Hallo Leute,
melde mich hier nochmals zurück, bezüglich meines 6100 / 30’th anniversary Amps. Umbau auf die LM-Version liegt ja schon einige Zeit zurück.
Musste mich kürzlich einer heimtückischen, kalten Lötstelle auf dem MIDI-Board widmen. Am Pin 1 des einen Flachkabel-Steckers war der Kontakt eher nur zufällig denn permanent vorhanden. Dies ausgerechnet in der Zuleitung zur Endstufe. Ausbau des MIDI-Board’s brachte die werkseitige Bescherung ans Licht. Das Lot an besagter Stelle war ganz sicher noch nie richtig mit dem Bauteil verbunden gewesen. Die Verbindung kam jeweils, abhängig vom Signalpegel, nur besser oder schlechter zustande. Ein typischer Montagsmarshall eben – die Qualitätskontrolle und ISO-9001 lassen grüssen!
Bei der Gelegenheit packte mich der verflixte Ehrgeiz wieder, dieser Kiste noch etwas brauchbarere Lead-Sounds zu entlocken. Nach diversen fruchtlosen Versuchen, dem näselnden Matsch und Brizzelsound im Lead-Channel beizukommen (Einbau einer Drossel brachte keinen nennenswerten Unterschied), stand meine Kiste schon mehrmals auf der Liste der entbehrlicheren Dinge. Da noch ein Recto verfügbar war, hatte ich stets einen direkten Vergleich – immer zum Nachteil des 6100’er.
Aber, es handelt sich schliesslich um einen Marshall, mit allen Vor- und Nachteilen. Nach genauerer Durchsicht des Endstufen-Schaltplans, konnte ich eine kleine Auffälligkeit zu praktisch allen anderen Amp-Schaltungen ausmachen: Die äusserste Endstufenröhre (V11) weist einen zusätzlichen 5.6 K Serie-Widerstand in der Gitterzuleitung direkt am Röhrensockel (grüner Draht) auf.
Bevor ihr euren Amp also endgültig ausmustert, kann ich nur empfehlen, diesen Widerstand kurzerhand zu entfernen, um einen Verkaufsentscheid später nicht zu bereuen.
Dieser Effekt ist jederzeit reproduzier- bzw. umkehrbar. Widerstand raus macht einen tollen Marshall mit offenem, direkten Sound, welcher sich gut via Gitarrenpoti steuern lässt. Widerstand wieder rein verursacht umgehend störenden Mulm untenherum und undefinierbare Höhen. Dabei, spielt es gar keine Rolle, ob die äusseren Röhren überhaupt zugeschaltet sind (50W oder 100W) oder nicht.
Beim Cleankanal fällt der Effekt praktisch gar nicht auf. Anders aber beim Crunch- und Leadkanal.
Da mein Amp mit Sovtek 5881 ausgerüstet ist, kann ich natürlich nicht generell für die EL 34 Version sprechen. Womöglich ist der Effekt dort sogar der optimale, um indirekt noch mehr Fülle zu erzeugen?
Dieser Mod kostet lediglich ein paar wenige Minuten Zeit. Am Schluss bleibt sogar noch ein Bauteil übrig – weniger ist halt manchmal mehr. Versuche, mit all den überteuerten Edel-Röhren (mein Amp hat inzwischen wieder die uralten, originalen Marshallröhren drin), gehen da schon wesentlich mehr ins Geld. Solche hätten, die ganzen bisherigen Grundprobleme in meiner Kiste, nicht mal ansatzweise beheben können (Resetproblem inkl. Spannungsversorgung des MIDI-Boards, knisternde Steckverbindungen, kalte Lötstellen, kratzende Potis, etc.). Diese Liste wird wohl kaum jemals enden.
Glücklicherweise, habe ich den Amp trotzdem all die Jahre behalten. Mittlerweile spiele ich diesen sogar wieder häufiger als den Recto!
Viel Spass mit der Kiste
Fiduperro