Hallo Flo,
Musiker-Amps sind in ein paar Punkten doch recht unterschiedlich zu Hifi-Amps: Die einen sind Musikinstrumente und müssen selber (gut:-) klingen. Die anderen dürfen das eben nicht - sondern müssen neutral bleiben. Dabei werden völlig unterschiedliche Anforderungen in Sachen Bandbreite, Verzerrungen, Störfreiheit und an die Art der Dynamik gestellt.
Welche Röhrentypen am besten geeignet sind, kommt vor allem auf den Zusammenhang an. SE-Verstärker sind prinzipiell natürlich viel mehr von der Röhrenqualität abhängig, aber der gewählte Röhrentyp ist eher eine Sache der Schaltungsauslegung und des Geschmacks.
Also mal angenommen, Du beziehst Deine Lautsprecher nicht in das Konzept ein und gehst meinetwegen von "normalen" Hifi-Speakern irgendwo zwischen 85dB und 90db (/1W/1m) aus (am besten noch mit einer konventionellen Weichenauslegung) dann kommen SE-Konzepte nicht so gut raus wie sie könnten. Hier kämst Du allein schon wegen des Leistungshungers und eines akzeptablen Dämpfungsfaktors mit einer gegengekoppelten PP-Stufe besser zurecht. Wenn Du allerdings mit hohen Wirkungsgraden und kleiner (oder keiner) Weiche probierst, dann kann ein "Eintopf" voll aufspielen. Ob Dir eine EL84 pro Kanal SE natürlich genug Leistung bringt...?... Persönlich finde ich, dass Hifi etwas mehr Kontrolle braucht, als es so eine Stufe kann. Ich würde gerade für Eintakter-SE größere Röhren nehmen. Oder die Eintakt-EL84 (in UL-Schaltung...) gegenkoppeln, ist halt nicht mehr Singele Ended.
Bei PP und kleiner Leistung ist die Trafo/Röhrenauswahl (von Exoten abgesehen) etwas eingeschränkt, Du landest fast zwangsläufig bei EL84 &Co. Am meisten experimentieren kannst Du wirklich mit Oktal-Röhren.
Selber habe ich nach langer Zeit jetzt mal wieder einen Hifi-Röhrenverstärker mit 2x2xEL84 PP gebaut und hatte große Schwierigkeiten mit meinen alten AÜs. Habe dann die Idee von den 2x12W aufgegeben und die Endstufen fest als Quasi-Trioden beschaltet. Und jetzt kommen überraschenderweise extrem saubere und kontrollierte 2x4W raus, bei einer ausreichenden Bandbreite (ca. 30Hz-22kHz -3dB). Das ganze klingt an meinen 91dB EPOS wirklich schon beeindruckend.
Kleiner Tipp: Egal welches Konzept - bau' Dir wenigstens einen Standby-Schalter, besser eine Einschaltverzögerung (oder ev. Röhrengleichrichter) ein. Habe jetzt nach zwei Monaten schon ein deutliches Nachlassen des Amps, meiner Meinung nach vor allem die Endstufen. Die Kathoden verlieren extrem an Material, wenn während des Aufheizens schon Strom fließt.
Gruß
Martin