Mahlzeit allerseits,
1. TIM:
Ich kann mich noch sehr gut erinnern an alte Artikel zu Transistorendstufen.
Durch die Gegenkopplung wird ein Teil der Ausgangsspannung zum Eingang zurückgeführt und (weil invertiert) vom Eingangssignal abgezogen (und somit werden auch Abweichungen an Eingangssignal invertiert abgezogen usw...
Die Halbleiter waren früher anders aufgebaut - Endtransistoren hatten auch andere Eingangskapazitäten. Wenn da plötzlich ein hart angeschlagener Gitarrenakkord oder ein Lautstärkeschub in einer Wagneroper plötzlich am Eingang der Endstufe anlag, dauerte es angeblich länger, bis die Gegenkopplung bei Transistorendstufen gewirkt hat. Und in diesen ersten Millisekunden war das Signal verzerrt - angeblich psychoakustisch von Nachteil.
Später mit den MOSFET-Endstufen oder Endtransistoren in Ringemittertechnik sprach keiner mehr davon.
2. Das Rauschen:
Röhrenverstärker rauschen anders. Ein alter Dynacord oder ein alter echolette rauscht anders als eine Volltranse. Das klingt auch anders.
Waren wohl die alten Kohlewiderstände aus Restbeständen, die verbaut wurden ... ?
3. Der Geruch:
Ein Röhrenverstärker riecht anders. Das unterstützt psychisch den anderen Klang
4. Die Wärme:
s.o.
5. Dieses dezente Glühen im ästehtischen Glaskolben
s.o.
6. Das Eisen:
Ein Ausgangsübertrager beeinflusst den Klang - manche mehr, manche weniger
7. Die Kondensatoren:
In Transen scheinbar das verbaut, was am Markt verfügbar ist (MKTs von ...)
In Röhrenverstärkern sind das ... tja hier ist das Bild uneinheitlich. Vom Keramik über Polyester bis zum PP ist alles vertreten.
8. Die Opamps in den Transen:
Wer baut schon einen voll diskreten Opamp aus selektierten Transistoren 2SK369 oder dergleichen - nein.
Und wer traut sich, die Preamp-Sektion mit selektierten OPA2134 zu bestücken anstatt der lange Zeit üblichen TL071 bzw. 4558
Da wär noch was aufzuholen.
Es gibt kein besser oder schlechter - nur ein anders ausgeprägt im Charakter.
Ich habe eine LesPaul Kopie, die klingt an meinem LeeJackson XLS-1000 fett, an einem Rath 130 subjektiv klarer und aggresiver (wenn auch mit künstlich gestrafftem Mittenloch)
Eine KingV Pro mit Pappelkorpus klingt nur am LeeJackson natürlich - hier scheint der Rath ein hochentwickelter Gleichmacher zu sein.
Also generell:
Die Röhre an sich klingt gar nicht, genauso wenig wie der Transistor.
Die modernen Halbleiter sind der Röhre in fast jeder Hinsicht überlegen (Raumfahrt mal ausgenommen).
Mit zeitgemäßem Equipment kann jeder eine Röhrenschaltung oder Halbleiterschaltung aufbauen, von der Clapton nicht mal träumen konnte.
Nur der wird glücklich und Formel1-Weltmeister, der alles vom Holz über Pickups bis hin zum Speaker überblickt und richtig abstimmt.
Und der psychische Faktor spielt eine starke Rolle.
Schöndes Wochenende