Hallo
Meine Vorredner haben jede Menge Halbwahrheiten und ein wenig auch Unsinn geschrieben. Ich poste ja kaum noch, aber ich platze fast.
Einstreuungen können magnetisch oder kapazitär sein. Leitungen mit hohen Strömen streuen magnetisch, solche mit hohen Spannungen kapazitär.
Magnetisch streuende Leitungen kann man nicht durch Schirmen das streuen abgewöhnen, es sei denn man schirmte sie durch einen magnetischen Werkstoff ab (z.B. Mublech). Kupfergeflecht bringt gar nichts. Dafür kann man den Hin- und den Rückleiter verdrillen. Die magnetische Kopplung (Lufttrafo) wird dann sehr groß und die beiden wegen der Stromrichtungen entgegengesetzten Magnetfelder kompensieren sich dann sehr gut. Deswegen werden Heizleitungen verdrillt, denn hier fließen hohe Ströme bei kleinen Spannungen.
Kapizitiv streuende Leitungen kann man dagegen nicht durch Verdrillen zur Ruhe bringen. Hier ist Schirmen das Mittel der Wahl. Schirmen ist das Umwickeln eines Leiters mit einem anderen Leiter, dessen Potential für Signalspannungen auf Masse liegt. Das ist auch für die Anodenspannung der Fall (!!!!!) die Elkos im Netzteil schließen ja jede Art von Signal kurz.
Anodenzuleitungen haben große Spannungen und kleine Ströme, verdrillen bringt also nicht viel.
Wenn die Anodenzuleitung geschirmt werden muss, ist die Anodenspannung der Ideale Leiter für den Schrim. Denn das Gleichspannungspotential zwischen beiden ist sehr gering: Das zwischen Anode und Masse ist sehr hoch. Abgeschirmte Leitungen haben selten hohe Isolationsspannungen zwischen Schirm und Innenleiter. Darum schirmt man am besten mit der Anodenspannungsleitung, dann ist der Gleichspannungsunterschied selten mehr 20...30V und es muss nur die Signalspannung ertragen werden. Allerdings empfielt es sich die Außenisolation durch Schrumpfschlauch (600V) zu verstärken, sonst könnte des Durchschläge zum Gehäuseblecht geben. Die meisten geschirmten Kabel haben nämlich auch eine schwache Isolation nach außen.
Nun mal zum Höhenkurzschluss.
1. Da zwischen beiden Leitern eine Kapazität vorliegt, schließen sie höhen Kurz. Bzw. können es tun und zwar desto mehr, je hochohmiger (hohe Spannung kleiner Strom) die Last und Quelle ist. Bei einem Gitarrenverstärker liegt die Kapazität parallel zu RaL bzw. RaaL. Ich kenne keinen Amp, bei dem das mehr als 10k ist. Da muss schon einigen an Kapazität hinzukommen, um etwas im Hörbereich zu bewirken. Die Wicklungskapazitäten des AÜ sind da viel problematischer.
2. Verdrillen ist auch ein wenig Schirmen, weil ja der eine um den anderen Leiter gewickelt wird. Die Schrimung ist nicht allzu dicht und hilft auch nicht viel. Deswegen können auch hier Kapazitäten auftreten, allerdings sehr viel kleinere. Dabei ist es unerheblich ob die Mittelanzapfung oder bei einem Gegentakter nur die Anodenleitungen verdrillt werden, denn zwischen letzteren können auch Höhen kurzgeschlossen werden, es liegt ja Gegentakt vor.
3. Ich halte die Effekte durch Verdrillen für sehr klein, es sei denn man beginnt mit Zwischenübertragern herumzuspielen, die viel höhere Lastwiderstände als AÜs darstellen. Die verdrillung der Anodenleitung ist ein guter Weg sie mechanisch zu fixieren. Das ist wichtig, denn die beste Maßnahme gegen Störungen aus dieser Leitung ist, sie weit entfernt vom sonstigen Signalpfad zu verlegen und dafür zu sorgen, dass sie da bleibt.
Viele Grüße
Martin