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Dynacord Eminent 2 - Messung ohne Röhren
bea:
Hallo Leute,
als ich gerade meinen Eminent 2 ohne Röhren einschaltete, maß ich an der Siebkette zu meiner Überraschung weitgehend die geforderten Spannungen, also am Ende 250 V, nach vorne dann zunehmend mehr. Das hat mich einigermaßen überrascht; denn eigentlich hätte ich ja erwartet, dass an den Widerständen der Siebkette keine Spannung abfallen sollte, weil ja kein Strom fließen sollte.
Kann das ein Effekt der beiden Z-Dioden sein, die vom letzten Glied der Kette in Reihe nach Masse gehen? Es handelt sich um den Typ 5347 mit einer Z-Spannung von wohl jeweils 10 V. Was passiert da?
torus:
Hallo Bea,
mit Deiner Vermutung hast Du recht.
Die beiden Dioden stabilisieren die Spannung am Ende der Siebkette. Damit das funktioniert muss ein Strom durch die Dioden und die Widerstände fließen. Dies sorgt natürlich für einen Spannungsabfall pro Widerstand. So kommen an den Abgriffen der Siebkette unterschiedliche Spannungen zustande.
Da im Moment keine Last durch die Röhren anfällt sollen die gemessenen Spannungen - je näher Du dem Gleichrichter kommst - von den Referenzwerten abweichen. Steckst Du die Röhren rein gleicht sich das dann wieder an.
Da am Ende der Siebkette 250V anliegen müssten es allerdings 125V bzw. 120V Z-Dioden sein. 10V kommt nicht hin (messe doch mal nach was über den Dioden an Spannung abfällt).
Ich finde die Idee mit den Z-Dioden übrigens sehr pfiffig. Wenn am Ende der Kette ohne Dioden normalerweise 270V anliegen würden, dann braten die Dioden die überschüssigen 20V inklusive allem Restbrummen weg. Der parallel liegende Kondensator puffert nicht nur die B+ Spannung sondern leitet auch das durch die Dioden entstehende Rauschen gegen Ground.
Als Ergebnis hast Du eine super saubere B+ Spannung für die erste Verstärkerstufe.
Btw, laut Schaltplan sollte am Ende der Kette 240V und nicht 250V anliegen, aber das liegt ja im Bereich der Toleranz.
aitaits:
Moin,
bei den Zenerdioden handelt es sich um NT5347 mit 135V Zenerspannung.
Siehe:
http://english.electronica-pt.com/components-cross-reference?ref=NT5347%28c%29
Gruß Ait
bea:
--- Zitat von: aitaits am 15.01.2015 09:36 ---bei den Zenerdioden handelt es sich um NT5347 mit 135V Zenerspannung.
--- Ende Zitat ---
Danke, Ihr beiden. Das erklärt natürlich alles, und meine ursprüngliche Vermutung war richtig. In dem Gerät musste ich einiges neu verdrahten, hatte dabei schon mal Fehler gemacht und wollte sichergehen, dass ich nicht noch etwas übersehen hatte.
Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass möglichst viele Röhren den Absturz meines Regals letzten Sommer überlebt haben. Eine ECC808 durfte ich schon entsorgen :-(
bea:
Meine Arbeit ist so anstrengend, dass ich zur Zeit nur in Trippelschritten vorankomme. Bevor ich Röhren einbaue, messe ich erst mal alles trocken durch. Hier führe ich die Doku mit, damit auch (andere) Einsteiger einen Leitfaden haben, an dem sie sich entlangangeln können.
Vorab: das Gerät steht auf 220 V. In drei anderen Dynacords dieser Baureihe bleiben die Spannungen in der Toleranz. Daher untersuche ich dieses Gerät auch erst mal so. Weil gerade in den größeren Endstufen die Endröhren voll gefordert werden, halte ich eine Heizspannung in der oberen Hälfte des Toleranzbereichs für günstiger - hohe Beanspruchung der Röhren benötigt eher etwas größere Emission an der Katode.
Bevor ich mich an die Anodenspannung der Endstufe herantraue, untersuche ich erst mal die Heizung. Wie schon erwähnt, habe ich ja zwei Eingangsmodule ausgebaut (eines hat einen Platinenbruch) und musste einige Verbindungen lösen und dann wieder erneuern. Viele Fehlermöglichkeiten. Daher gleicht die Wiederinbetriebnahme mehr oder weniger einer Erstinbetriebnahme.
Das Gerät besitzt drei Heizkreise: a) Endröhren, b) Eingangsmodule (Gleichstrom!) und c) Rest des Vorverstärkers (Wechselstrom).
Ohne Röhren messe ich in c) 6,8 V. Das ist ziemlich sicher innerhalb der Toleranz (s.a. hier: http://www.radiomuseum.org/forum/netztrafo_magnetisierungsstrom_anstieg_bei_235v.html), besonders, weil die Heizspannung unter Last wohl noch etwas zurückgehen wird.
In b) messe ich am Trafo 10,8 V - bei einer Netzspannung von 220 V wäre das der Sollwert (die Werksangaben schwanken jedoch: Eminent 1 9,8 V, Bassking 1 10.8 V). Hinter dem Gleichrichter ohne Last durch die Röhren 13.4 V.
Im Schwestermodell Bassking befindet sich in Reihe zur Drossel noch ein Widerstand, der wohl ausgleichen soll, dass dort nur 3 ECC808 anstatt wie im Eminent 5 ECC808 versorgt werden. Vielleicht sollte ich ja mal schauen, wie sich das unter Last ändert, bevor ich die ja richtig teuren Röhren einsetze. Leider habe ich nur zwei Lastwiderstände mit 8 Ohm, aber für einen ersten Eindruck, obs wirklich in die richtige Richtung geht, wird das schon passen.
Ein Fehlerchen beim Zusammenbau habe ich doch noch gefunden - kein Problem (die Heizung der Eingangsmodule ist nicht angeschlossen), zeigt aber, wie wichtig es ist, so ein Gerät vor der Inbetriebnahme komplett ohne Röhren zu untersuchen.
Davon abgesehen, sieht alles gut aus.
An die Endstufe gehe ich erst ran, wenn ich mal fitter bin.
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