okay... die Gitarre gerade ausm Karton geholt.
Ich muss sagen - Wow. unfassbar, für welch kleines Geld man heute ein echt brauchbares Instrument bekommt. Vor 30 Jahren, als ich angefangen habe, hätte ich mir sowas echt gewünscht; ich hab damals auf einer katastrophalen gebrauchten Hertiecaster angefangen. Dagegen ist die HB ein Luxusinstrument. Vielleicht auch, weil ich mit teils miesen Budget-Instrumenten groß geworden bin, bin ich wenig anspruchsvoll an meine Gitarren - zu der Harley haben meine Hände und mein Kleinhirn jedenfalls sofort "ja" gesagt.
Erster Eindruck: Spielt sich erst mal ganz ok, aber da ist noch Luft nach oben - das Setup ist nur mittelmäßig, Saitenlage zu hoch, Intonation nur Pi mal Daumen. Kräftiger, lauter Klang, bisher keine Deadspots auffällig, Sustain ist gut. Der matt lackierte Hals fühlt sich ganz gut an; nicht so wertig wie der meiner Mexico-Strat, aber in Ordnung. Von der Bespielbarkeit her ähnelt der Hals dem meiner 94er Japan-Squier. Erst mal ist er haptisch noch relativ "steril", ich denke mal, etwas polieren und viel spielen hilft da - so war es bei meiner Squier auch. Eigentlich hab ich mich jedenfalls sofort drauf wohl gefühlt. Das Profil (C mit 350 mm / 13") liegt gut in meiner Hand, Daumenakkorde á la Hendrix (und Prince
) sind kein Problem. Das Ahorngriffbrett ist separat aufgeleimt, trotzdem hat der Hals einen Skunk Stripe. Die Tuner sind OK, zumindest verrichten sie ihren Dienst.
Größtes Manko: Eine Politur der Bünde hat man sich gespart - Saitenbewegungen quer zum Hals quittiert die Gitarre mit deutlich fühl- und hörbaren Kratzgeräuschen. Geht vermutlich weg, wenn man ein paar Stunden drauf spielt, da die Saiten aber schon etwas angerostet sind, werde ich am WE diese wechseln und dann kurz mal mit dem Mesh und/oder Autosol drüber gehen.
Der 3-Way-Toggle fühlt sich etwas labberig an, das ist vermutlich das erste Bauteil, das kaputt gehen wird. Der Abstand vom Toggle zum Volume ist echt eng, das ist gewöhnungsbedürftig. Vermutlich werde ich die Kontrollplatte umdrehen und die Potis vertauschen. Das Tonpoti läuft butterweich, Volume ist recht schwergängig. Die Knöppe laufen schief und sind anscheinend mit Gewalt aufgestülpt - wenn ich sie abnehmen will, zerstöre ich vermutlich die Potis, jedenfalls haben sie keine Madenschraube, die ich lösen könnte, also hülfe nur Gewalt. Das wird spannend
.
Wenn man genau hinsieht, sieht man der Gitarre schon an, dass sie billig ist. Die Dot Inlays, das Binding, die Pickguards - alles billig aussehendes Plastik, das Muster aufm Pickguard ist auch nur aufgedruckt.
Trotzdem, zu dem Preis ein beeindruckendes Instrument. Bei einigen Komponenten darf man durchaus die Frage der Langzeithaltbarkeit stellen, aber für den Einsteiger oder auch als zweit- oder Drittinstrument für den erfahrenen Gitarristen mit Igel in der Tasche ein echtes Schnäppchen und eine gute Basis für Modifikationen. Die Substanz stimmt meiner Meinung nach. Ich kann mir durchaus vorstellen, die Gitarre regelmäßig mit auf die Bühne zu nehmen.
Elektrischer Test steht noch aus, Dienstag werde ich sie mal mit zur Probe nehmen. Bin aber jetzt schon überzeugt, dass das ein brauchbares spaßiges Instrument ist, mit dem man gut Musik machen kann.
Gruß, Nils