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Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?

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Offline Jürgen

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Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« am: 28.10.2012 21:29 »
Moin,
kurze Frage: wenn man z.B. gerade den Clean-Kanal benutzt, soll man ja, um unkontrolliertes Schwingen des inaktiven Lead-Kanals zu vermeiden, selbigen auf Masse legen. Wo wäre dies anzuraten? Direkt an Pin 2 oder 7 der ECC? Möglichst weit vorne?

Grüße, Jürgen
« Letzte Änderung: 28.10.2012 22:28 von Jürgen »

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Offline Martin M

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Re: Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« Antwort #1 am: 29.10.2012 11:44 »
Moinmoin,

wie immer gibt es auch hier nicht die reine Wahrheit, sondern immer den Kompromiss, mindestens, wenn mehr als eine Stufe "lahmzulegen" ist.
Außerdem hängt es vom Umschalter ab: trennt er die inaktive Stufe "hinten" oder schaltet er das Eingangssignal "vorne" auf eine von mehrerenb Stufen, die "himten" parallel anliegen?
Möglichst weit vorne ist gut, weil die gesamte nicht aktive Kette "festliegt". Das sollte man tun, wenn der Umschalter den inaktiven Kanal an dessen Ausgang trennt. Möglichst weit hinten ist gut, weil dann das ganze Rauschen der nicht aktiven Stufe gegen Masse gelegt und damit weg ist. Das sollte man tun, wenn der Umschalter den inaktiven Kanal nicht an dessen Ausgang trennt.
Auf keinen Fall aber direrkt an den Elektroden der Röhre auf Masse legen! Dort liegt nämlich nicht nur das Signal, sondern auch die Gleichspannung für den Arbeitspunkt der Röhre an! Bei Pin 2 und 7 der ECC8x-Röhren macht man zwar bei den üblichen Schaltungen als Eingangsstufe nichts kaputt, hat aber beim Umschalten ggf. mit Knacksern zu kämpfen. Das Signal immer an deren Gitter-abgewandten Seite der Eingangs-Kondensatoren auf Masse legen. Sind zwei aufeinander folgende Stufen direkt gekoppelt (kein Kondensator zwischen Anode der ersten und Gitter der zweiten Röhre) an diesem Schaltungspunkt gar nichts machen!

Also (Ferndiagnose, es kommt auf die konkrete Schaltung an):
- Einstufige Parallelwege immer direkt an deren Eingang auf Masse legen.
- Bei mehrstufigen Parallelwegen würde ich das auch machen. Nur für den Fall, dass es aus dem Parallelweg deutlich in den benutzten Kanal reinrauscht (kann je nach Ort des Umschalters und mit High Gain Parallelwegen durchaus passieren) am Eingang der letzten Stufe vor dem Umschalter auf Masse legen.

HTH

Martin

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Offline Nils H.

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Re: Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« Antwort #2 am: 29.10.2012 11:55 »
Moin,

ich würde sagen, das hängt auch immer vom Layout und der Topologie ab. Ich würde es immer erst mal hinter dem Koppelkondensator hinter der ersten Stufe probieren, Gitter auf Masse ziehen ist auch unproblematisch. Ggf. müssen aber auch andere Stufen stumm geschaltet werden, falls die Gefahr von Übersprechungen aus dem anderen Kanal besteht.

Moinmoin,

Auf keinen Fall aber direrkt an den Elektroden der Röhre auf Masse legen! Dort liegt nämlich nicht nur das Signal, sondern auch die Gleichspannung für den Arbeitspunkt der Röhre an! Bei Pin 2 und 7 der ECC8x-Röhren macht man zwar bei den üblichen Schaltungen als Eingangsstufe nichts kaputt, hat aber beim Umschalten ggf. mit Knacksern zu kämpfen.

Das stimmt so nicht. Das Gleichspannungspotential der Vorstufengitter ist bei den üblichen Beschaltungen 0V (Kathodenbias). Der Arbeitspunkt wird hier durch anheben der Kathode eingestellt, nicht durch Gleichspannung am Gitter (das wäre fixed bias). Habe ich in der Praxis so auch schon gemacht - also Gitter auf Masse gezogen. Das ist total unproblematisch. Einzige Ausnahme ist der DC-Kathodenfolger, aber der ist ja eh mit der Stufe davor direkt gekoppelt, da schaltet man eh nicht stumm.

Gruß, Nils

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Offline Martin M

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Re: Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« Antwort #3 am: 29.10.2012 13:57 »
Moinmoin Nils,

das ist prinzipiell für die übliche Beschaltung der Eingangsstufen sicher richtig. Dennoch würde ich das Gitter nicht gleichspannungsmäßig auf Masse zwingen. Ich halte es nicht nur im Zweifel immer für besser, nicht an der Röhre selbst das Potential festzulegen: Nahezu alle Schaltungen stellen hier etwas "automatisch" ein, was da bleiben sollte und nicht immer Massepotential (und schon gar nicht immer echte Masse) ist.
Neben fixed bias gibt es weitere Arten, die Gittervorspannung zu erzeugen, die das Gitter nicht auf Massepotential legen, z.B. die von mir selber sehr geliebte Anlaufstrom-Vorspannungserzeugung. Ich weiß, "schlaue Schaltungen" sind selten geworden, die Eingangsstufen heute gebauter Röhrenamps sind sich bis zur Langeweile ähnlich, aber es gibt sie noch, die Exoten.

Martin

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Offline Nils H.

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Re: Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« Antwort #4 am: 29.10.2012 14:09 »
Dennoch würde ich das Gitter nicht gleichspannungsmäßig auf Masse zwingen. Ich halte es nicht nur im Zweifel immer für besser, nicht an der Röhre selbst das Potential festzulegen: Nahezu alle Schaltungen stellen hier etwas "automatisch" ein, was da bleiben sollte und nicht immer Massepotential (und schon gar nicht immer echte Masse) ist.

Naja. Was macht wohl ein zugedrehtes Volume- oder Gainpoti vorm Gitter? Genau. Ich halte das für eine konstruierte Problematik. Aber jeder so, wie er will.

Gruß, Nils

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Offline Han die Blume

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Re: Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« Antwort #5 am: 29.10.2012 14:16 »
z.B. die von mir selber sehr geliebte Anlaufstrom-Vorspannungserzeugung. Ich weiß, "schlaue Schaltungen" sind selten geworden, die Eingangsstufen heute gebauter Röhrenamps sind sich bis zur Langeweile ähnlich, aber es gibt sie noch, die Exoten.

Hi,

aber an der Stelle ist die AS-VSerzeugung mit Nachteilen behaftet, wie M. Blencowe in seinem Buch über Vorstufen feststellt:

• It varies too much with valve samples. As well as collecting electrons, the
grid also collects positive ions and also emits electrons. The rate of
emission depends largely on temperature and contamination of the grid
during manufacture, over which the designer has no control.
• It requires a very large resistance, which introduces too much unnecessary
resistor noise and makes the stage very susceptible to heater hum.
• It is rather unpredictable. Choosing the resistance involves little more than
guesswork, and the voltage developed tends to wander as the valve ages. As
an approximation, most small signal valves will only develop -0.1V per
meg-ohm when new, which severely limits our biasing range; we would
need a 10MΩ grid-leak resistor just to obtain -1V bias!.
• The large grid-leak resistance is liable to promote blocking distortion (see
chapter 2).
• It does not offer the frequency-shaping advantages of cathode biasing.

An anderer Stelle benutzt er sie aber doch, nämlich als Eingangsstufe im Niedervoltbereich - dort überwiegen dann die Vorteile und man hat wahrscheinlich auch die Probleme, die bei zu hohen Eingangsamplituden auftreten, nicht.

LG

Kai
Der frühe Vogel kann mich mal!

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Offline Martin M

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Re: Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« Antwort #6 am: 29.10.2012 15:27 »
Moinmoin zusammen,

wir sind etwas OT und ich bin noch Newbie, verzeiht mir, wenn ich zu stark vom eigentlchen Thema abkomme...

Und alles, was er schreibt, stimmt auch !

1. Exemplarstreuungen
Gibt es sicherlich. Wenn man jedoch die Röhren (vor allem ECC83 und ECC808) dafür nimmt, die dafür geeignet sind, spielt das keine große Rolle.

2. Hoher Widerstand
Aber ja! Dafür ist diese Schaltung gerade da. Die von ihm genannten 10M sind tatsächlich der gebräuchliche Wert. Weniger sollte man auch bei sehr kleinen Eingangssignalen nicht nehmen, es sei denn, man will in den "runden" Teil der Kennlinie.
Das mit dem Heizungsbrummen stimmt gerade nicht: Die Kathode liegt zu 100% und ideal auf Masse. Eine bessere Methode gegen Heizungsbrummen kenne ich nicht! Tatsächlich wurde diese Schaltung als Mittel gegen Heizungsbrummen empfohlen, als Gleichspannungs-Heizung noch aufwandsmäßig jenseits von Gut und Böse war.
Hohe Eingangswiderstände haben aber durchaus ihre Tücken: An das von ihm genannte Widerstandsrauschen glaube ich heute nicht mehr, den selben Effekt hat allerdings die Empfindlichkeit gegen elektrostatischen "Schmutz".

3. Wandern des Arbeitspunktes
Gehört eigentlich unter 1.). Ja, Rören altern, aber Vorstufenröhren beiben nach relativ kurzer "Einbrennzeit" stabil genug für diesen Zweck.

4. "Blocking Distortion"
Sagt mir erst mal Nix, falls er damit die Empfindlichkeit gegen "Überladen" des Gitters bei massiver Übersteuerung oder die fehlende Gegenkopplung durch den bei dieser Schaltung ebenfalls fehlenden Kathodenwiderstand meint: Stimmt.

5. Keine Auswirkungen auf den Frequenzgang
Das ist in meiner Denke definitiv ein Vorteil! Der fehlende Kathodenwiderstand nimmt einem nicht nur die Möglichkeit, dessen Gegenkopplungswirkung frequenzabhängig zu machen, sondern auch die, dabei verschlimmbessernd Teufel mit Beelzebüben auszutreiben...

6. Trotzdem setz er sie selber ein
Glaube ich gerne  :) :D :) Wenn man weiß, was man tut (inkl. Layouts hochohmiger, empfindlicher Eingänge) macht diese Schaltung als Eingang eine ganze Menge Spaß mit wenig Aufwand.
Als Eingangsstufe für Piezos oder falls die Resonanz von Spulen-Pickups so hoch wie möglich sein soll (= E-Bass) die erste Wahl von

Martin

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Offline Jürgen

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Re: Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?
« Antwort #7 am: 29.10.2012 17:25 »
OK, also sollte man etwas experimentieren, um die beste Variante zu finden. Momentan habe ich die Gitter der 2. Stufe bei clean direkt auf Masse gezogen. Es knackt und rauscht nichts, alles läuft wunderbar. Ich denke ich lasse es so. Danke für die Antworten.

Grüße, Jürgen