Nun also der "Abschlussbericht"
Die Teile sind alle gekommen, und der Umbau war einigermaßen Problemlos. Einige der orginalen Kondensatoren haben sich beim Ausbau relativ zügig in Luft aufgelöst oder sind auseinandergefallen, aber gut, wenn man für einen insgesamt so solide verarbeiteten Verstärker gerade einmal 300 Euro bezahlt, ist das auf jeden Fall verzeihbar (nicht jeder Amp-Besitzer rückt den Kondensatoren mit einer Zange und einem Lötkolben zu Leibe
) Der Einbau der F+Ts war problemlos möglich, ich hatte andere Amps in denen der Platz deutlich spärlicher vorhanden war.
Äußere Anpassungen mussten nur geringe gemacht werden: Das Loch für den Tone-Regler musste für das größere Alpha-Poti aufgeweitet werden und natürlich auch der zweite Input für die Toggle-Switch.
Der Vormalige "Texture"-Schalter wurde weiter verwendet, reagierte aber etwas empfindlich auf die Löthitze und ist mir etwas angeschmort. Er schaltet noch, also lasse ich ihn mal drin.
Die große Überraschung kam dann bei den Endarbeiten: Die Chickenheads sind mit einer etwas kleineren Bohrung ausgestattet (Ich vermute, dass das eine 6mm-Achse war, wohingegen die Alphas ja 6,35 haben, wobei ich noch nie von 6mm-Poti-Schäften gehört habe?) Glücklicherweise konnte ich das Problem relativ problemlos durch den sorgsamen Umgang mit Schraubstock und Bohrmaschine lösen, sogar ohne die Chickenheads irgendwie zu verkratzen.
Wenn man jetzt noch weitere Ambitionen hätte, so ergeben sich aus dem Umbau auch noch Möglichkeiten durch die jetzt ungenutzten vier Löcher der Effekt-Loop, dem Line-Out und der Foot-Switch - bei mir bleiben sie jetzt mal leer, vielleicht ergibt sich aber in Zukunft noch was.
Nun zum Sound:
Auf jeden Fall wurden meine Erwartungen (soweit ich das bis jetzt sagen kann) voll erfüllt. Ich konnte noch nicht sonderlich viel voll ausspielen (Die Nachbarn
) und somit kann ich den Effekt der neuen Vorstufe auf die Endstufenzerre noch nicht ganz bewerten, aber der Sound geht jetzt auf jeden Fall besser in die Richtung eines vollen, "klassischen" Blues- und Rocksounds (Die Gitarre ist eine Les Paul)
Die Schaltbarkeit der "Kanäle" zwischen Bright und normal und der Mischung aus beiden ist wie erwartet, und wie ich bereits geschrieben habe nutze ich oft beide zusammen.
Die Idee mit der Schaltbarkeit des "Tone"- Eingriffs funktioniert für meine Ansprüche. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Effekt für manche zu gering ist. Es gibt einen Unterschied zwischen den beiden Varianten: In Position I, in der die Höhen zwischen den Gain-Reglern und dem Eingang der zweiten Vorstufenröhre abgeleitet werden, habe ich das gefühl, dass mehr von den höheren Mitten herausgenommen werden. Der Sound wird so insgesamt "bedämpft".
In der Position II, in der der Tone-Regler unmittelbar vor der Endstufe eingreift, ist der Effekt eher eine Höhenbeschneidung. Dadurch werden die Mitten herausgehoben. Wenn man mit dem (vormaligen) Texture-Schalter in der Mittelstellung die Toneregelung deaktiviert, hebt sich die Lautstärke ein wenig und das Klangbild wird insgesamt sehr höhenbetont, bleibt gleichzeitig aber relativ voll. Ich habe in letzter Zeit viel ohne Tone-Regler gespielt.
Vielleicht könnte man hier noch ansetzen und mit unterschiedlichen Kondensatorwerten experimentieren, es wäre ja auch möglich, die Kondensatoren vor den Schalter zu setzen und so zwei unterschiedliche Werte für die Zwei Stellungen zu verbauen. Mal sehen, vielleicht packt mich ja irgendwann die Experimentierfreude.
Der (unveränderte) Depth-Schalter hat jetzt auch eine Funktion, er greift wirklich sehr stark in das Klangbild ein, vor allem in dem er die "Fülle" in den Klang bringt - oder herausnimmt. Ich habe ihn meistens bei ca. 3 Uhr, mit 11 Positionen gibt es da aber sicher auch noch weitere Klangvariationen zu entdecken.
Spannend wird dann aber auch noch der Einsatz der "Watts"-Regelung. Durch sie wird die Anodenspannung an der Endröhre deutlich reduziert (Ich denke bis auf 60 V bei Minimalanschlag). Dadurch ergibt sich eine weitere Möglichkeit zur Verzerrung zu kommen: Wenn man den Gain-Regler auf ca 9 Uhr stellt - also auf Clean - und das Mastervolume voll aufreist bei gleichzeitig zugedrehter Watts-Control erhält man eine komplett andere Verzerrung: Man übersteuert die Endröhre, die aufgrund der zu geringen Spannung den Saft nicht hat, das Signal durchzubringen. Die so erreichte Verzerrung erinnert mich sehr an einen Fuzz-Effekt, ich werde auf jeden Fall mal weiter damit rumexperimentieren.
Fazit:
Der Umbau hat sich auf jeden Fall gelohnt, ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen. Es sei natürlich gesagt, dass die Gainreserven nicht übertrieben sind. Die Tone-Schaltung ist auf jeden Fall interessant, kann aber sicher noch modifiziert werden. Eine andere Überlegung ist es natürlich auch noch, die Ausführung der "Kanalwahl" per Stacked-Poti und Toggle-Switch durch zwei Mono-Potis zu ersetzen, in diesem Falle müsste man dann das Loch des zweiten Input irgendwie stopfen - was aber kein Problem sein sollte.
Generell bringt der VHT Special 6 Ultra (wie sicherlich ja schon bekannt) eine absolut Grundsolide Grundlage für einen solchen Mod mit.
Vielen Dank für eure Hilfe!