So, erste Runde auf'm Platz gedreht (Proberaum, 2,5 h Probe mit Band). Ich bin da mittlerweile vorsichtig bis skeptisch, weil der erste Einsatz mit einem neuen Amp meiner Erfahrung nach immer erst mal super ist; trotzdem sage ich mal: Feuertaufe bestanden, obwohl der Amp sogar mit neuer, ungewohnter Box ran musste. Freitag steht ein 2h-Gig an, da darf er sich dann gleich noch richtig beweisen.
Zuerst dachte ich: Scheisse, der Amp ist doch viel zu leise, den haste pegelmäßig zu sehr kastriert, denn so richtig Alarm ließ sich nur machen, wenn ich Send Level & Master beide fast voll aufriss. Dann merkte ich aber, ups, Volumenpedal in der Loop an und leicht zurück genommen... raus damit und schon besser. Ein wenig zahm ist er trotzdem, Send Level war voll auf, der Normal Master auf 15 Uhr, und ich musste das Signal in der Loop doch etwas boosten um ordentlich auf Pegel zu kommen (zugegebenermaßen war ich allerdings auch ziemlich bis seeeeehr laut heute
). Geboostet habe ich mit Hilfe des G-Sharp, welches als letzte in der Signalkette vorm Return liegt; hier habe ich die Input Sensitivity ein wenig erhöht, weg von Unity Gain, das war sogar ganz gut, weil's jetzt besser ausgesteuert wird. Unterm Strich ist der Send Pegel u.U. doch etwas mager, da muss ich noch mal bei, auch wenn's auf Kosten der Stabilität bei englischer Einstellung geht.
Ich habe den ganzen Abend Strat gespielt, mit Humbucker- oder Paula-Eindrücken kann ich nicht dienen. Der Cleankanal ist sehr perlig, durchsichtig und knackig, untenrum recht dick, aber trotzdem artikuliert (tiefe E-Saite führt mit dem Halspickup nicht zu Mulm), und obenrum sehr frisch und immer gaaaanz leicht komprimierend. Mit der Strat ist er Ultraclean, bei starkem Anschlag komprimiert er dann etwas mehr und gibt eine Prise Rotz bei, aber ganz weit weg von richtiger Zerre oder Crunch (mit stärkeren Tonabnehmern und / oder Humbuckern ist das vermutlich anders). Sehr gut für cleane funky-Sachen oder Chorus-Flächen (Police), für rotzigen Bluesrock braucht's aber 'n Booster / TS. Allerdings ist der Kanal dadurch auch gnadenlos ehrlich - Shit in, Shit out. Ungefähr so verhält sich auch der Clean meines grünen Duke (der, den ich in D mit hatte), allerdings "rotzt" der ein klein wenig mehr / früher - vermutlich liegt's an der Spannung, die beim Dreikanaler etwa 15V höher ist. Insofern entspricht der Clean aber meinen Erwartungen bzw. erfüllt meine Ansprüche erstmal sehr gut.
Der Crunch ist ebenfalls erwartungsgemäß, rotzig und direkt ("in your face"). Knochentrocken und ehrlich, auch hier: Shit in, Shit out. Trägt aber bei entsprechender Lautstärke gut, man muss nicht mit dem Amp ums Sustain kämpfen. Mit der Strat ist er immer etwas scharf, aber nicht nervig. Im (Erinnerungs-)Vergleich zum Vorlageamp scheint er mir etwas weniger... smooth, wenn man so sagen will. Ich würde das mal aufs steifere Netzteil schieben. Oder er muss erst noch eingespielt werden (siehe unten).
Der Lead hat mich überrascht. Der Sound ist seeeehr dicht mit etwas Kompression, für meine Bedürfnisse mehr als genug Gain, und mit der Strat doch weniger aggressiv als ich erwartet hatte. Allerdings habe ich keinerlei Zweifel, dass er mit der richtigen Gitarre auch richtig Böhse kann. Für mich persönlich der richtige Schub Dampf obendrauf für sahnige Soli oder richtig fetten Rhythmus. Der befürchtete Mulm mit dem Halspickup ist ausgeblieben; in der Vorgängerversion konnte man das vergessen, jetzt geht das ganz gut.
Nebengeräusche sind OK - natürlich rauscht der Lead mehr als die beiden anderen Kanäle, möglicherweise kriegt man das noch besser hin, aber ich find's tolerabel. Brummen ist auch kaum ein Thema, insgesamt gibt es ein leichtes (kanalunabhängiges) Grundbrummen, der Lead selbst brummt aber nicht merklich mehr. Kanalumschaltung ist absolut ruhig, zumindest ich kann da keine Störgeräusche wahrnehmen.
Der zweite Master ist im Übrigen ein echter Segen, das macht den Amp so viel flexibler. An den Sendpegel muss ich, wie gesagt, noch mal ran, und ob die EL34 drin bleiben, bezweifele ich eher. Ansonsten bin ich für den ersten Einsatz recht zufrieden. Kurioserweise hatte ich den Eindruck, dass der Amp mit Fortschreiten des Abends lauter wurde (nein, ich habe NICHT lauter gemacht), und irgendwie schien er auch "gefälliger" zu werden. Ob's nun an der Ermüdung meiner Ohren lag, oder ob's tatsächlich Einspieleffekte sind, lasse ich mal so stehen. Ganz unplausibel ist es nicht, denn (obwohl ich auch viele Bauteile recycelt habe) zumindest die Koppelkondensatoren und drei der vier Doppelelkos waren fabrikneu.
Mal sehen, wie sich meine Eindrücke so weiterentwickeln. Ich werde berichten.
Gruß, Nils