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Alte Amps und deren Eingangsschaltung

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Offline RoehrenJeans

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Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« am: 1.03.2014 09:19 »
Moin beisammen,

Ihr habt sicher mitbekommen, dass mein Dynacord Jazz Amp wieder läuft, soweit so schön.
Gestern bin ich aber über ein Thema gestolpert das ich (noch) nicht so ganz verstehe.
Den Amp hatte ich mit Soundkarte getestet - alles prima, relativ ausgeglichener Frequenzgang, schöne Höhen.
Anschließend hab ich meine Strat eingestöpselt - ups, sehr sehr dumpf das ganze…
Hänge ich eine "buffered" Tretmiene dazwischen ist es wieder OK… irgendwie mag der Amp wohl lieber niederohmig angesteuert werden.

Kann mir jemand von Euch sagen, welche Funktion der 0,01uF Koppel-C am Eingang des Amps hat, wäre es nicht besser über einen einfachen hochohmigen Spannungsteiler ala 7ender an die erste Röhre zu gehen ?

Gruß
Toni

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Offline Alex78

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #1 am: 1.03.2014 09:55 »
Hallo Toni,

der 0,010uF am Eingang des zweiten Schaltplan (ohne Hall) ist ein Hochpass (schneidet also Bässe ab, keine Höhen). Seine Aufgabe ist es, die Gleichspannung die am Steuergitter der Eingangstriode anliegt (=Gittervorspannung), von der Eingangsbuchse und somit den vogeschalteten Geräten (Gitarre) fern zu halten.

Der 0,05uF am Gitarreneingang des ersten Schaltplans (mit Hall) ist ein Tiefpass, schneidet also Höhen.

Grüße
Alex

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Offline RoehrenJeans

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #2 am: 1.03.2014 10:29 »
Moin Alex,

dank dir für deine Erklärung. Wenn ich ehrlich bin, habe ich die Schaltung noch nicht so ganz kapiert, - aber ich war gestern auch beim Fasching und bin daher noch etwas morsch in der Rübe ;)

Aber ich sehe schon, das passt auch zu Jochens Aussage in einem anderen Thread
Zitat
Die Kiste erzeugt den Vorstufenbias über den Anlaufstrom. Die haben keine Kathodenelkos…
Habe mir eben nochmal im Vergleich dazu die Vorstufe eines 7ender DR angesehen, - stimmt, da ist ein 1,5kOhm und ein C an der Kathode - tja, da muss ich mir nun wohl doch die Grundlagen reinziehen.

Zurück zu meinem Problem: da passt dann Theorie (Hochpass im Amp) mit der wahrgenommenen Realität (ich höre einen Tiefpass) nicht zusammen… D.h. ich höre dann wohl eher die Kombination aus PU-Ersatzschaltbild mit 5m Klinkenkabel "RC" …

Gruß
Toni

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Offline es345 (†)

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #3 am: 1.03.2014 10:42 »
Hallo Toni,

Wenn ich die Fotos aus dem anderen Thread ansehe, hast Du wahrscheinlich die Eingangsschaltung nach Schaltplan 1. Zu den Kondensatoren

Wie schon erwähnt, wird die erste Röhre mit Gitteranlaufstrom betrieben, das erkennst Du daran , dass der Gitterableitwiderstand R12/R13 im Schaltplan 1 eine Größe von 10M Ohm hat. C4/C5 sind für diese Betriebsart zwingend notwendig.

Zum Klangbild:

ich persönlich würde die gesamte Schaltung vor C4 entfernen. Sie ist in der Tat im Ergebnis niederohmig. Ersatzweise wäre dann C4 direkt zur Eingangsbuchse zuverbinden, optional mit  einen Serienwiderstand von 10K zur HF Unterdrückung.

Ein schneller Test ohne Umbau:
benutze mal versuchsweise für die Gitarre  den Eingang Mic 2. Dieser sollte direkt auf die Eingangsröhre gehen. Ändert sich das Klangbild?

Zum Klangregler selbst: das ist ein reiner Höhendämpfer, wie geschaffen für Jazz der 50er Jahre  ;)

Gruß Hans- Georg
« Letzte Änderung: 1.03.2014 10:43 von es345 »

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Offline Alex78

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #4 am: 1.03.2014 12:16 »
D.h. ich höre dann wohl eher die Kombination aus PU-Ersatzschaltbild mit 5m Klinkenkabel "RC" …

Der PU der Gitarre hat seine für ihn typische Resonanzspitze nur bei voll aufgedrehtem (Gitarren-)Volume Poti.
Sobald das Volume an der Gitarre zurückgedreht wird, wirkt die Kapazität des Kabels gegen Masse als Tiefpass.
Abhilfe schafft ein C 470pF (220pF - 1000pF) zwischen Eingang und Schleifer des Gitarrenvolumepotis.

Bei welcher Gitarrenvolumepotistellung hast du denn die Probleme mit den nicht vorhandenen Höhen?

Grüße
Alex

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Offline Striker52

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #5 am: 1.03.2014 12:32 »
Hallo Georg,
ich würde die beiden Eingänge "gitarrrengerecht" umbauen. Den beiden Trioden würde ich einen 1,5k Katoden-R spendieren, und die Eingangsbeschaltung würde ich wie bei ähnlichen Fender Amps machen: Einen hochohmigen "Bright"-Eingang mit einem 1M-Gitterableit-R, und einen niederohmigen "Normal"-Eingang mit 68k Gitterableit-R. Zur Sicherheit gegen Radio-Einstreuungen direkt an jeden Gitteranschluß jeweils 10k-47k in die Zuleitung.
Gruß Axel

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Offline RoehrenJeans

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #6 am: 1.03.2014 13:49 »
Hallo beisammen,

herzlichen Dank für Eure Kommentare.

Zitat
benutze mal versuchsweise für die Gitarre  den Eingang Mic 2. Dieser sollte direkt auf die Eingangsröhre gehen. Ändert sich das Klangbild?
Das habe ich gestern schon gemacht, da bekomme ich deutlich mehr Pegel aber wirklich brilliante Höhen sind da auch nicht.

Zitat
Bei welcher Gitarrenvolumepotistellung hast du denn die Probleme mit den nicht vorhandenen Höhen?
Ja, dieses generelle Verhalten ist mir schon klar, ich habe auch einen kleine C in meiner Strat.

Zitat
ich würde die beiden Eingänge "gitarrrengerecht" umbauen.
Hm, da muss ich mal in Ruhe drüber sinnieren was ich mit dem Amp längerfristig anstellen will. Eigentlich mag ich die ollen Dinger ja am liebsten so lassen wie sie der Dynacord-Inscheniör erdacht hat ;-)
In dem Fall ist es auch nicht tragisch, da ich eh meist einen Looper vor dem Amp hängen habe.

D.h. ich habe vielleicht auch einen etwas falschen Eindruck vermittelt. Ich habe mit der Geschichte bzw. der Eingangsschaltung kein wirkliches Problem welches behoben werden muss, aber ich wollte verstehen was da ab geht.
Irgendwie passte das nicht so recht in mein Weltbild.
Normalerweise teste ich neue oder fremde Gitarren immer direkt an meinem Vibrolux mit einem einigermaßen ordentlichen Kabel mit ohne alles, d.h. ohne irgendwelche Effekte, denn da geht am ehesten in Sachen Sound "die Sonne auf"… und bei diesem JAZZ-Amp war das jetzt plötzlich genau andersrum.
Da haben die Dynacord Jungs vermutlich aus der Not eine Tugend gemacht, zwei Kathoden Cs und Widerstände gespart und das Gemuffel dann als "Jazz-Sound" verkauft  ;D

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende
Gruß
Toni

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Offline Alex78

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #7 am: 1.03.2014 13:56 »
Hallo Axel!

Klar kann man das machen, aber die Art der Gittervorspannungserzeugung (Gitteranlaufstrom vs Kathodenbias) ist doch nicht die Ursache für die fehlenden Höhen. Oder ist bei der Gittervorspannungserzeugung durch Gitteranlaufstrom der Innenwiederstand der Röhre geringer als bei Kathodenbias, so dass möglicherweise der PUstärker belastet wird.
Ich hatte zwar erst ein mal mit dieser Art des Vorstufenbias zu tun aber habe dabei keine negativen Auswirkungen auf die Höhen festgestellt, sondern nur eine andere Art der Verzerrung, die schon bei niedrigeren Eingangspegeln einsetzt.

Grüße
Alex

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Offline Alex78

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #8 am: 1.03.2014 14:06 »
Strat (...) Vibrolux (...) Kabel ohne alles (...) in Sachen Sound "die Sonne auf"


Wäre auch schlimm, wenn das nicht so wäre.  :)

Die Sache mit Kathoden auf Masse und 10MOhm ans Gitter ist aber -glaube ich- keine Sparmaßnahme, sondern einfach die entwicklungsgeschichtlich ältere Art der Gittervorsannungserzeugung.

Grüße
Alex

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Offline Striker52

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #9 am: 1.03.2014 14:10 »
Einfache Regel:
Niedriger Eingangswiderstand => hohe Belastung für den PU => Höhendämpfung
Hoher Eingangswiderstand => niedrige Belastung für den PU => keine Höhendämpfung
Mit welcher Art der Beschaltung der Eingangswiderstand hoch oder niedrig wird ist dabei wurscht.

Wenn im ersten Fall ein Bodentreter ohne "true Bypass" vorgeschalet wird, wirkt dieser als Impedanzwandler, und die Höhen werden nicht geklaut. Der Eingangswiderstand des Amp spielt dann keine Rolle für die Klampfe, sondern der Eingangswiderstand des Treters. Und der ist in aller Regel an die Erfordernisse von Gitarren angepasst.

Gruß Axel

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sjhusting

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #10 am: 1.03.2014 14:36 »


Wäre auch schlimm, wenn das nicht so wäre.  :)

Die Sache mit Kathoden auf Masse und 10MOhm ans Gitter ist aber -glaube ich- keine Sparmaßnahme, sondern einfach die entwicklungsgeschichtlich ältere Art der Gittervorsannungserzeugung.

Grüße
Alex

Richtig, du kannst die Entwicklung sehen, in dem du die Deluxe Schaltung von 5a3 bis 5e3 folgst. Grid bias hat ein eigene klang.

Steven
« Letzte Änderung: 1.03.2014 14:43 von Puddnhaid Husting »

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Offline RoehrenJeans

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #11 am: 1.03.2014 14:43 »
Hi,
da ich gerade am Schreibtisch sitze und ich eh ein SM57 vor dem Amp stehen habe, hier ein kleines MP3.
- erst Strat mit billiger Fender Vintage-Bügeleisenschnur in den Amp (Neck-Mid, Mid-Steg)
- dann Strat mit Billigkabel in Boss RC2 der als Buffer werkelt, dann weiter mit bekannter Vintage-Bügeleisenschnur in den Amp (Neck-Mid, Mid-Steg)

Gruß
Toni


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Offline bea

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #12 am: 1.03.2014 15:20 »
Die Sache mit Kathoden auf Masse und 10MOhm ans Gitter ist aber -glaube ich- keine Sparmaßnahme, sondern einfach die entwicklungsgeschichtlich ältere Art der Gittervorsannungserzeugung.

ausgenscheinlich war man da ja noch der meinung, dass Eingangsimpedanz nur groß gegenüber dem gleichstromwiderstand der pickups sein müsse, nicht aber groß gegenüber der eigenresonanz - ich hatte mal eine diskussion mit einem ehemaligen dynacordler über die geringen eingangswiderstände auch der geräte, die in den 70ern gebaut wurden.
Liebe Grüße

Beate

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Offline Alex78

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #13 am: 1.03.2014 21:18 »
Hi Leute!

Meiner Meinung nach sind selbst die 136k Ohm des Low Input eines Fender (Black-/Silverface-) Amps noch keine zu große Last um noch einen passabelen Cleansound mit einer Strat oder Tele hinzubekommen, obwohl die Resonanzüberhöhung bereits stark gedämpft und spätestens bei 100 KOhm weg ist.

@ Axel: liegt der Innenwiderstand der Röhre nicht parallel zum Eingangswiderstand?

Grüße
Alex

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Offline Striker52

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Re: Alte Amps und deren Eingangsschaltung
« Antwort #14 am: 2.03.2014 17:52 »
Hi,
bei der "normalen" Eingangsbeschaltung mit einem Gitterableitwiderstand und der Erzeugung der Gittervorspannung mittels Katoden-R, fließt kein bzw. ein zu vernachlässigender Strom in das Gitter der Röhre (Eingangswiderstand der Röhre geht gegen unendlich). Damit wird der Eingangswiderstand des Verstärkers nur durch den Gitterableitwiderstand bestimmt. Der Gitterableit-R liegt damit (solange zwischen Klampfe und Amp nur das Kabel ist) parallel zur Schaltung der Gitarre.
Gruß Axel