Moinmoin zusammen,
bea schrieb:
Mhmm, es ist und bleibt doch total widersinnig: eine Reduktion der GK sollte doch die Stabilität des Verstärkers eher verbessern als vermindern.
Unabhängig von allem Anderen hier im Thread ist das bisher obwohl unwidersprochen sicher falsch!
Ich schreib daher mal was Grundsätzliches zur Gegenkopplung über mehrere Stufen bei (Röhren-)Verstärkern. Entschuldigt die Belästigung durch das lange Posting, dabei sind Phasenschweinereien sogar noch weggelassen...
Jeder Verstärker hat eine Verstärkung ohne Gegenkopplung (open loop), die mehr oder weniger hoch ist. Sie ermittelt sich aus der Multiplikation der Verstärkungen der einzelnen Stufen (in Faktoren, die dBs lassen wir mal außen vor).
Normalerweise müsste man für die Verstärkung der Einzelstufen die Ausgangskennlinien der Röhren heranziehen. In der Praxis reicht es, in den Datenblättern der Röhren nach "ähnlichen" Werten für die bestimmenden Komponenten zu suchen und die dafür angenommene Verstärkung anzusetzen. Klangregelstufen, Spannungsteiler und Übertrager gehen entsprechend in diese Berechnung ein.
Im konkreten Fall des "alten" Bassking folgt daraus (sehr überschlägig und großzügig, z.B. ohne Verluste in den Koppelelementen und lokalen Gegenkopplungen):
- erste Röhre (ECC83, 270V, RA=220k) in dieser Beschaltung ~65
- zweite Röhre ebenfalls ~65
- Klangregelnetzwerk irgendwas um ein 75stel (je nach Stellung)
- Aufholverstörker wieder mal ~65
- Endstufe ~20
Damit sind wir an der Primärseite des AÜ, der transformiert odentlich runter auf irgendwas um ein 20stel bei 2 x EL34 am 16 Ohm Abgriff.
Damit sind wir bei (65 x 65 x 65 x 20) / (75 x 20), also einer open loop Verstärkung von knapp 4000, je nach Stellung der Klangregler und natürlich bei voll aufgedrehten Volumereglern.
Tatsächlich verstärkt der Amp aber nur von ca. 100mV am Eingang auf ca 25V am Lautsprecher, also nur 250-fach. Der fehlende Faktor 4000/250 = 16 bleibt halt in der Gegenkopplung.
Sollte nämlich irgendeine Stufe z.B. zum Schwingen neigen oder irgendetwas Unerwünschtes zum Signal dazutun, wäre das umso schlimmer, je weiter diese Stufe am Eingang läge: Diese Effekte würden durch alle folgenden Stufen "durchverstärkt".
Daher nimmt man jetzt etwas von der Spannung am Ende, multipiziert es mit -1 (kehrt die Phase um) und füttert es irgendwo "am Anfang der Kette" wieder ein. Das ist das Prinzip der Gegenkopplung über mehrere Stufen, um die es sich beim Abgriff auf der Sekundärseite des Übertragers handelt.
Das Verhältnis der Einkoppelwiderstände R25 zu R29 betimmt, wie groß der Anteil des gegenphasigenSignals eingespeist wird und bestimmt damit die Verstärkung der Schaltung inkl. Gegenkopplung (closed loop).
Es fällt auf, dass R25 durch einen Kondensator überbrückt ist: Hohe Frequenzen werden stärker gegengekoppelt (also insgesamt weniger verstärkt), was ein probates Mittel gegen Schwingen ist.
beas Zitat ist also genau falsch: Ein Verstärker ist umso stabiler, je stärker er gegengekoppelt ist!
Eine Gegenkopplung von 16 (24dB) ist übrigens im HiFi-Bereich für Röhrenamps durchaus OK, für einen Gitarrenverstärker vielleicht schon etwas viel. Man könnte also die Gesamtverstärkung inkl. Gegenkopplung - da R29 auch arbeitspunktbestimmend ist - durch Verändern von R25 einstellen. Vergrößern von R29 erhöht die Verstärkung, wenn es aus diesem Grund anfängt zu schwingen, muss man C16 größer machen.
Ich würde aber in jedem Fall an der 6Ohm Wicklung bleiben: Dort ist der höchst Pegel und hohe Pegel sind unempfindlich gegen Einstreuungen, die innerhalb er Gegenkopplungsschleife z.B. durch Netzbrumm entstehen können. Also lieber mit R25 als mit den Anschlüssen am AÜ "spielen".
Martin