Hallo Frank,
keine Ahnung was Du unter Röhrenstress verstehst, aber ich würde mir die möglicherweise kürzere Lebensdauer bei Class AB Betrieb so erklären. Bei Class A egal ob PP oder SE verstärken die Röhren immer, dh die Anodenverlustleistung darf nicht über die Limits ansteigen. Bei den üblichen Class A Arbeitspunkten, relativ niedrige Spannungen und passenden Raa (bzw Ra) bildet die loadline IMO im besten/haufigsten Fall ziemlich eine Tangente an der maximalen Anodenverlustleistungskurve. Damit wird bei 100% Ia_idle in jedem Fall sicher die Verlustleistung nicht überschritten.
Anders bei Class AB.. Nur als Annahme würde man Ua bei einer ursprünglich Class A Schaltung erhöhen und Ia anpassen damit der Idle Betriebspunkt noch immer bei 100% Anodenverlustleistung bliebe würde sich, so Raa nicht verändert wird, einfach die loadline nach rechts verschieben und keine Tangente mehr bilden. Der Verstärker würde in Class AB betrieben und sicher die maximal erlaubte Anodenverlustleistung überschreiten. Die Dauer der Verlustleistungsverletzung kann man u.a. reduzieren indem man Ia senkt (loadline etwas nach unten verschiebt) und den Idle Betriebspunkt in den häufig 70% Pa_max bereich verlegt. Häufig verletzen die loadlines trotzdem zumindest in Bereichen die Pa_max limits und damit sollte sich IMO die Lebensdauer im Gegensatz zu Class A im Class AB reduzieren. In der Annahme zuvor hat ja Class A niemals die Pa_max Grenze verletzt.
Am einfachsten sieht man es wenn man loadlines zeichnet.
Weiters halten sich die wenigsten Amps an alle Limits bezueglich Ua, Ia, Pa, Ug2, Pg2, Ik, Rg1, Rhk, Uhk... Zumidest ein Wert ist nicht selten verletzt, bei zB EL84 häufig Ua_max wenn dann Pg2 noch dazu kommt darf man IMO schon mit einem früheren Ausfall rechnen.
Hab mich in letzter Zeit aber kaum mit Amps beschäftigt. Sollte ich komplett daneben liegen bitte um Korrektur.
EDIT: IMO kann man aber unter beiden Betriebsarten sichere, die Limits nicht verletzende Amps bauen. Warum auch immer aber viele vorallem EL84 Gitarrenamps verletzen häufig nicht nur ein Limit.
Gruss,
Sepp