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Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau

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Dave

  • Gast
Hallo!

Ich beschäftige mich noch nicht so lange mit dem Thema Verstärkerbau und bin deshalb noch nicht so erfahren auf diesem Gebiet. Trotzdem möchte ich bei meinem Fender Champion 600 eine kleine Soundveränderung vornehmen. Deshalb folgende Fragen:

Welcher Widerstand ist für die Mittenregelung verantwortlich? Und woran ist dies zu erkennen (falls man das so einfach in kürze beantworten kann)
Und wie müsste ich den Widerstandswert verändern wenn ich die Mitten z.B. von Verstärkereinstellung 6 auf 4,5 absenken möchte.

Was haltet ihr von Kohlepresswiderständen? Da gibt es ja sehr unterschiedliche Meinungen. Wäre eine Austausch beim Champion 600 sinnvoll?

Außerdem suche ich noch ein gutes Buch, dass sich mit dem Thema Verstärkerbau beschäftigt, um mir die Grundlagen drauf zu schaffen. Hat da jemand eine guten Tip? Da Fachbücher ja nicht billig sind möchte ich mir keins kaufen, was nicht wirklich verständlich und für Einsteiger gemacht ist.
Ich hatte jetzt „Gitarrenverstärker selbst gebaut“ in Auge gefasst.

Für jede Hilfe zu meine Fragen wäre ich euch dankbar!

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Offline Nils H.

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #1 am: 4.11.2010 21:21 »
Moin,

erst einmal die übliche Warnung vorweg: In jedem Röhrenverstärker finden sich Spannungen, die bei unsachgemäßer Handhabung tödlich und auch noch einige Zeit nach dem Ausschalten des Verstärkers vorhanden sein können - so auch im Champion 600. Diese "Restspannungen" haben ihren Ursprung in den Elkos des Netzteils, und hier hat Fender sich Entladewiderstände gespart, d.h. die Elkos müssen auf sachgemäße Art und Weise vor jedem Eingriff in den Amp entladen werden! HIER IST ÄUSSERSTE VORSICHT GEBOTEN!

Hier findest Du den Schaltplan des Champion 600. Wie bei ganz vielen Fender-Amps findet sich der so genannte "Tonestack" zwischen den ersten beiden Verstärkerstufen. Im Champion 600 ist das das Netzwerk bestehend aus R18-22 und C1, C8 und C9. Normalerweise finden sich im Tonestack zwei oder drei Potis, Fender hat hier allerdings alles mit Festwiderständen auf bestimmte Werte festgelegt. Hier gilt es anzusetzen.

R20 und R21 stellen hier das "Treble-Poti" dar, welches als Spannungsteiler arbeitet. R22 ist für die Bassanteile, R19 für die Mittenanteile zuständig. Für eine Anhebung der Mitten könntest Du versuchen, R19 auf 28k, 22k oder 25k zu vergrößern - 25k entsprächen bei einem "klassischen" 3-Band Tonestack einem voll aufgedrehten Mittenpoti. In der Natur dieser Tonestacks liegt allerdings, dass Du nie einen Frequenzbereich alleine beeinflussen kannst - erhöhst Du den Mittenanteil durch Veränderung von R19, erfolgt gleichzeitig auch eine leichte Bass- und Höhenanhebung. Hier gilt es also u.U. einigermaßen viel zu experimentieren.

Edit: ups, Du willst ja runter mit den Mitten. Dann eben in die andere Richtung, tiefer als 4,7k würde ich aber wohl nicht gehen./Edit

Um sich mit der Wirkungsweise eines Tonestacks vertraut zu machen, empfehle ich Dir den Download der Software "Tone Stack Calculator" von Duncanamps. Hier kannst Du mit den Werten spielen und beoachten, wie sich das auf den Frequenzgang des Tonestacks auswirkt.

Noch mal zur Wiederholung: Unsachgemäßes öffnen und drin rumlöten an einem Röhrenamp kann tödlich ausgehen! Also: Äußerste Vorsicht!

Gruß, Nils
« Letzte Änderung: 4.11.2010 21:24 von Nils H. »

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Offline Nils H.

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #2 am: 4.11.2010 21:28 »
Ach ja, zu den Kohlepresswiderständen: Da gehen die Meinungen ja auseinander. Sinnvoll sind sie nur an den Stellen, an denen große Spannungen über den Widerständen abfallen, klassisch also z.B. die Anodenwiderstände. Problematisch bei den Kohlepresswiderständen sind mehrere Sachen: Sie rauschen sehr stark, sie streuen sehr in ihrem Wert, so dass man gründlich selektieren muss, und sie verändern beim (zu langen) löten auch gerne mal ihren Wert. Pauschal die Widerstände gegen Kohlepress auszutauschen halte ich daher für Kontraproduktiv. Einige hier schwören darauf, an einzelnen neuralgischen Punkten Widerstände gegen Kohlepress zu taquschen, man sollte es aber halt nicht übertreiben.

Gruß, Nils

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Offline Hardcorebastler

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #3 am: 5.11.2010 10:29 »
Hi,
ich empfehle wer keinen technischen Hintergrund hat  erst mal Fachbücher zu Grundlagen der Elektrotechnik lesen,
wenn URI kein Fremdwort ist, der Umgang mit  Multimeter vertraut ist und man weiß was man misst sollte man zur Literatur greifen die Verstärker behandelt.
Ein Buch für Röhrenverstärker wo alles erklärt wird gibt es nicht, da musst du quer lesen oder du beschränkt dich auf Nachbau ohne zu wissen wie die Schaltung funktioniert.
Die Wirkungsweise eines Tonestacks  kannst du testen siehe Link von Nils,wie das Teil funktioniert geht wider auf Grundlagen Elektrotechnik zurück, Filterschaltungen usw..
Ob der Herr G. Haas im Buch dies ausführlich erklärt weiß ich nicht.

Der Tone Stack Calculator ist ein tolles Spielzeug,selbst die Werte der Bauteile sind mit Doppelklick änderbar.

Das Rauschen der Widerstände ist auch abhängig von der Temperatur,wenn es wenig rauschen soll achte darauf das die nur handwarm werden, also Verlustleistung am Widerstand ausrechnen und dann mindestens den doppelten Belastungswert nehmen,besonders die Anodenwiderstände.
Beispiel: du rechnest aus der Anoden R verbrät 1 Watt, dann baue einen 2 Watt ein,  Metalloxid.
Eigentlich sind solche Spielereien in einem Gitarrenamp fehl am Platze wo hier  das Signal eh bewusst verzerrt wird.

Gruß, Jörg
« Letzte Änderung: 5.11.2010 11:54 von Hardcorebastler »

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Dave

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #4 am: 5.11.2010 18:36 »
Danke erstmal für eure Antworten und für den Link!

Grundlagen der E-Technik besitze ich denn ich bin gelernter Elektroinstallateur. Nur ist des Theama Vertärkerbau wieder eine andere Sache und deshalb will ich mich ja auch erstmal gründlich belesen.
Aber wenn es darum geht, "nur" Bauteile zu tauschen, bin ich dazu schon in der Lage.
Woran ist denn zu erkennen, welcher Widerstand genau für die Mitten verantwortilch ist? Denn das kann ich leider noch nicht richtig nachvollziehen.

Und entladen sich die Netzelkos nicht nach einigen Minuten wenn der Amp augeschaltet ist?

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Offline Hardcorebastler

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #5 am: 5.11.2010 19:38 »

Den Widerstand für die Mitten hat Nils oben beschrieben.
Die Fender Fritzen haben anstatt der Potis Widerstände eingebaut.
R21 und R20 entspricht im Programm R2

Die Elkos können dauerhaft die Spannung halten,  du kannst einen 2W 330K bis 470K
Widerstand über den Netzteilelko löten, dann entlädt sich der Elko demnächst automatisch.


 

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Offline Nils H.

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #6 am: 5.11.2010 22:51 »
Und entladen sich die Netzelkos nicht nach einigen Minuten wenn der Amp augeschaltet ist?

Moin,

das meinte ich mit "Fender hat sich die Entladewiderstände gespart". Irgendwann entladen sich die Elkos, aber halt u.U. nicht in ein paar Minuten. Da gibt's zwei Möglichkeiten: Zum einen, wie Jörg gesagt hat, einen Entladewiderstand über C6 löten, zum anderen ein "Entladekabel bauen". Ich habe hierfür eine Messstrippe in der Mitte aufgetrennt und einen... öh... 220k (oder so)/2W Widerstand in die Leitung eingefügt. Auf beiden Seiten dann eine Klemme, und dieses Entladekabel kommt als erstes, bevor ich etwas im Amp mache, über den ersten Elko, und bleibt da auch, bis ich fertig mit arbeiten bin. Bloß vorm nächsten Einschalten das rausnehmen nicht vergessen!

Gruß, Nils

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Offline SvR

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #7 am: 6.11.2010 11:03 »
Salü,
Bloß vorm nächsten Einschalten das rausnehmen nicht vergessen!
Den Satz kann man dick und fett unterstreichen.
Hab bei meinem Netzteil den beiden dicken Siebelkos jeweils einen 470k parallel gelötet.
Weil mir das Entladen damit allerdings zulange gedauert hat, hab ich noch einen 10k/5W-Widerling mit Krokoklemmen parallel dazu geschaltet.
Beim Erstenmal klappte das auch problemlos, bloss nach dem Zweitenmal hab ich vergessen ihn nach dem Entladen wieder zu entfernen.
Alles ich dann wieder eingeschaltet hab, hat der Widerstand seine glühenden Bestandteile über meinen Schreibtisch verteilt.
Also immer alles doppelt überprüfen! (Fehler machen wir nämlich alle mal)
mfg sven

Edit: Zu deiner Literaturfrage gibts bereits diverse Threads (aktuell einer in der Quasselecke), einfach mal die Suchfunktion quälen, da findest du einiges.
« Letzte Änderung: 6.11.2010 11:04 von SvR »
Rettet den Wald, esst mehr Biber!
PIC32-Tutorial

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Offline Hardcorebastler

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #8 am: 6.11.2010 11:40 »
Hi,
die 220K(2W Metalloxid) gelten für den 22uf, 360V Fall bei dem Fender-Amp.
Ich würde den Widerstand für  1-2 mA Endladestrom bemessen, bei einem dauerhaft eingelöteten Entladewiderstand.

Für die Quicki Entladung 10 – 20 mA, auf die Belastung und Spannungsfestigkeit des W. achten !

Die zulässige Spannungsfestigkeit dieser im Bild gezeigten 5 W Typen liegt weit unter den 360V,
bei 10 k ,etwa 220V. Die Teile können durchschlagen, nicht durch die Zementisolierung sondern der Wickel im W. erzeugt einen Kurzschluss,
leider schon erlebt.

Also besser einen W. fest einlöten sonst lebt man gefährlich , siehe Swen

Gruß, Jörg

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Dave

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #9 am: 6.11.2010 12:08 »
Ok, danke!
Ich sehe schon , dass die Sache sehr komplex werden kann. Ich werde mich dann wirklich erstmal gründlich belesen, dass ich ich sicher weis was ich genau zu tun und zu lassen habe.
Die Sache mit der "Entladeleitung" ist denke ich ne gute Sache, damit werde ich es probieren.
Und für die Mitteneinstellung werde ich mir dann mal ein paar Widerstände in verschieden größen bestellen und probieren.
Die Duncan-sofware gibt da ja gute Werte, an denen man sich orientieren kann.

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Offline jacob

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  • Rote Amps klingen besser!
Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #10 am: 6.11.2010 12:13 »
Hi,

deshalb sollte man tatsächlich auch immer zuerst einen Blick in die Hersteller- Datenblätter der Widerstände werfen.
Die Belastbarkeit sagt nichts über die Spannungsfestigkeit aus.

Das gleiche gilt natürlich auch für die Kabel, die man verbauen will.

Also besser Teflon als Silikon  ;)

Gruß

Jacob
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist grundsätzlich in der Praxis größer als in der Theorie. (Unbekannt)

Ein Mensch, der spürt, wenn auch verschwommen, er müsste sich, genau genommen, im Grunde seines Herzens schämen, zieht vor, es nicht genau zu nehmen. (Eugen Roth)

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Offline Hardcorebastler

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #11 am: 6.11.2010 12:32 »
Hi, Jacob
so ist es ,der dicke Zementwiderstand suggeriert eine hohe Spannungsfestigkeit,
da wir es hier mit hohen Spannungen zu tun haben, lieber 2 mal vorher überlegen und schauen.

Teflonkabel sind mir zu teuer, gute Silikonkabel mit der entsprechenden Spannungsfestigkeit sind  ok,
aber ich meine ab 500 V wird die Luft dünn für S-Kabel, ich nehme dann Messleitungen mit doppelter Isolierung.


Gruß, Jörg

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Offline SvR

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #12 am: 6.11.2010 14:40 »
Salü
so ist es ,der dicke Zementwiderstand suggeriert eine hohe Spannungsfestigkeit,
da wir es hier mit hohen Spannungen zu tun haben, lieber 2 mal vorher überlegen und schauen.
Zum "manuellen" Entladen war der Widerstand ausreichend, da geht die Spannung auch recht schnell in die Knie (das hat der R auch diverse Male klaglos mit gemacht). Überfordert war er erst als ich vergessen hab ihn vor dem Einschalten wieder zu entfernen. Da hätte er das vierfach seiner Verlustleistung verheizen müssen, was ihn dann wohl in Verbindung mit der überschrittenen Spannung (laut Datenblatt Wurzel(P*R) -> also ca 223V) das Leben ausgehaucht hat.
mfg sven

Ps: Ich schreib mich übrigens mit "v" und nicht mit "w", aber die Verwechslung kommt hier öfters vor ;)
Rettet den Wald, esst mehr Biber!
PIC32-Tutorial

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Offline Hardcorebastler

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #13 am: 6.11.2010 16:50 »
Hallo Sven,
zum Entladen sind die Teile ja ok, mein Hinweis war allgemeiner Art bez. Spannungsfestigkeit, ich hatte die früher mal als Anodenwiderstand eingebaut und dem entsprechende Erfahrung gemacht.
Da ich meist an mehreren Verstärkern bastele muss ich mit meiner Schusseligkeit rechnen und baue die Entladewiderstände immer fest ein.
Das Abrauchen des W. ist noch relativ harmlos, lustig wird es wenn durch die Hitze eine Lötstelle aufgeht, der Draht mit der HV Spannung kommt ans Gehäuse,mit der Aktion habe ich mir schon ein Messgerät zerschossen.


Gruß, Jörg

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Offline bloink

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Re:Klangänderung bei Fender Champion 600/ Buchtip Amp-Bau
« Antwort #14 am: 27.11.2010 20:58 »
Wenn du gelernter Elektriker bist dann weißt du ja bestimmt dass du Kondensatoren auch zum Filtern von Frequenzen benutzen kannst, Beispielsweiße Hochpass und Tiefpass.
Ein Tonestack besteht aus ein paar Kombinationen aus Hoch- und Tiefpässen. Findet man im Internet bestimmt jede Menge Infos drüber aber wenn du die Duncan Software hast siehst du auch direkt welche Auswirkungen eine Änderung des C's oder R's hat.

Apropos Champ... mich hat auch das Champfieber gepackt und ich glaube ich werde mir das Teil mal bestellen. Mich würde mal interessieren was ihr alles an Mods durchgeführt habt. :D
Also immer her damit, was könnte ich alles aus dem kleinen rausholen.
Bekommt ihr so'n schönen Crunch raus wie hier bei 1:25
http://www.youtube.com/watch?v=HTbxDQoakh4

Gruß
Chris