Moin,
- Lötkolben: ne, iss klar, aber welchen? Leistung? Regelbereich? (Welches Material mit welcher Temperatur am besten zu löten ist, das frag ich Euch dann, wenn es soweit ist )
Wichtiger als eine super-duper-teure Lötstation ist, vernünftig löten können. Also: Reste ranschaffen und üben, üben, üben. Ich habe an meinem Werkstattplatz seit Jahren eine China------Lötstation für 13 Euro, mit der komme ich sehr gut klar. Das Poti und die Temperaturskala sind eher Schätzeisen, aber im Laufe der Zeit weiß ich halt, wie man die einstellen muss. Wichtig wäre, dass Du eine Lötstation oder einen Kolben hast, für den es Ersatzspitzen gibt (was bei meiner der Fall ist, weil die sehr weitverbreitet ist - die gab's auch mal bei Aldi
). Außerdem habe ich noch einen kleineren 10-15W-Lötkolben, den ich für Platinenlöterei nehme.
Das amtliche Zeug ist aber definitiv Ersa oder Weller.
Entlötlitze und Lötpumpe wirst Du beides brauchen - größere Lötstellen bekommt man mit Lötlitze nicht frei, fürs Grobe ist die Pumpe da.
- Kondensatorentleerung: nimmt der Profi dafür einfach einen Widerstand, den er an die Kondensatorfüsse hält? Oder gibt es da was professionelleres?
Ich habe dafür ein dickes Kabel, das auf beiden Seiten mit Krokoklemmen versehen ist, in der Mitte durchgeschnitten und einen... öh, 100k-3W oder so eingelötet. Kann man auch aus einer alten Messleitung vom Multimeter machen. Wenn ich an einem Amp löte, kommt dieses Kabel als erstes über den ersten Elko, und bleibt dort die ganze Zeit. Man darf nur nicht vergessen, es vor dem Einschalten wieder abzuklemmen
.
- Spannungsversorgung: Oft habe ich gelesen, dass man ja dann die neu gebastelte Schaltung nicht gleich mit voller Spannung konfrontieren braucht, sondern dazu einen Spannungsregler vorschaltet und so langsam die Spannung hoch fährt. Braucht man sowas? Da werden doch dann die Röhren auch nicht richtig geheizt, oder?
Ja, die Röhren werden unterheizt, das ist aber nicht so schlimm. Wichtiger ist aber, dass Du Kurzschlüsse oder andere dramatische Fehler im Vorfeld erkennen kannst. Dafür kann man entweder einen Regeltrafo nehmen, oder man macht es Old-School mit einer 40-100W-Glühbirne seriell in der Zuleitung zum Amp.
Die Glühbirne wird i.d.R. auf der Primärseite in die Zuleitung eingefügt, d.h. die Zuleitung (Phase) wird aufgetrennt und die Birne dazwischen geschaltet. Der Sinn ist folgender: Schaltet man den Amp ein und irgendwo ist ein Kurzer, fließt ein hoher Strom, der ja irgendwo herkommen muss - der Trafo muss ihn primärseitig aufnehmen. Ohne Glühbirne kein Problem, hoher Strom fließt, entweder löst die Primärsicherung (soweit vorhanden und korrekt dimensioniert) rechtzeitig aus, oder der Trafo geht hopps.
Mit Glühbirne sieht das anders aus. Die Birne ist ein Kaltleiter. Im kalten Zustand hat sie nur ~100 Ohm, wenn sie auf Betriebstemperatur ist, steigt der Widerstand in den kOhm-Bereich an. Und je nach Strom, der fließt, wird die Birne ja heisser. Fließt ein sehr hoher Strom, wird die Birne heiß, leuchtet hell und wird vergleichsweise hochohmig. Eine 40W-Birne z.B. begrenzt den Strom dann auf rund 170mA, mehr Strom kann nicht fließen selbst wenn volle 230V an der Birne anlägen (was ja nicht der Fall ist), und damit ist der Trafo vor Schäden geschützt.
Außerdem hat man eine visuelle Kontrolle. Beim Einschalten flackert die Birne kurz hell auf, um dann nach maximal (!) 1-2 Sekunden nur noch ganz leicht zu glimmen. Bleibt sie hell, weiss man das was nicht stimmt und kann sofort wieder abschalten, bevor's stinkt.
- Messgeräte: also Multimeter ist eh klar (wobei da die Frage: welche Qualität ist da notwendig? Lohnen die hohen Anschaffungskosten dieser Edelteile? Welche Funktionen sind must have?), aber Signalgenerator + Oszi - braucht man die gleich?
Ich habe jahrelang mit einem 5€-Billig-MM von Conrad "gearbeitet", das geht zwar, aber oft sind die halt doch nur Schätzeisen. Du brauchst kein Fluke für mehrere hundert Euro, auch für deutlich weniger gibt es schon wirklich gute Geräte. Was man braucht und was nicht findet man mit der Zeit heraus. True RMS mit vernünftigem Frequenzbereich ist ganz nett, weil Du dann zuverlässig Effektivwerte am Lastwiderstand messen kannst, auch wenn sie nicht mehr 100% Sinus sind.
Die Geräte von Uni-T sind ganz gut, besonders für den Preis. Ich hab das UT61D, das hat mich vor einem Jahr rund 60 Euro gekostet. Aber klar, man kann auch weniger bezahlen. Ganz praktisch ist es, mehrere Multimeter (mindestens zwei) zu haben, um mehrere Sachen gleichzeitig zu messen; z.B. Ruhestrom und Anodenspannung beim biasen.
Lastwiderstand, Oszi und Signalgenerator brauchst Du, wenn's nicht läuft, und streng genommen eigentlich auch bei der Inbetriebnahme. Wenn ich einen Amp fertig habe, hänge ich den immer erstmal ans Oszi und schaue, wie er sich verhält, sowohl im Leerlauf, als auch mit Signal vom Generator.
Meine Meinung: Finger weg von diesen billigen USB-Oszis und ähnlichem Spielkram. Du musst auch keine tausende Euro für ein DSO ausgeben; ein einfaches analoges Zweikanaloszi ist wirklich billig zu haben und, selbst wenn man ein DSO hat, eigentlich unverzichtbar. Manchmal bekommt man ein gar nicht mal so altes Hameg für weniger als 50 Euro, für 150 Euro bekommst Du schon was richtig amtliches. Ich hab ein altes 15 MHz-Philips mal geschenkt bekommen, das reicht voll aus. Wenn Du jemanden kennst, der an der Uni arbeitet oder Hiwi ist, kannst Du möglicherweise auch mal was abstauben, wenn die ihre Laborausrüstung erneuern.
- und zuletzt: was habt Ihr sonst noch immer in Griffweite, wenn Ihr Lust auf Lötdampf habt?
Ein vernünftiges Bauteilemagazin ist ganz sinnvoll, irgendwann verlierst Du sonst die Übersicht, wenn alles nur in Kisten und Beuteln rumfliegt. Außerdem habe ich über meinem Arbeitsplatz am Regal eine alte Kleiderstange angebracht, auf der meine Kabelrollen aufgespießt sind. So habe ich die immer in Reichweite, ohne dass auf der Arbeitsplatte immer lose Kabel rumfliegen.
Irgendeine Art von Werkzeugschrank ist auch ganz gut, ich habe dafür "Helmer" - das ist ein Metall-Schubladencontainer mit 6 Schubladen von Ikea für 25 Euro. In den Schubladen ist eine Antirutschmatte, und und die Schubladen schmeiße ich immer meine Werkzeuge rein - eine Lade für Schraubendreher, eine für Zangen, eine für Schraubenschlüssel und so weiter.
Außerdem habe ich eine große Steckdosenleiste ans Regal geschraubt, über die ich alle Messgeräte etc. unabhängig von Licht und PC separat ein- und ausschalten kann, außerdem sind da noch einige Dosen frei um 'nen Amp oder 'ne Bohrmaschine einzustecken.
Man kann nie genug vernünftige Messleitungen in verschiedenen Varianten haben, miL laborsteckern, Krokokabel, einzelne Krokoklemmen zum aufstecken, Kabel von BNC auf Labor und Klinke... alles sowas. Musst Du aber nicht alles sofort kaufen, wenn Du's brauchst, merkst Du es, dann kannst Du das Zeug immer noch besorgen
.
Tja, was noch... meine Lieblingswerkzeuge: Ein Stabfeuerzeug zum Schrumpfen von Schrumpfschläuchen im Amp an Stellen, wo man sonst nicht ran kommt, und hölzerne Schaschlikspieße zum rumstochern (Kabel bewegen, Klopftests) im laufenden Amp.
Als Abfalleimer und/oder Zwischenlager für Bauteile recycle ich kram aus Küche und Büro: Tupperschalen, Kakaodosen, Deckel von Rohlingsspindeln. Irgendwas wirst Du brauchen, um einen Amp kopfüber auf die Werkbank stellen zu können. Ich habe dafür zwei große Holzwinkel, die stelle ich auf die Werkbank, und auf die Schenkel, die dann nach oben zeigen, kommt der Amp.
Mehr fällt mir erst mal nicht ein.
Gruß, Nils