ob transistor oder röhre ist eine frage des geschmacks. liest man einschlägige artikel von (sog.) experten, so vermelden diese, dass der hype um die röhrenzerre unbebründet ist. das mag sein, aber...
letztendlich ist ein verstärker teil des instruments und die kombination eingesetzter mittel formt das klangbild. es ist das ergebnis einer ganzen kette von faktoren (gitarre, pickups, kabel, verstärker, cabinets etc.). ausserdem spielt es eine wesentliche rolle, ob ich in einem live-set spiele, im studio über oder recording mache.
ich besitze nebst meinem neuen, noch nicht ganz fertigen gt trio clone, einen ada mp-1 (röhren plus transistorstufen im signalweg) plus hk vs250, einen line6 podXT, und im studio spiele ich ab und an einen fender superreverb aus den späten 60ern, sow dem alten line6 axsys
den line6 podxt bringe ich nicht dazu, befriedigende soundergebnisse zu erzielen, wenn ich den vor eine röhrenendstufe platziere. der sound ist flach, zu hart oder kratzig in der verzerrung. klingt richtig beschissen. zu hause aber habe ich den über ein mischpult an meine naim/linn stereoanlage angeschlossen. das ergebnis ist wirklich sehr gut, auch wenn ich den hahnen nicht so weit öffnen kann, wie mir lieb wäre.
der ada mp-1 ermöglicht nebst röhrenbetrieb auch reinen transistorbetrieb. im röhrenbetrieb, vor allem bei hoher zerre neigt der sound sehr hart zu werden. die dynamik ist nicht gerade der hammer, der sound jedoch für die harten dinge, die in richtung häbbi mäddel gehen teilweise echt geil. vermissen tue ich dort die weichen verzerrungen bei weniger gain, und ich vermute, dass die transistorstufen dort limiten aufweisen, weil sie die dynamik nicht wirklich schlucken können. zudem ist immer die kombination mit der endstufe wichtig. das verhältnis vorstufenzerre und endstufenzerre spielt eine massgebende rolle. ganz toll hört sich der mp1 an, wenn man reines solid-state voicing für cleane sounds verwendet. verzerrungen hören sich bei diesem voicing nicht gut an, aber clean kann man hier wahre klangebirge bauen; ideal um so verrückte effekte wie den EH microsynthesizer einzusetzen.
beim fender superreverb und meinem clone+hk vs250, rein röhrengetriebene teile liebe ich die sanfte, butterweiche zerre, egal mit welchem gain man fährt, kombiniert mit der seltsamen brillianz, die röhrenamps hervorbringen können. subjektiv empfinde ich röhrenamps wesentlich lebendiger. vielleicht ist es auch der ganze zauber, das voodoo, das röhrenamps ausstrahlen.
als ich anfing, mir eine gitarrenverstärkeranlage zusammen zu stellen, standen mir die effekte im vordergrund. inzwischen bin ich dazu übergegangen, keine effekte mehr in den signalweg einzubauen, wenn dann, nur noch echtes parallel fx-looping. ich hatte bisher ein tc-eletronics g-major seriell zwischen pre- und poweramp (der bietet intern einen parallen signalpfad); der g-major entpuppte sich als tone-killer - wahrscheinlich die ad/da wandler?! im vordergrund steht eindeutig: zuerst muss der grundsound stimmen.
meine feststellung oder besser vermutung ist, dass röhrenamps zwar nicht eine besser dynamik oder grundsätzlich besseren klang aufweisen, aber grundsätzlich höhere pegel möglich sind, als dies bei transen möglich ist. eine kombination, wie ich sie habe/hatte - röhren-transistorstufen beim mp1 resp. dem digitalen fx-gerät, ist ungünstig, weil ich irgendwo in den transitor/digitalen teilen limitierende elemente habe, die es mir verunmöglichen, den umfang der möglichkeiten röhrengetriebener stufen voll auszunutzen. einen röhrenamp ist einfach gutmütiger, wenn man ihn überfährt.
/ martin