Wie ist das eigentlich? Laut Lastformel bei AB kommt es doch immer zur Fehlanpassung. Entweder stimmt die Last bei kleiner Aussteuerung (A-Betrieb), oder bei grosser (B-Betrieb). Wie wählt man da den Raa? Ist eine AB-Endstufe immer eine Kompromisslösung?
Hallo Casim,
ich häng als Beispiel mal eine Kurve der alten LS50/GU50 dran (Leistung über Raa) . Wie Du siehst, schwankt die abgegebene Leistung um ca 20% über den Bereich von Raa= 3K bis Raa=6K, gleichzeitig ist das Klirrfaktorminimum je nach Ruhestrom mit einem deutlich anderen Raa zu erreichen. Mit anderen Worten: was Fehlanpassung ist, ist schon nicht so einfach zu definieren.
Wie lege ich Endstufen aus?
Schritt 1:
grobe Abschätzung der Grenzwerte für die Anodenverlustleistung und den maximalen Kathodenstrom bei angenommenen Raa und angenommener Ub und vorgegebener Ausgangsleistung. Persönliche Vorgabe für Gitarrenverstärker: Der maximale mittlere Kathodenstrom sollte nicht höher als 80% des Grenzwertes aus dem Datenblatt sein, auch bei Rechteckansteuerung (Overdrive). Das schont die Röhren und den Geldbeutel. Aus Erfahrung sollte die Anodenverlustleistung den Datenblattgrenzwert nicht überschreiten. Hat man diese Werte, gehts an die Auswahl der Röhren. Das ganze ist ein Iterationsprozess, wobei ich bekannte Konfigurationen als Anhaltswerte nehme. Ein Hinweis: Die Schaltungsbeispiele in den Datenblättern nehmen keinen Overdrive an, diese Schaltungsauslegung eingesetzt bei einem Gitarrenverstärker können zu häufigem Röhrenwechsel wegen Kathodenüberlastung führen.
Die Abschätzung führe ich mit dem angehängten Schätzexcel durch. Es vereinfacht verschiedenste Dinge, insbesondere werden keine Nichtlinearitäten berücksichtigt. Ich habe es hier schon einmal verteilt, dies ist die aktuelle Version.
Schritt 2:
Ausprobieren! Hierzu nehme ich einen leistungsmässig überdimensionierten OT, am besten zur einfachen Rechnung einen mit Raa=4K und RS(ekundär)=4Ohm, angeschlossen an meinen variablen Lastwiderstand. Stell ich an diesem 3Ohm an, entspricht dieses Raa=3K usw.
Gemessen wird jeweils die Ausgangsleistung, der Kathodenstrom und so weiter.
Diese Methode hat mir insbesondere bei neuen Röhren (KT120,KT150) sehr geholfen, da hier hier das vom Hersteller angebotene Kurvenmaterial eher mager ist.
Gruss Hans- Georg