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Ampeg v4 mit Schwingneigung

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Offline tubeampgrufti

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Ampeg v4 mit Schwingneigung
« am: 8.12.2010 16:39 »
Hallo Forumsgemeinde

Ich habe ein Problem mit einem Ampeg v4 aus den Siebzigern. Der Amp wurde vor etwa 2 Jahren von der USA in die CH importiert und hat da einen neuen Trafo für 230 Volt erhalten. Der Amp ist aber nie richtig gelaufen und daher hat er den Weg in meine Werkstatt gefunden. Vieles musste in der Vor- und Endstufe repariert und geändert werden (zB. BIAS von 60 Hz auf 50 Hz umgebaut, weil kapazitiver Spannungsteiler). Alle Spannungen sind etwa 10 Prozent über den Schemawerten, sollte aber gerade noch gehen ausser der Heizung, die  habe ich mit einem Vorwiderstand von 6,9 auf 6,3 Volt heruntergeholt.
Als letztes Problem bleibt, dass der Verstärker bei hoher Aussteuerung "knallt". Auf dem KO sieht man wie die negative Halbwelle einer Sinusschwingung "ausreisst". Im Schema sind die Gitterwiderstände der vier 7027A mit 47 kOhm angegeben und auch so bestückt. Weil alle Beruhigungsmassnahmen (spielen mit der Gegenkopplung, neue Siebelkos usw) keine Besserung brachten, habe ich mal die Gitterwiderstände (Gridstopper) auf übliche 4k7 reduziert und siehe da, der Amp läuft völlig stabil mit tollem Sound!
Meine Fragen nun: Warum könnte in diesem Amp der Widerstandswert 10 Mal grösser vorgesehen sein als üblich? Was könnte passieren, wenn ich die Werte definitiv von 47 k auf übliche 4k7 herunter nehme? Zudem fragt mein Kunde: Kann man den Amp auch mit 6L6GC oder 5881WXT betreiben? (weil besser erhältlich). Natürlich mit BIAS-Anpassung. Spricht da was dagegen? Anodenspannung etwa 550 Volt

Danke zum Voraus für eure Tipps!
Gruss aus der CH

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Offline darkbluemurder

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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #1 am: 8.12.2010 18:35 »
Hallo,

Kevin O'Connor schreibt in seinem Buch über die 7027, dass sie einen sehr linearen Frequenzgang bis weit in den Außenhörbereich hat. Ampeg wollte das offenbar mit den recht großen Gitterstoppern in den Griff bekommen. Da die Gegenkopplung in dem Amp aber über drei Stufen geht, sind Probleme hinsichtlich Phasenverschiebungen vorprogrammiert. Ich kann mir Dein Phänomen nur dadurch erklären, dass mit den geringeren Gitter-Widerständen die Gegenkopplung stabiler geworden ist, weil sich die Phasenlage der Gegenkopplung zu Deinen Gunsten geändert hat. In dem Buch von ValveWizard steht zur Gegenkopplung einiges drin.

550V sind für 6L6GC oder 5881 gerade an der Grenze. Ampeg selbst ist ja von den 7027 auf die 6550 umgestiegen, aber die brauchen viel mehr Heizstrom (1,5A gegenüber 0,9A). Bei 4 Röhren sind das 6A gegenüber 3,6A - ob das der Netztrafo schafft, bezweifle ich mal. Außerdem glaube ich kaum, dass die 6550 die 535V Schirmgitterspannung mögen werden. Du hast also die folgenden Optionen:

1. 6L6GC oder 5881 verwenden (Pinbelegung ändern) und schauen, ob sie es auf Dauer verkraften - entsprechenden Risikohinweis an den Kunden geben.
2. wie 1. und die B+ etwas runterbringen.
3. da es ein Kundenamp ist, würde ich die JJ 7027 nehmen. Die müsste gut erhältlich sein.

Viele Grüße
Stephan
Bauten
Chieftain, HoSo56, Cleartone, Dirty Shirley, CJ 11, Junior Chief, Peggy 40

Conversions
Marshall 1959 SLP RI zu Minimalist HRM, Fender Bassman zu Mark Overdrive Special, Marshall 100W JMP zu Fat BE100, Marshall JTM 45 Reissue zu Dirty Daisy; Guyatone Bassman zu Basstonemaster

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Offline tubeampgrufti

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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #2 am: 8.12.2010 18:51 »
Danke Stefan!

Die Pinbelegung ist bereits auf 6L6/5881 und 7027A universell ausgelegt worden. Hat scheinbar die letzte Werkstatt schon gemacht.
Das Problem des Kunden ist, dass er für seine anderen Amps bereist 6L6 und EL34 auf Reserve hat und nicht noch ein 7027er Lager anlegen möchte.

Frage: EL34 wäre doch für höhere Spannungen geeignet. PIN1 und 8 verbinden und BIAS von ca. -60 auf ca. -32 Volt reduzieren (ca. 30mA Ib bei 550V an A). Gibt wohl Impedanzprobleme mit Aü, oder? Müsste wohl min. die GK angepasst werden? Was würde wohl der Sound machen?


Die 4k7 Gitterstopper anstelle der 47 k lasse ich mal so. Kann ja nichts passieren ausser allenfalls Soundveränderungen! Da der Amp aber in der CH noch nie richtig funktioniert hat, gibts ja auch keinen Vergleich.

Dank und Gruss

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Offline es345 (†)

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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #3 am: 8.12.2010 20:22 »
Hi

laut Schaltplan beträgt die Versorgungsspannung vor dem G2 Gitterwiderstand R36/R37 589V.
Das G2 der EL34 wird das nicht lange überleben, es ist für max 400V spezifiziert.

Gruß Hans- Georg

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Offline tubeampgrufti

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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #4 am: 8.12.2010 21:50 »
Danke Hans-Georg!
Für mich aber auch bei 6L6, 5881 und 7027A ein Problem. Je nach Datenblatt und Hersteller sind auch bei diesen Röhren über 500 Volt am G2 eine Ueberforderung und trotzdem halten die Tuben ganz schön lange (meistens wenigstens).
Uebrigens den "Umbau" von 7027A auf 6L6GC hat der Kunde bei dem letzten Werkstattbesuch machen lassen, weil er in einem einschlägigen Forum (muss aber nicht TT gewesen sein) diesen Tipp bekommen hat. In meine Werkstatt kommen oft solche "Umbauten" mit denen umzugehen ist oft schwierig, weil die Argumente nicht immer nachzuvollziehen sind. Auf einen Umbau auf EL34 werde ich nun wohl eher verzichten. Ich bin nur auf die Idee gekommen, weil Dirk ja mal eine Tabelle mit "austauschbaren Röhren mit den Randbedingungen" publiziert hat. Dabei fehlt allerding der Tausch von 7027A auf andere Oktale. Scheint also nicht empfehlenswert zu sein! :(


@ Stephan: Entschuldige das "f" in deinem Namen bei meiner letzten Antwort!

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Offline Dirk

  • Dirk M.
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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #5 am: 8.12.2010 22:10 »
Ich bin nur auf die Idee gekommen, weil Dirk ja mal eine Tabelle mit "austauschbaren Röhren mit den Randbedingungen" publiziert hat. Dabei fehlt allerding der Tausch von 7027A auf andere Oktale. Scheint also nicht empfehlenswert zu sein! :(

Das Fehlen ist ohne Bewertung ! Ich habe es bis jetzt nicht selbst versucht / getestet also kann ich auch nichts darüber sagen.
Aber zu Deiner 6L6 Sache kann ich ggf. noch etwas bei tragen. Die 6L6 sind in der Tat für 500 V Anodenspannung zugelassen, genauso wie die EL84 für 300 V. An die 300 V hält sich im Gitarrenverstärkerbereich eigentlich keiner, was daraus resultiert ist bekannt. Ich würde auch behaupten, dass sich an die 500 V für die 6L6 die wenigsten halten würden, aber die 500 V sind irgendwie eine magische Grenze, die nur sehr selten überschritten wird (was auch zum teil nachvollziehbar ist). Dennoch gibt es einige Schaltungen bei denen die 6L6 mit über 500 V betrieben wird. Im Audio-bereich soll es sogar bis 700 V hoch gehen. Möglich ? Ja. Das Problem ist meiner Meinung nach nicht die Spannung, sondern die Leistung. Solange die Maximale Verlustleistung nicht überschritten wird und konservativ eingestellt wird, scheint es die 6L6 (und Co) wenig zu jucken ob jetzt 500 V oder 600 V an der Anode liegen. Ein viel grösseres Problem ist da eher das Schirmgitter. Hier werden ein paar Volt zu viel recht schnell tödlich für die Röhre. Wenn das beachtet wird, dann dürfte die 550 V der 6L6 nicht schaden.

Gruß, Dirk
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Offline tubeampgrufti

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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #6 am: 9.12.2010 08:28 »
Besten Dank an alle die mir geantwortet und weiter geholfen haben, insbesondere an Dirk (er ist ja schliesslich auch der Chef hier!)

Ich fasse zusammen: für 6L6GC und auch JJ7027 mit Ua/Ug2 500/450V müsste die Schirmgitterspannung auf 450 V heruntergeholt werden, was bei diesem Amp kein Problem ist, weil die entsprechende Spannung „B“ unabhängig von den Vorstufenspannungen erzeugt wird.
Zusatzfrage: auf welchen Wert soll die BIAS in diesem Fall eingestellt werden? Nach Berechnung für die 6L6GC wären das etwa 30 mA. Ist das ok?

Die saubere Lösung wäre natürlich echte 7027A zu beschaffen (Ua/Ug2 600/500V). Wer wüsste wo die (noch) zu haben sind? Produziert werden die (mit der Endung „A“) ja schon lange nicht mehr, oder?
Die Konkurenz von TT behauptet zwar noch welche zu haben: Zitat: JJ/Tesla the real 7027A with 8 pins, handles 600V,7027A.
Wäre das die Lösung? (sorry Dirk! Das Datenblatt von eurer JJ-7027 zeigt die gleichen „Limiting values“ wie die der JJ-6L6GC: 500/450V)
Ich möchte einfach den Amp nicht nach ein paar Wochen wieder auf der Werkbank haben, weil die Endröhren abgeraucht sind! Der junge Rockmusiker, der ihn betreibt, wird ihn sicher mehrheitlich im Sättigungsbereich fahren!

Nochmals Dank an alle mit
bestem Ostschweizer Gruss

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Offline Dirk

  • Dirk M.
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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #7 am: 9.12.2010 09:27 »
Die Konkurenz von TT behauptet zwar noch welche zu haben: Zitat: JJ/Tesla the real 7027A with 8 pins, handles 600V,7027A.
Wäre das die Lösung? (sorry Dirk! Das Datenblatt von eurer JJ-7027 zeigt die gleichen „Limiting values“ wie die der JJ-6L6GC: 500/450V)

Es gibt nur eine Version der JJ 7027 und das ist die, die auch auf dem Datenblatt - welches im Übrigen von JJ selbst kommt und nicht von uns - aufgeführt ist. Andere 7027 gibt es von JJ nicht.
Es gibt von Sovtel noch 7027 aber ich kenne deren Qualität und Zuverlässigkeit nicht. Ich kann Dir aber gerne mal einen Satz beschaffen.
Interessant ist, das Sovtek auch behauptet, das die Sovtek 5881 ebenfalls als Ersatz für die 7027 eingesetzt werden würde. Ob stimmt oder nicht...

Gruß, Dirk

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Offline tubeampgrufti

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Re:Ampeg v4 mit Schwingneigung
« Antwort #8 am: 9.12.2010 11:06 »
Danke Dirk!

Habe mir schon so etwas in diese Richtung gedacht resp. befürchtet. Ev. komme ich auf dein Beschaffungsangebot zurück. Interessant ist aber: der Amp wurde mir in die Werkstatt gebracht mit einem Quartett Sovtec 5881/6L6WXT im Amp drin und einem Satz Sovtec 7027, der scheinbar mal gewechselt wurde. Die vier 7027 sind aber nicht gematcht (Ibias von 15mA bis 48 mA bei aktuell -60,5 Volt an g1).
Ich werde mit dem Kunden sprechen und mich allenfalls via Shop wieder melden.

Einstweilen nochmals vielen Dank für all die Tipps. Wie immer ein toller TT-Service! Super!!! :danke: