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Komisches Schwingen bei altem Fender-Nachbau

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Offline Graue_Theorie

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Hallo,

nach einem allzu ausführlichen ersten Posting möchte ich mich
dann doch erst einmal kurz vorstellen ;-)

Ich bin Ingenieur für Nachrichtentechnik und habe in den
neunziger Jahren viel an Verstärkern und Tretminen gebastelt und
tatsächlich auch ein wenig Musik gemacht.

Das Interesse an beiden kam wieder nach einem Studium und
diversen Gebastel mit PCs (ist ja wohl kein so ungewöhnlicher
Werdegang).

Nur zu meinem Anliegen.

Meine Anfrage betrifft einen Verstärker Groovetubes STPG, die
erste Version. Es handelt sich um einen 19"-Vollröhrenverstärker
mit 4xECC83 und 2x6V6, an einen kleinen Fendercombo angelehnt,
ohne Tremolo oder Hall, und einem eingebauten Dummy Load und
Speaker Emulator.

Ich hatte den Verstärker Anfang der 90er gebraucht und (dann
letztenlich) defekt gekauft -- er schien überlastet worden zu
sein -- und dann, auf Empfehlung von TAD, den verkohlten ersten
Siebwiderstand im Netzteil durch einen Choke ersetzt. Der
Klang -- so TAD -- würde so dynamischer und lebendiger.

Inzwischen wurde der Verstärker Jahre nicht benutzt, stand
einige Jahre davon im Keller (mit meinem gesamten Hausrat, der
das Ganze gut überlebt hat, d.h., der Keller war trocken).

Um ihn wieder benutzen zu können, habe ich jetzt zunächst den
doppelten Hauptelko (einer der beiden Hauptelkos hatte eine
Delle nach innen) und den Elko in der Bias-Schaltung
ausgetauscht (in der Biasschaltung war der erste Widerstand
überlastet).

Weiterhin habe ich einen eher fender-untypischen Lowcut von etwa
400-1400 Hz, der den Verstärker bei unverzerrter Endstufe recht
„kliehn“ klingen ließ, beseitigt (Hinter dem Gain-Schalter nach
der zweiten Röhrenstufe, zwischen C12 und C14, wurde ein
Widerstand 150kOhm eingefügt.

Ergebnis war dann (mit einer Epiphone Les Paul):

-- Ein matter, spröder, ausdrucksloser Klang

-- Nach kurzer Zeit entstand ein lautes Brummen, zu laut, um den
    Verstärker benutzen zu können.

-- Vorher, das heißt auch schon in den 90ern, war auch schon ein
    Phänomen beim Ausschalten aufgetreten: Wird der Verstärker auf
    Standby geschaltet, so beginnt er mit (schätzungsweise)
    200-300 Hertz zu schwingen, die Frequenz schraubt sich dann
    weiter höher, wackelt noch ein wenig, bis der Verstärker
    verstummt. Das ist dann so nach 2-3 Sekunden.

    Dieses Phänomen läßt sich auf Phaseninverter und Endstufe
    reduzieren (habe die Vorstufenröhren, ECC83, vom Eingang her
    nacheinander entfernt), wird die Phaseninverterröhre (es war
    eine ECC81) auch noch gezogen, ist das Verhalten nicht mehr
    reproduzierbar, der Verstärker raschelt nur recht laut.

    (Inzwischen habe ich mir die Röhrensockel genauer angesehen,
    sie sind mit einer Art grauem Mehltau bedeckt, die müssen
    wohl getauscht werden (würde zumindest das Rascheln erklären).


Zum Phänomen des Motorboatings habe ich lediglich die Empfehlung
gefunden, alle Abblockkondensatoren auszutauschen. An der Elkos
(liegende Mallorys) sind keine Alterungserscheinungen wie Dellen
und Blasen zu erkennen.


NUn die Fragen:

-- Kennt jemand das Verhalten mit der sich hochschraubenden
    Oszillation beim Schalten in den Standby?

-- Könnte das Verhalten mit dem Choke in Zusammenhang stehen?

-- Braucht man bei so einem kleinen Verstärker einen Choke,
    insbesondere, da das Netzteil mit Halbleitergleichrichtern
    arbeitet und der Hauptelko für so einen kleinen Amp auch recht
    groß ist (2 x 220µF in Serie)?

-- Es werden Elkos, die auf 105° oder nur auf 85° spezifiziert
    sind, angeboten. Reichen die für 85° für einen Verstärker,
    der mit offenen Röhren (also nicht in einem Gehäuse in einem
    Rack steht?

Andere Fragen kommen sicher noch, aber das reicht denke ich
erstmal.


Schönen Dank schonmal


Torsten

P.S.: Anbei noch die Schaltung.

P.P.S.: Falls der Thread falsch positioniert ist, bitte verschieben

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Offline es345 (†)

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Re: Komisches Schwingen bei altem Fender-Nachbau
« Antwort #1 am: 11.09.2013 17:58 »
Hallo Torsten,

Nachdem, was Du schreibst würde ich wie folgt vorgehen. Das von Dir beschriebene starke Brummen ist dabei für mich der Ausgangspunkt.  Ich vertraue hierbei Deiner Ausbildung als Ingenieur und den dabei erworbenen Kenntnissen zum Thema Sicherheit beim Umgang mit elektrischen Spannungen  ;).

1. Netzteil

- Wechsel alle Elkos, die Du noch nicht getauscht hast, (C107- C111) gegen neue aus, die die Leerlaufspannung beim Einschalten locker vertragen.

- Tausche die Endröhrensockel

- messe - bei abgezogenen Netzkabel und entladenen Kondensatoren - bei gezogenen Röhren den Widerstand aller Versorgungsspannungen gegenüber Masse. Er sollte ca 200K betragen. Ist er niedriger, dann trenne die Versorgung nacheinander ab, bis Du die Fehlerquelle hast.

- ist alles ok: Netzkabel anschließen, einschalten - ohne Röhren - und die Leerlaufspannung messen. Sie sollte stabil bleiben.

Das wär es für den ersten Schritt. Noch paar Fragen:

- Wie alt sind die Röhren? Hast Du Ersatzröhren zur Verfügung? Wenn nicht, leg Dir einen Satz zu, das erleichtert in bestimmten Fehlersituationen das Fehlerfinden ungemein.
- Welches Messequipment hast Du zur Verfügung?

Gruß Hans- Georg