Hallo Casim,
Was genau hat dir am Sound nicht gefallen?
mir hat nicht gefallen dass der nachgegeben hat, die Dynamik war nicht gut, der hat angefangen "zu atmen" so ähnlich wie das beim alten Radio klingt wenn man schnell auf "Laut" dreht obwohl mir gerade dieser Effekt am Radio sehr gefällt, hier gefällt mir das gar nicht. Und wenn das dieser "Sag" ist dann ist das nichts für mich, das klingt zwar so als wäre da mehr Sustain, ist aber keins, ist nur Kompression, für mich muss Sustain auch dynamisch sein, der Ton sollte lange stehen aber doch irgendwie ständig den Klang etwas ändern, ich mag es einfach wenn jeder Lautstärkeunterschied auch etwas anders klingt, dafür habe ich Röhren und krumme Kennlinien, das muss leben und behandelbar sein, ich weiß nicht wie ichs sonst beschreiben kann.
Ein Netzteil darf meiner Meinung nach überhaupt nichts zum Klang beitragen, Röhrengleichrichter in Gitarrenamps empfinde ich einfach nur als antike Technik für Nostalgiker, vielleicht gut für Jemand der nur eine Richtung spielt, ich mag diesen ständigen "Brei" nicht, für diese Sachen habe ich mein Effektgerät, und wenn ich Brei oder Matsch haben will dann steht er mir in vielen Farben zur Verfügung, aber auch nur wenn der Amp alle Farben kann und nicht nur Blau oder Schwarz/Weiß.
Trotzdem hat er einen Grundsound, etwas Eigenes, irgendwie die Richtung wie mein alter Vox-AC-50 geklungen hat, breit, tief und voluminös, und dazu noch die Höhen ähnlich wie beim Twin-Reverb, bis hin zu "Silber" ohne sie zu verzerren, und dabei ist fast nichts mehr in dem Kasten drin.
Genau das wollte ich haben, das war mir aber erst klar als ichs dann hatte.
Die Eingangsstufe ist doch eine Kaskode...Ich hab mir vor kurzem noch überlegt sowas in Röhrentechnik als Eingangsschaltung in meinem Amp zu bauen.
Ich glaube Du hast damit recht, so nennt man das, geringster Platzbedarf und höchste Effektivität, dazu noch von der Rausch- und Brummquelle Röhre befreit entsteht genau dort die Dynamik, Dynamik ist ja eigentlich nichts anderes als der Signal-Rauschabstand, wobei Brummen prinzipiell auch zum Rauschen gehört, Dynamik bedeutet also nicht "leistungsfähige Endstufe" sondern rauschärmster Eingang mit hoher Aussteuerfähigkeit, und etwas Besseres als das was dort eingebaut ist habe ich noch nicht gefunden, ja, es gibt noch rauschärmere Jfets als der BF245, 2SK170, sind auch schon bestellt, aber viel weniger als kein Rauschen zu hören so wie jetzt wird wohl auch nicht dabei herauskommen, da muss nur ein bestimmter Drain Source Strom eingestellt sein, so wie hier mit etwa 1,3mA, dann ist der wirklich extremst Rauscharm.
Und alles was danach an Rauschen durch die Bauteile dazukommt kann man getrost vernachlässigen, es kommt einzig auf diese Stufe an.
Röhrenkaskoden habe ich natürlich auch schon gebaut, deshalb rate ich Dir auch davon ab, das kann man für einen Plattenspieler nehmen aber nicht für die Gitarre, das Rauschen der ECC bleibt dabei bestens erhalten und klingen tuts irgendwie nur hart, so ähnlich wie wenn man eine Gitarre in eine Stereoanlage einstöpselt, recht steril und Aussagearm, also Richtung Hifi.
Diese Jfet-Mosfet-Verbindung dagegen klingt mehr nach Röhre als eine Röhre selbst, keine Spur von Härte oder Kälte, und eben einer Dynamik die ich noch nie mit einer Röhre hinbekommen habe, damit kann man mit den Rillen an den Fingerkuppen Klänge in höchster Lautstärke und eben ohne Nebengeräusche produzieren, usw., ach was red ich, probiers doch einfach mal, Du wirst schon sehen.
In meine Gitarren habe ich auch Vorverstärker eingebaut, und zusammen ist das jetzt in etwas so als ob man von einem Golf in einen Ferrari umsteigt, Golf ist ja auch nicht schlecht, und den Ferrari muss man auch erstmal beherrschen lernen, aber auch schon am Anfang ist das Fahrgefühl erstklassig, dem Golf weint man keine Träne nach...
Konstantstromquelle in der Phasenumkehr
Das Beste was man an dieser Stelle machen kann, einfach, winzig und 100%.
Klar gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Konstantstromquelle zu bauen, ich hab das eben so gemacht weil ich mit dem IRF gerne spiele und weil die nötige Gleichspannung an der Heizung anliegt, also kein extra Kabel und sonstwas.
Es gibt natürlich auch Argumente dagegen, wie etwa "ein Röhrenamp lebt doch erst von der Unsymmetrie", man kann ja auch bei seinem Ferrari drei Zündkerzen rausbauen wenn mans gerne scheppern hört...
So sieht das aus:
Meiner Meinung nach gehört ein Phaseninverter so oder ähnlich aufgebaut,
das sollte Standart sein und nichts Exotisches über das man auch noch rumdiskutieren muss.
Anders wäre es wenn sowas jetzt 50€ extra kosten würde, aber mit einem Transistor und zwei Dioden
kostet das nicht mal 10Cent. Was kostet ein Kondensator?
Die Masse habe ich ans Chassis angeschlossen, das geht bei diesem Amp immer und überall, denn wo kein Brumm ist kann auch keiner herkommen.
Ich hab mir für meinen Amp überlegt, wenn die Vorstufe steht und die Soundtunings beendet sind, mir das Netzteil nochmal vorzuknöpfen und komplett neu aufzubauen.
Ich würde das an Deiner Stelle genau andersrum machen, zuerst das Netzteil, dann den Rest, und Soundtuning? Spielst Du ganz ohne Bodentreter? Warum denn nicht einen einfachen Amp der fertig ist und bleibt wie er ist? Dazu dann noch einen Extra-Vorverstärker ohne große Trafos aber mit viel Platz und einigen Röhrenfassungen zum experimentieren? Daran könntest Du in aller Ruhe arbeiten, hättest auf alle Fälle für jede Probe und jeden Auftritt einen guten Amp der nicht noch schnell heute Abend zusammengeschustert werden müsste damit er morgen vielleicht doch noch ausfällt und es gäbe keine Rumsucherei weil Du vielleicht irgendwo einen Kondensator eingebaut und vergessen hast der den Sound kaputtmacht.
Soundtuning am Amp? Damit wirst Du nie fertig, Du hörst höchstens mal damit auf und lässt das so wie es ist, und bist unzufrieden.
Spätestens nach drei Wochen gefällts Dir nicht mehr weil man doch noch hier und da und dort, und Einer hat was von besonderen Kondensatoren gesagt usw., das kannst Du alles im Bastelvorverstärker machen wenn Du schon Spass am Experimentieren hast, und dann ist das ein Spass ohne Sorgen um das wichtigste Teil, da geht keine Endröhre oder gar der AÜ kaputt weil irgendwo ein Tropfen Lötzinn reingefallen ist und Du hasts nicht gemerkt, ich rate Dir also absolut dazu das so zu machen, ein Amp der geht und steht und so bleibt, und dazu noch eine ewige Baustelle die noch dazu kaum etwas wiegt und auf einen Fahrradgepäckträger passt.
Hätte gern ein richtig "Modernes" mit jeder Menge Schnick-Schnack drin...
Eben darum, Netzteil, Endstufe, PI, Vorstufe - fertig.
Regelbare Schirmgitterspannung mit Nachführung der negativen Vorspannung? Wozu? Zur Leistungsverringerung? Dann baue Dir lieber noch einen oder zwei kleinere Amps, aber lass den "Großen" so wie er ist.
Denn zum Schluss hast Du 50 Knöpfe dran von denen 45 überflüssig sind, und Du findest keine Einstellung mehr die Dir heute gefällt und morgen auch noch.
Lieber Casim, ich habe lange rumprobiert mit Knöpfen und Geschraube und Relais bis ich bald soweit war mir einen Amp im Geschäft zu kaufen weil es mir immer nur für eine kurze Zeit gefallen hat und dann wieder alles umgeworfen wurde und anders gemacht, das Teil war total unübersichtlich und es gab fast jeden Tag einen neuen Schaltplan und wieder andere Röhren und Stufenschalter usw. usf., und das an dem Amp den ich in der Woche mindestens zwei Mal für Proben oder Auftritte gebraucht habe, und nie war er so wie ich es gerne haben wollte.
Ich habe noch einen kleinen Übungsamp mit einer EL84 drin, der hat immer einen besseren Sound gehabt als das große Teil, und erst jetzt ist das anders, und das hat Jahre gedauert...
Der "Kleine" ist immer noch so gut wie er war, ist aber kein Eigenbau sondern ein alter Japaner (Teisco) den ich nur so richtig aufgemotzt habe, und der bleibt auch so wie er ist.
Ich finde das Netzteil ist der perfekte Ort um sich mit Halbleitern auszutoben.
Kommt darauf an was man haben will, man benötigt für einen Gitarrenamp kein geregeltes stabilisiertes Netzteil das z.B. genau 396V abgibt, klar, kann man haben, aber man merkt kaum wenn die Spannung für die Endstufe etwas einbricht, im Gegenteil, man kann damit sogar arbeiten und das gehört dann zum Sound dazu, wenigstens solange kein Matsch daraus wird.
Den Vorstufen machen ein paar weniger oder mehr Volt auch nichts aus, das passt schon alles irgendwie zusammen und Dein Amp bringt die Leistung die er eben bringen kann, mehr wirds auch nicht durch ein stabilisiertes Netzteil.
Wenn ich mir das aber so anschaue merke ich leider auch wie weit ich davon entfernt bin.
Dann schau Dir mal das an:
Das hatte ich im Ernst vor, Heizung der Endröhren, weil 50V und 300mA, aus der Anodenspannung herausgezogen, das ist unten links der 166R, PL36, Sanftanlauf für Heizung
und Anode, mit verschiedenen Zeiten, Spannungsstabilisiert und Kurzschlusschutz, natürlich einstellbar, und mit einem Restbrumm unter 1µV, rechts, der 1100R ist eingesetzt für den Verbrauch an Anodenstrom durch den Amp. Natürlich war der variabel und das Teil regelte die Heizung durch den Mos ganz links nach, 300mA braucht der Amp nicht, deshalb auch keinen Bypass über der Heizung.
Gebaut hab ichs aber nicht weil ich eingesehen habe dass das nicht notwendig ist.
Ich habe den Amp nur entbrummt, auch unter 1µV, und das ist schon eine Nummer, dabei liegt die Anodenspannung der Endröhren direkt am 470µF, aber die SG-Spannung wird von dem Teil im ersten Plan unten Mitte erzeugt, A-B-C 330k 220k 1µ, die Schaltung die über dem Treb.-Regler liegt, also diese sechs Bauteile, die ersetzt eine Drossel und zwei Siebelkos und siebt dabei noch besser als diese, ist in ein paar Minuten aufgebaut und im Prinzip die gleiche Schaltung wie die ganz außen rechts mit dem Ausgang an "B", und kostet etwa 3€.
Natürlich wirkt eine Drossel auch als Energiespeicher, das kann diese Schaltung nicht, dafür setzt man die Anodenspannung etwas höher an und braucht sich auch deswegen keine Gedanken zu machen. Sowas Einfaches könnte auch "Standart" sein, muss aber nicht.
So wies mir scheint hast du aber mit den Halbleitern überhaupt keine Probleme. Dafür: RESPEKT!
Danke für die Blumen, ist aber eigentlich nicht angebracht weil ich immer noch Anfänger bin und das auch immer wieder feststelle, gerade wenn ich mich an etwas wage wovon ich denke dass es doch recht einfach sein muss und dann bemerke wie wenig ich weiß. Und von der Digitaltechnik habe ich so gut wie gar keine Ahnung, aber gerade das sollte man heute lernen, eigene Programme auf Pics schreiben usw., doch dazu fehlt mir auch das Interesse.
Junge Leute wie Du sollten sich damit beschäftigen, ich werds mit Sicherheit nicht mehr beruflich benötigen...
Das Ganze allerdings in ein sinnvolles Gesamtkonzept zu bringen...
Wenn Du Stück für Stück rangehst klappt das auch bei Dir, erstmal wissen was man haben will, und dann aufteilen und Stufenmäßig testen bis man sicher ist dass man wenigstens ungefähr weiß was wo geschieht und warum. So arbeiten dass man den Überblick behält und dass vor allen Dingen die eigene Sicherheit gewährleistet ist, wenn mal was abraucht ist nicht schlimm, das darf aber nicht wieder an der gleichen Stelle rauchen, dann hat man nämlich was nicht kapiert.
Ein Gesamtkonzept ist reine Denkarbeit und Vorstellungsvermögen, wobei man seiner Fantasie freien Lauf geben sollte, Ideen und Wünsche schriftlich festhalten, und ruhig auch etwas ausprobieren das sonst keiner macht oder das man nicht kennt. Und nicht alles als bare Münze hinnehmen was einem selbsternannte "Fachleute" so erzählen.
Bei manchen Sachen ist es ganz gut wenn man zuerst darüber nachdenkt warum sowas
nicht gehen kann, andersrum bringt es einem auch weiter wenn man darüber nachdenkt wie es
doch gehen könnte, in diesem Fachgebiet spielt also die Denkarbeit die Hauptrolle, man muss oft sehr lange über etwas nachdenken das in drei Minuten dann zusammengelötet ist, und wer keine Freude am selbst Denken hat sollte sich besser mit etwas Anderem beschäftigen.
Man hat viel mehr davon wenn man sich seine Fragen zuerst mal selbst stellt und nach Antworten forscht als z.B. in einem Forum zu fragen warum eine Röhre blau leuchtet, und selbst wenn man mit seiner eigenen Erklärung voll danebenliegt ist das nichts Schlimmes, wenigstens hat man nachgedacht und auch dadurch etwas gelernt, und wenns nur das ist dass man festgestellt hat noch etwas mehr lernen zu müssen.
Dadurch gewinnt man an Persönlichkeit, und das ist wesentlich wertvoller als ein gut klingender Amp.
Viele Grüße und viel Spass am Schrauben,
Georg