Moinmoin zusammen,
es mag uns wehtun, aber Röhren sind kommerziell out, teilen dieses Schiksal mit weit moderneren Halbleitern wie - im folgenden nur mich irgendwie betreffende Beispiele - Logik-ICs (74922 zum direkten Umwandeln von Tastendrücken in BCD-Codes, dem 556, egal ob als Doppel-555 oder der andere), Spezial-ICs für elektronische Musikinstrumente (Hauptoktavteiler, Oktav-Frequenzteiler, Rhythmusgeber, Tastenkontakte, CEM-ICs, TDA1022 und vor allem SAD1024), ICs für Verstärker (LM391, STK-Typen) und Netzteile (723, H-Version der Dreibeiner), OTAs (ich werde den guten alten 3080 echt vermissen) und womöglich auch bald dem BF245.
Alles wünschenswert, aber kommerziell nicht sinnvoll, was dann eben auch zu dem in Jogis Röhrenbude beschriebenen Ende führt, so erging es übrigens auch der Dampfmaschine, womit die Frage des Thread:
Warum gibt es manche gefragte Röhrentypen nicht als Neuproduktion?
schon beantwortet wäre.
Schade ist das sicher und dem Reparateur tut es wirklich weh, es ist aber für Entwickler - egal ob privat oder kommerziell - mindestens meiner Meinung nach kein Beinbruch:
So ist z.B. der wenn auch nicht einzige, so doch primäre Sinn der EL503, nämlich eine Art "EL34 mit deutlich größerer Steilheit = Spannungsverstärkung" darzustellen, heute nicht mehr wirklich wichtig. Und von zwei HiFi-Verstärkern, einem mit einer EL503 und einem mit EL34, die "deutliche Klangunterschiede" zeigen, ist übrigens mindestens einer kaputt, ganz egal, was die "Fachblätter" schreiben
Bei Verstärkern für Musikinstrumente wird im Blindtest ein Unterschied der Schaltung oder des Speakers unterschiedliche Röhren ganz deutlich überdecken bis unhörbar machen. Das gilt nach meiner Erfahrung sogar, wenn sich der Röhrenvergleich auf das Austauschen von EL34 gegen 5881 oder KT88 gegen 6550 beschränkt, von "richtiger" Schaltungsanpassung ganz zu schweigen.
Ich selber habe einen 4 x KT88-Amp, der mir außer beim Tragen sehr viel Spaß macht. Den Mehrverbrauch an Elektrizität trage ich finanziell als gehobenen Snobismus, mal sehen, wie lange noch... Wenn ich ganz ehrlich bin, ist der Reidmar von EBS aber genauso gut: Selbes Pfund, schönes Komprimieren, klingt geil und wenn man entsprechend einstellt sogar vom Sound her mehr als nur grob vergleichbar. Trotzdem liebe ich Röhren und habe keine Lust, ganz ehrlich zu sein
Mehr als 200Watt mit Röhren aufzubauen, halte ich außer für akademische und Spaßzwecke für daneben, weil man normalerweise gerade deren Eigenschaften im Grenzbereich ausnutzen will, was die auch dafür üblichen maximal 50/200Watt als Röhren-Gitarren/Bassamp sinnvoll erscheinen lässt. Und so sehr ich auf den Twin Reverb stehe (es gibt nix Besseres fürs Rhodes und Jazz. OKOK, von mir aus auch für C&W) kommt selbst der cleane Metallica-Sound aus den Halbleitern des Roland Jazz Chorus.
All das natürlich nur die Meinung von:
Martin