Moin,
Hi all
Ich hab nur über mich geseufzt weil ich natürlich davor den falschen Trafo zum Schematic angeschaut hatte. Es löst sich alles in Wohlgefallen auf.
Nur mit der Trafoauslegung stromseitig komme ich noch nicht klar. Sagen wir ein 2xel34 amp 50W -> 100VA. Bei 480VDC wären dass ca 200mA, und da die 50W RMS sind gehe ich mal davon aus die 200mA sind als DC anzusehen und damit jedenfalls mit den Angaben der Hammond Trafos direkt vergleichbar
Alle mA Angaben der Trafokennblätter sind aber deutlich geringer. z.B. der 373BX, hätte so 470V gerichtet, *175mA DC nach Spec = 82VA, die Spec gibt aber 187VA an. Also, was sagen die mA (DC) Angaben aus im Zusammenhang mit der Effektivspannung? Ist das nur die Beschreibung eines moderaten Arbeitspunktes mit Stromverbrauch, nicht das Leistungsende?
Muss ich mich also immer an die Gesamt VA Zahl halten, und somit Preamp und HT mit berücksichtigen? Gilt die VA Zahl primär o. sekundärseitig, welche Seite ist kritischer in der Regel und wie hoch ist die Effizienz eines Trafos für eine Umrechnung gegebenenfalls?
Der current calculator spuckt mir bei einem 350-0-350 auch nur < 150mA aus, inkl. Preamp. Wahrscheinlich mit bester theoretischer Effizienz classAB gerechnet.
Gruß
Stefan
Geh da mal systematischer ran. Zwei Möglichkeiten, erstens: Schau in's Datenblatt und rechne zurück. Z.B. in
diesem Datenblatt für die 6L6GC findest Du auf Seite 2 typische Werte für verschiedene Betriebsarten und Arbeitspunkte; unter anderem auch Class AB bei 450V Betriebsspannung. Dort steht dann, dass ein Pärchen bei Vollaussteuerung 210 mA Anodenstrom plus 22 mA Schirmgitterstrom zieht. Dazu kommt dann noch der Strom des Preamps / Phaseninverters, rechnen wir mal großzügig 10 mA dazu (der Strom des Preamps ist im zeitlichen Mittel konstant, da alle Röhren in Class A laufen), das reicht für 5 Systeme und den PI. In Summe benötigst Du dann einen Gleichstrom von 242 mA. Welchem AC-Strom das entspricht, hängt (auch) von der Gleichrichtung und der Siebung ab - hierzu gibt es von Hammond ein
PDF, das das grob beschreibt, allerdings sind da einige Fallstricke drin, die hier auch schon öfter diskutiert wurden.
Zweiter Ansatz (das ist der Ansatz, den ich immer verfolge): Kalkulation über die Leistung. Ich weiß z.B., dass ein Amp mit 2 6L6GC bei 430V knapp 40W leistet. Entsprechend der kalkulierten Reserve (und meinem Geldbeutel) wähle ich dann z.B. einen Netztrafo, dessen Primärwicklung eine Scheinleistung von etwa 100VA hat. In meinen letzten Projekten habe ich z.B. den
139VA- und den
185VA-Ringkerntrafo von Dirk verbaut, letzterer hat eine 120VA-Wicklung mit 300V und 400mA. Dieser Trafo ist REICHLICH überdimensioniert, dafür ist das Netzteil dann aber ultrastabil, weil es bei Signalspitzen weniger einbricht. Als zusätzlicher Bonus ist die Anodenspannung etwas höher als üblicherweise zu erwarten wäre, weil der Trafo nicht annähernd mit seinem Nennstrom belastet wird - bei 300V AC kann man nach Gleichrichtung und Siebung so 380 bis 390V erwarten (ungefähr Faktor 1,3), mit dem 185VA sind es bei meinem Amp 415V (ein ziemlich guter Faktor 1,38).
Man
kann den Trafo natürlich wesentlich knapper dimensionieren, das geht dann halt zu Lasten der Stabilität des Netzteils bei Signalspitzen und damit zu Lasten der Leistung. Ich habe z.B. in einem Projekt den Netztrafo meines toten Fender Blues Deluxe verbaut; über den Trafo gibt Fender keine Specs heraus, aber ich habe im Internet Austauschtrafos gefunden, die mit 65mA (!!!) spezifiziert sind - viel zu wenig eigentlich für 2 6L6GC/5881. Im Ergebnis liefert der Amp, in den ich den Trafo eingebaut habe, damit zwar knappe 35W bei 1kHz, aber bei 500Hz ist die Leistung schon deutlich weniger, und der Amp klingt untenrum deshalb ziemlich schlank.
Also, viele Wege führen nach Rom, und vieles hängt davon ab, welche Entscheidung zwischen Preis und Leistung getroffen wird.
Gruß, Nils