V1 TS             gut und ausgewogen
V1 JJ803         clean schlechter / Zerre stärker / Geschmacksache
V1 Mullard:      der filigrane Vintage-Cleansound ist wieder da !!!
                     zerrt am weichesten


Bass: = insgesamt erhebliche Aufwertung
V1 TS             knackig, clean-orientiert sehr gut
V1 JJ803         druckvoll, weicher, tolle Zerrre
V1 Mullard:      Bass: zerrt am filigransten aber läßt im Vergleich
                     zur JJ 803 den Druck drastisch zusammenfallen.


Insgesamtbetrachtung
Diese 30 Jahre alten Mullards lassen immer noch erahnen, was sie für außergewöhnliche, eigenständige Röhren waren. Der Sound kann süchtig machen. In meinem Acoustic als V1 V 2 eingebaut stelle sich ein geiler Clean-Sound wie noch nie ein.
ABER: bei Single-Notes und im Lead-Kanal fehlte es an Druck und Substanz. Diese Röhren haben noch eine erhabene Klangfärbung, aber sie sind alt und weich und schlapp. Leider. Nur für spezielle Schmalspur-Sounds noch zu gebrauchen.

HIWATT-Einstellung:
Ich hab die Eingangskanäle verlinkt. Die oberen sind schwächer. Je nach dem, ob man die oberen oder unteren wagerecht verbindet, oder diagonal schräg rechts oder links gekippt, je nachdem wo der Bass eingestöpselt ist, verändert sich der Sound. 8 Varianten sind drin. Mit einem Relaiskästchen könnte man eine Umschaltung zwischen clean und Drive realisieren.
Ich mische immer beide Kanäle. Der Normal zerrt weicher und verliert ab 15 Uhr an Dynamik / wird matschig. Der Bright zerrt feiner, auch aggressiver bis zum Anschlag. Die Mischungsvarianten zusammen mit dem Mittenregler ergeben zahlreiche Sounds.

Insgesamt bleibt auch der neu beröhrte EL34 HIWATT im Tiefbass deutlich schlanker als der Acoustic. Er ist wohl nix für Reggae, aber sicher ein sehr durchsetzungsfähiger Rockamp. Wobei der Tiefbass zu kleine Räume (bei mir 30 qm) ohnehin in einen dröhnenden Resonanzkasten verwandelt.
Desweiteren habe ich den Eindruck das der HIWATT wie eine Monitor-Box die Töne seziert. Jeder Seite eines Akkords wird ausgewogen dargestellt. Billige Gitarren weden enttarnt und ich höre jetzt, das meine Gitarren-Combobox hohl klingt. Mein Bass ist ein Hoyer Jazzbass, der vor langer Zeit aktiv PJ bestückt wurde. Der HIWATT-Vorbesitzer findet ihn gut aber meint, dass sein Original Fender aus den 60-igern mehr Tiefen bringt.

Die Beratung von Dirk war hervorragend und passgenau. Der Tip mit der JJ803 in der V1 hat dann noch den Vogel abgeschossen. Der Spaßfaktor ist nun ein gewichtiger Grund zu schleppen ;-)   Vintage hin oder her: die neuen Röhren haben aus einem "noch funkionierenden" nun einen sehr geilen Amp gemacht.

Gruß

Der Drähte Zieher







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Offline carlitz

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Re:HIWATT DR201 Erfahrungsbericht Röhrenupdate
« Antwort #1 am: 16.09.2010 10:18 »
Super Bericht......DANKE !!!
If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline Joker

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Re:HIWATT DR201 Erfahrungsbericht Röhrenupdate
« Antwort #2 am: 17.09.2010 21:37 »
Classe Bericht!  :danke:

mir ist bis jetzt auch noch nichts bässeres für Bass untergekommen. Ich finde, der Hiwatt geht aber ziemlich tief in den Basskeller und so schön rrrrunch  ;) (zumindest mit MM und KT 88). Mit einer passenden 2x15" er wirst du sicher auch zu dem Genuss kommen. In meiner Vorstufe werkeln 12ax TS, und 3x TT´s.
Wenn man für das Schleppen Hilfe hat - auf jeden Fall 1. Wahl!!!

salut

Joker

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Offline Drahtzieher

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Re:HIWATT DR201 Erfahrungsbericht Röhrenupdate
« Antwort #3 am: 18.09.2010 14:40 »
@Joker
Ich finde, der Hiwatt geht aber ziemlich tief in den Basskeller und so schön rrrrunch  Wink (zumindest mit MM und KT 88).

Ich vermute der Unterschied liegt bei den 4 x KT88  <->  6 x EL34. Habe keine eigene Erfahrung dazu, aber man sagt den KT88 eine Stärke im Bass nach. Ich habe durch den Austausch der Vorröhren ja erlebt, dass selbst Röhren gleichen Typs "subjektiv " d. h. verschieden verstärken. Die Pickups mögen ggf auch eine Rolle spielen. Über eine zusätzliche 15" Box denke ich ebenfalls nach, ist aber derzeit Spaß-Luxus.

Wenn man für das Schleppen Hilfe hat - auf jeden Fall 1. Wahl!!!

Ich mache mir noch einen "Überzug" aus LKW-Plane mit 1 cm Isomattenschaum gepolstert. Rechts und links schlage ich zwei stabile Gurte (nicht die billigen) um das Top und habe so zwei Griffmöglichkeiten. Das geht vorm Bauch für kurze Strecken ganz gut. Aber derzeit wird der Amp eh kaum bewegt und nur hobbymäßig genutzt.

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Offline Radical Pulse

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Re: HIWATT DR201 Erfahrungsbericht Röhrenupdate
« Antwort #4 am: 4.06.2012 21:35 »
Da ich mit meinem gastierenden DR201 (EL34) heut Mittag auch mal verschiedenen Röhren, die ich gerade da hatte und die die in dem Amp schon verbaut waren, ausgiebig rumprobiert habe will ich auch mal n kleinen Bericht dazu geben und diesen "alten" Thread etwas beleben ;)

Der amp ist mit EL34 von TAD bestückt. Als ich ihn bekommen habe war dei Vorstufe wie folgt ausgestattet:
V1: SQ 7025
V2: Ultron ECC83
V3: Tronal ECC83
V4: ebenson Tronal ECC83

Die 7025 kann man getrost aussortieren, sie war nicht nur mikrofonieanfällig wie sau sondern auch sehr lasch und etwas dumpf/stumpf im Klangbild.

Da hatte eine Standard JJ-Tesla ECC83 schon deutlich mehr druck und Präsenz. Warmer Klang. Nicht matschig aber es fehlte etwas Klarheit und Feinzeichnung.

Eine Standard Sovtek 12AX7WA verhielt sich ziemlich ähnlich.

Eine für V1 selektierte Electro Harmonix 12AX7 war vielleicht etwas durchsetzungfähiger als die vorherigen aber nur subtil. Sonst recht ähnlich, minimal klarer.

Am besten gefallen hat mir eine für V1 selektierte TungSol. Sehr klar und durchsetzungfähig ... aber nicht zu kühl oder steril. Recht "deutlicher" Unterschied zu den anderen Röhren und auch "deutlich" mehr Gain

Später hab ich noch die Ultron(ehemals V2) als V1 eingesetzt. Auch sehr klar, der Tung-Sol ähnlich, aber zu Steril und nicht so durchsetzungfähig.

Da mir die Tung-Sol am besten gefallen hatte hab ich sie für die weiteren Tests als V1 belassen.

Die Ultron spielte als V2 sehr klar und angenehm, etwas steril aber gerade nicht so zu sehr. Verzerrt ein bischen ungewohnt, recht hart irgendwie.

Die JJ-Teslas, und EH Röhren waren sich auch hier recht ähnlich und waren nicht so klar wie die Ultron hatten dafür aber gerade bei single Notes mehr Attack/punch, deutlich weichere und angenehmere Zerre.

Überrascht hat mich dann die Sovetek. Nicht ganz so klar wie die Ultron aber klarer als JJ und EH, nicht ganz so steril wie die Ultron dafür mehr Attack/punch als die Ultron aber nicht so viel wie JJ und EH. Zerre war angenehmer als bei der Ultron aber doch sehr durchsätzungsfähig. Ziemlich gute Mischung muss ich gestehen :)

Da ich nur eine Tung-Sol da hatte hab ich als V1 eine JJ eingesetzt und dann die Tung-Sol mit den anderen verglichen. Auch als V2 war sie der Ultron recht ähnlich aber wie als V1 nicht ganz so steril. Zerre war etwas angenehmer. Konnte an der Sovtek aber in deiser Position nicht vorbeiziehen dazu fehlte ihr der Kick.

Als V2 blieb dann die Sovtek drinne, die hat mich einfach überzeugt.

Bei V3 wurden die Unterschieden dann etwas subtiler die Tronal machte einen guten Job zu JJ und EH waren irgendwie Unterschiede da aber da kann ich nicht beschwören ob die nicht doch nur eingebildet waren ;)  Tung-Sol und Ultron verarbeiteten das Signal vielleicht minimal "lässiger".

Bei V4 war im Gegensatz zur Originalbestückung eine ECC83(tronal) anstatt einer ECC81 eingesetzt. Hier spielten alle ECC83 eigentlich gleich auf. Liegt denke ich mal auch an der Rückkoplung. Eine ECC81 hatte ich leider nicht zur Hand. Eine JJ ECC82 spielte irgendwie lässiger/suveräner auf, schwer zu beschreiben. Gainmäßig war zur ECC83 kaum ein Unterschied. Das ist vermutlich auch der Rückkoplung verschuldet, dese war als der Amp zu mir kam kurz geschlossen und in dem Zustand Spielte eine ECC83 auch mit wesentlich mehr Gain auf.

Ich hoffe ihr könnt mit den Beschreibungen etwas anfangen ... Sounds zu beschreiben ist halt immer etwas heikel, gerade bei mehr oder weniger subtilen Unterschieden ;) aber vielleicht nützt es dem einen oder anderen.

Am deutlichesten fand ich die durchsätzungfähigkeit der Tung-Sol als V1 ... das war doch ein deutlicherer Unterschied zu den anderen Röhren.
Und überrascht hat mich die Sovtek als V2 mit ihrer Ausgewogenheit an dieser Stelle, obwohl sie sonst der JJ und EH sehr ähnlich und nur als V2 plötzlich hervorstach.

Die Ultron, obwohl sie eine super Röhre ist, war dann zum Schluss gar nicht mehr mit drinn. Für Cleane Basssounds könnte ich sie mir aber sehr gut vorstellen.

Gruß
Malte

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Offline Grooverock

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Re: HIWATT DR201 Erfahrungsbericht Röhrenupdate
« Antwort #5 am: 31.08.2012 00:02 »
Hi!

Sehr interessant!!! Und danke fürs Teilen!!!
Aber was meinst du mit er zerrt bayrischer???

Er zerrt jetzt weicher, bayrischer.

Da kann ich mir nichts drunter vorstellen...
Viele Grüße!
Kim
Dreckig und laut...