Hallo,
hier mal in Kürze
- wir verwenden bereits seit 2007 für bestimmte Boxen Leimholz mit DURCHGEHENDEN Lamellen und es gibt keinen Grund hiervon Abstand zu nehmen. Der Vorteil von Leimholz Kiefer ist das Gewicht und die Optik.
- Dübel aber auch Lamello-Verbindungen würde ich nicht empfehlen. Man kann zwar eine Fixierung erreichen erzeugt aber auch an der Stelle, wo der Dübel stirnseitig ins Material gesetzt wird eine Sollbruchstelle, da das Material sehr dünn wird. Beispiel 18 mm Materialstärke und 8 mm Dübel, mittig eingesetzt, bleiben vorne und hinten 5 mm Material übrig, bei 15 mm Materialstärke weniger. Ein Stoß oder Schlag im richtigen Winkel und die Seitenwand fliegt weg.
- es gibt keine "richtige" oder "falsche" Boxen sondern es gibt verschiedene Boxentypen. Geschlossene Box, Bassreflex, Bandpass, Transmission Line etc. Jeder Typ hat seine Vorteile aber genau so auch seine Nachteile und die Auswahl des Boxentyps erfolgt in Abhängigkeit zur Anwendung UND zu den Anforderungen
- Wie vor Jahren an anderer Stelle hier im Forum dargestellt, lässt sich eine "Offene Box" ähnlich behandeln wie eine BR. Hierzu hatte ich auch Simulationen durchgeführt und diese durchs Vergleichsmessungen in der Praxis bestätigt. Sowohl Frequenzverlauf als auch Impedanzverlauf waren (nahezu) deckungsgleich.
Das kann auch jeder selbst überprüfen. Die Software ARTA ist frei verfügbar und kann mit recht einfachen Mitteln betrieben werden:
http://www.artalabs.hr/Selbstverständlich wird dadurch kein echtes Messlabor ersetzt, aber für den Hobby-Anwender durchaus sinnvoll.
- die Aussage und Messung zu den Open-Back Ausführungen bezieht sich rein auf den Gitarren Bereich. Ob dies mit anderen Chassis ähnlich ist, kann ich nicht sagen.
- was bei einer Box mit offener Rückwand schwer zu simulieren ist, ist das Verhalten im Raum. Bedingt durch Reflexionen des Schalls ergeben sich in Abhängigkeit zum Raum und der Position der Box im Raum unterschiedliche Wiedergabebedingungen, die sowohl positiv als auch negativ sein können (Box zu nahe an der Wand oder in der Ecke, Betonwand..). Diese Abhängigkeit ist bei geschlossenen Box deutlich geringer, daher auch meine Aussage, dass geschlossene Boxen einfacher zu konstruieren sind.
- selbstverständlich wird eine Box vibrieren wenn diese in Betrieb ist. Das muss aber nicht zwangsweise auch bedeuten, dass die Seitenwände schwingen. Es ist eher die ganze Box die "arbeitet". Ich wage zu behaupten, dass diese Vibrationen geringer sind, wenn die Box auf Watte gepackt wird im Vergleich zu einem festen Stand auf Gummifüßen. Selbst eine Box aus Stein wird vibrieren.
- die eigentlichen Schwingungen der Gehäusewände sind nicht über den kompletten Frequenzverlauf zu finden sondern in einem Bestimmten Frequenzbereich, in Abhängigkeit zur Größe und Ausführung des Materials
- neben Schwingung der Gehäusewände gibt es noch stehende Wellen, die ähnliche Auswirkungen haben können.
- die Frontbespannung hat einen größeren Einfluss auf den Klang als das verwendete Holz. Siehe hierzu:
http://www.tt-cabs.com/index.php?Technik/Frontbespannung- vor einigen Jahren hatte ich die Auswirkung des Holzes auf den Klang in einem Messlabor untersuchen lassen. Hierbei wurden identische Boxen aus unterschiedlichen Materialien aufgebaut (Pappel, Kiefer, Birke) und die Schwingfreudigkeit der Seiten mittels eines Lasermessgerätes vermessen. Das Ergebnis war hierbei, dass die Unterschiede extrem gering waren, alle Materialien verhielten sich bei der Schwingungsmessung nahezu gleich.
Weit aus problematischer war hingegen das Gewicht. War die Box zu leicht, die Leistung zu hoch und die Frequenz zu tief, dann hüpfte die Box in der Gegend rum, was sicherlich nicht so optimal ist.
Diese Messergebnisse habe ich nicht veröffentlicht, weil diese dem allgemeinen "Glauben" deutliche widersprechen und ich ehrlich gesagt keine Grundsatzdiskussionen führen oder die Leute bekehren möchte. Daher: Birke ist toll und alle sind zufrieden.
- Die Aussage mit den 70 Liter der Lemberg Studio ist falsch. Ausschlaggebend ist das Innenvolumen.
Als guter Wert für gängige 12" Gitarrenlautsprecher AUSSER Celestion würde ich 50 Liter pro Lautsprecher ansetzen bei geschlossenen Box (112Studio). Bei dieser Größe und offenere Rückwand hingegen dürfen auch Celesetion rein. Ein brauchbarer Wert für die Öffnung ist 1/3 der Fläche.
Also nahezu optimal und unproblematisch bei geschlossenen Box und auch Celestion Lautsprecher haben sich 70 - 80 Liter pro Lautsprecher heraus kristallisiert (112REX). Hierbei ist der Unterschied offen zu geschlossen deutlich geringer als bei den 50 Litern.
Was mich bei den von mir kritisierten Aussagen nervt ist das Halbwissen welches verbreitet wird. Da wurden zwei oder drei Boxen zusammen geleimt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse dann als Allgemeingültig hin gestellt und um ein paar Aussagen erweitert die suggerieren, dass wir aber auch Firmen wie Fender oder Marshall oder Mesa (eigentlich all) keinen Plan haben und Schrott produzieren.
Auch hat sich in einigen Beiträgen gezeigt, dass die falsche Anwendung von Material nicht gleich zu setzen ist mit der Qualität des Materials.
In das Thema Boxenbau sowie auch dessen Optimierung habe ich schon sehr viel Zeit und Geld investiert, auch um zu verstehen die die Theorie und der Praxis klingt aber auch um verschiedene Dinge zu widerlegen (auch hier im Forum veröffentlicht) weshalb ich auch allergisch auf die kritisierten Aussagen reagieren, da sie eher Wunschvorstellung als Praxis sind. Ich hoffe das ist verständlich, und nachvollziehbar und man kreidet es mir nicht zu stark an, wenn mir dann auch mal die Mandeln anschwellen.
Gruß, Dirk