Liebe Forengemeinde,
gestern konnte ich spontan die Möglichkeit ausnutzen, einen Speakervergleich an einer Palmer "Speakertestbox" zwischen oben aufgeführten Lautsprechern durchzuführen.
Dabei hatte ich zum Testen eine Gibson SG 61 Reissue into Marshall JVM205 into Palmer 4x12er (gerade Bauform mit 4 verschiedenen Speakern, via Fußpedal und LED-Anzeigen schalt- und sehbar).
Getestet wurde clean, leicht chrispiger Chrunch, Overdrive und High-Gain, jeweils trocken und mit Hall.
Jeder Sound wurde jeweils durch alle vier Speaker durchgeschickt und es wurde immer dasselbe gespielt.
Beim Höreindruck möchte ich natürlich darauf hinweisen, dass dies für mich eher subjektiv und als für meine Spielweise fördernd oder hemmend angesehen wurde!! Aktuelles Setup bei mir daheim: LP/Strat in Marshall 6100 via REX 2x12 mit G12-65 Heritage.
Höreindruck:
1. V30: relativ mittig und "mittelrau", wenig Bass und Höhen. Clean nur bedingt zu gebrauchen, da nicht sonderlich transparent und irgendwie leblos. Overdrive geht in Ordnung, High Gain lässt sich auch ganz ordentlich machen. Irgendwie so ne Art eierlegende Wollmilchsau mit leichten "Kompromissen". Konnte aber keine eindeutige Stärke feststellen. Wundert mich auch nicht, wieso er sooft bei namhaften Herstellern verbaut wird. Rang im Vergleich => 2
2. Govenor: sehr rau und ruppig, wahrscheinlich für dreckige bluesige Sounds zu gebrauchen, clean nicht wirklich schön, dafür im overdrive schön fett. Obwohl er so rau war, lieferte er bessere Transparenz als der V30. Allerdings sehr einseitig. Bluesrock und ACDC lassen grüßen. Rang im Vergleich => 3
3. Wizard: angeblich die "Alternative" zum V30. Konnte keine großen Gemeinsamkeiten feststellen. Klang sehr bassarm, eher etwas höhenlastig und vor allem sehr sehr dünn. Dafür war die Transparenz besser als bei beiden vorhergehenden. Clean also zu dünn, chrunch nicht wirklich. Für High-Gain wirkt er schön tight, aber irgendwie ständig "dünn". Rang im Vergleich => 4
4. Man O War: ausgewogen, kräftig, sehr transparent in allen Spielvarianten und gut auflösend. Straffe Bässe, seidige höhen, ein kleines Mittenloch. Weder aufdringlich noch rau im Klang. Erinnert fast an einen PA-Lautsprecher, da er irgendwie den Gesamtsound der Gitarre und des Amps immer am, naja wie soll ich sagen, "unverfälschesten" wiedergibt. Hat aber clean gespielt die Tendenz dazu, leicht "steril" zu klingen. Fette Powerchords und kremige Soli mit etwas Delay oder Hall dürften seine wirkliche Stärke sein.
Rang im Vergleich => 1
Ergebnis: Interessanterweise war für mich der Man O War DIE eierlegende Wollmilchsau... Entweder ähnelt der meinen 65er Heritagern so, oder ich weis es nicht. Clean machte er schöne Akkordarbeit und bei ner warmklingenden Humbucker-Gitarre schön schmatzende, perlige "plopps" und für Soli war er ne absolute Wucht und fette Akkordbegleitung mit Overdrive und High-Gain liefert er schön tight ab.
Vor allem die Ausgewogenheit (bis auf ein kleines Tiefmittenloch, wenn ich mich noch recht erinnere) hat mich beeindruckt, da er dem Spieler sehr gut die Möglichkeit gibt, sein Spiel bunt gefächert zu gestalten und niemals fehl am Platz zu sein => Flexibilität. Blues ist wahrscheinlich überhaupt nicht seine Stärke.
Was mich schwer enttäuscht hat, war der Wizard, da dieser Speaker doch sehr oft ziemlich hoch gelobt wird. Der Govenor steht für mich sehr einseitig da, jedoch in diesem speziellen Feld sehr gut. V30 wie oben beschrieben irgendwie so ne eierlegende Wollmilchsau für mittleren Geldbeutel.
Sooo, das waren meine Eindrücke. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich hier keinem irgendwie einen Speaker maadig machen möchte oder angreifen möchte. War nur der erste Eindruck, da ich KEINEN außer den V30 vorher schon mal gehört hatte.
Achja noch ne Kleinigkeit!
Ich konnte nicht auf ohrenbetäubender Lautstärke testen! Da bekanntlich die Lautstärke, mit der ein Speaker betrieben wird, enormen Einfluss auf den Klang hat, relativiert sich dieses Ergebnis von mir noch viel viel mehr! Testlautstärke war zwischen etwas lauter als Zimmerlautstärke und leiser als "ich muss gegen den Rockdrummer" antreten.
Jetzt stellt sich mir noch abschließend die Frage: Wo würde man denn nun den Jensen Jet Tornado einordnen?
schöne Grüße
Reinhard
EDIT: Die Speaker waren innerhalb der Box durch Kammern abgetrennt, wie ich neulich feststellen konnte!