Moin,
melde mich, nachdem ich 'ne Woche krank im Bett gelegen habe, mit der Vorstellung meines neuen Projekts zurück aus der Versenkung.
Ich hab ja in
diesem Thread schon ein wenig rumgejammert, dass ich mit dem Management meiner Effektbataillon unzufrieden bin. Naja, nicht direkt unzufrieden, denn das System funktioniert eigentlich gut, aber es gibt doch Verbesserungsmöglichkeiten. Und da ich immer schon mal was mit µCs machen wollte, habe ich beschlossen, die nächste Generation meines FX-Looper/Switcher-Systems zu entwickeln und zu bauen - diesmal mit µC und MIDI. Das Projekt ist - für meinen Kenntnisstand - sehr ambitioniert, und ich muss speziell an der Programmierfront einiges an Vorarbeit leisten, bevor was produktives dabei herauskommen wird, weswegen ich mir keinen Zeitrahmen setzen will - es ist fertig, wenn's fertig ist.
Als erstes möchte ich mich mit dem Konzept des ganzen befassen, und das sollte gut durchdacht und stimmig sein, bevor überhaupt irgendwas praktisch in Angriff genommen wird. Was auf jeden Fall schon fest steht ist die Nutzung eines fertigen Arduino-Boards, da ich mit der Platinenentwicklung und -fertigung so wenig wie möglich zu tun haben will; außerdem gibt's die leistungsfähigeren µCs nur als SMD, und das verträgt sich gar nicht mit Tremor und Kurzsichtigkeit
.
Jedenfalls, ich fange mal an damit, meine Vorstellung darzulegen und so. Ich schreibe den Mist hier parallel auch an einer Art "Konzeptpapier", dass mir als Leitfaden und Dokumentation dienen soll. Später irgendwann, wenn das soweit ist, dass es sich lohnt, werde ich das auch hier veröffentlichen.
Los geht's mit der
GrundideeDas alte System Das hier entwickelte System soll langfristig das bestehende Looper-/Switcher-Racksystem ersetzen. Dieses besteht aus einer Rackeinheit mit 12 Audio-Loops, von denen jeweils vier intern in Serie geschaltet sind, sowie 6 potentialfreien Schaltausgängen. Bedient wird die Rackeinheit über einen Bodencontroller mit insgesamt 20 zweipoligen Fußschaltern, über die zum einen die Spulenspannung der Relais geschaltet wird; mit dem anderen Schalterpol wird die zugehörige LED am Controller geschaltet. Der Controller wird über ein voll belegtes 25-poliges D-SUB-Kabel mit der Rackeinheit verbunden.
Dieses System verlagert die Komponenten eines komplexen Pedalboards in ein 19“-Rack. Die Effektgeräte stehen im Rack auf ausziehbaren Bodenwannen und sind so geschützter als auf einem Pedalboard, z.B. gegen versehentliches Verstellen. Vor den Füßen auf der Bühne liegt nur noch ein Controller, der deutlich kompakter ist als ein entsprechendes Pedalboard. Eine Programmierbarkeit bietet das System nicht, wurde von mir aber auch nicht benötigt, da ich kein „Preset-Spieler“ bin – ich schalte meine Effekte einfach nach Lust und Laune ein oder aus.
Der Wunsch nach einer Midifizierung des Systems entstand mit dem Bedürfnis, das im Setup vorhandene 19“-Effektgerät G-Sharp von TC Electronic effizienter zu nutzen. Bisher nutze ich dieses rein im „Manual“-Modus mit fest eingestelltem Delay und Hall, bei dem das Effektgerät an den Reglern auf der Frontplatte eingestellt wird. Über die auf der Rückseite vorhandene Remotebuchse können die Funktionen Delay an/aus, Hall an/aus und Tap Tempo fernbedient werden.
Schöner wäre es, auch die Presets des Gerätes nutzen zu können und so z.B. unterschiedliche Delayeinstellungen und –typen sowie, alternativ zum Delay, auch die Modulationseffekte des G-Sharp nutzen zu können. Dafür ist aber eine Ansteuerung per MIDI unerlässlich. Die einfache Lösung wäre, zusätzlich zum Controller des Loopers ein MIDI-Pedal zu benutzen, und das ist in der Tat die Lösung, die ich im Moment nutze. Der Nachteil ist, dass wieder mehr Platz vor den Füßen benötigt wird, und auch von der Bedienung her ist es suboptimal.
Das neue System Das neue System soll wie handelsübliche kommerziell erhältliche Switchingsysteme arbeiten und aus zwei Komponenten bestehen. Die alte Rackeinheit wird durch einen per MIDI steuerbaren Looper/ Switcher nach dem Vorbild von Geräten wie dem
GCX Audio Switcher von Voodoo Lab oder dem
RG-16 bzw.
Rack Gizmo von RJM ersetzt. Bei diesen Geräten können die Loops und – im Falle des Rack Gizmo – die Schaltausgänge per MIDI über Continuous-Controller-Befehle ein- und ausgeschaltet werden, das Rack Gizmo ist darüber hinaus auch noch in der Lage, Presets abzuspeichern. Beide Geräte erlauben allerdings nur die Verwendung von bis zu acht Loops. Das GCX bietet keine seperaten Schaltausgänge, das Rack Rack Gizmo hingegen acht. Acht Loops reichen für mein derzeitiges Setup aber nicht aus, so dass die neue Rackeinheit mit der gleichen Anzahl Loops ausgestattet werden soll, wie die alte Rackeinheit.
Gesteuert werden soll die Rackeinheit per MIDI Foot Controller. Hier könnte vermutlich jeder programmierbare MIDI Foot Controller zum Einsatz kommen, der das Senden von CC-Befehlen beherrscht, wie z.B.
das Ground Control Pro, ebenfalls von Voodoo Lab oder die Controller von CAE. Alle „bezahlbaren“ Controller haben aber den Nachteil, dass sie nicht genügend Fußtaster für die Steuerung von bis zu 12 Loops sowie mehreren Schaltausgängen haben. Andere Lösungen wie z.B. CAE werden dann sehr schnell sehr teuer. Da ich mich für dieses Projekt sowieso intensiv mit den Themenbereichen MIDI-Protokoll, Microcontroller und Programmierung auseinandersetzen muss, soll im zweiten Schritt auch der passende MIDI Foot Controller entworfen und gebaut werden.
AnforderungenLooper / SwitcherFeatures:- 12 True-Bypass-Audio-Loops mit mit diskretem Input, Insert, Output
- Alle Loops auch als Schaltausgänge nutzbar (Insertbuchse, Tip = NC, Ring = NO)
- 8 potentialfreie Schaltausgänge (Tip auf Masse, NO)
- Steuerung per MIDI
- Ein- und Ausschalten der Loops per CC-Befehl
- Möglichkeit der Speicherung von Presets
- Einschleifbarer Buffer (OP/JFET)
- Individuelles Schalten der Loops per CC#80-91
- Individuelles Schalten der Schaltausgänge per CC#104-111
- Speichern von Presets
- MIDI-Kanal 1-16 frei einstellbar, Omni-Mod
Hardware:
- Arduino-Basis
- 19“-Rackunit, 2HE
- 7-Segment-Anzeige mit serieller Ansteuerung zur Anzeige der Presetnummer
- Versorgung per 9V AC/DC-Adapter
- USB-Anschluss für FW-Update
- MIDI-/Pedal-In an der Frontplatte
- 9V Phantom-Power für Controller, ggf. schaltbar
- Aufbau der Treiberschaltungen, Relais und Buchsen auf Eyeletboard oder Loch-/Streifenraster
Weiter geht's dann später mit den möglichen geeigneten Arduino-Varianten für die Rackeinheit sowie den Anforderungen an den Floorcontroller. Input, Vorschläge und Meinungen sind natürlich erwünscht!
Gruß, Nils