Na - da habe ich (als übrigens promovierter Ingenieur und Professor Innovationsmanagement) ja wieder voll ins Schwarze getroffen.
Ignoranten aller Länder vereinigt Euch! Was der andere Professor da erzählt ist 1. unlogisch (weil Wechselwirkung der Saite mit Korpus, Hals, Bridge etc in jedem Fall vorhanden und damit Einfluß auf das, was der Tonabnehmer aufnimmt), 2. Fern jeglicher Praxis des Instrumentenbaus (Warum klingt wohl eine Strat mit Erle-Korpus anders als eine mit Swamp-Ash-Korpus ? Warum klingt eine Strat mit Rosewood Griffbrett anders als eine mit one-piece-maple-neck ? Warum klingt eine ES 335 auch mit gleichen Tonabnehmern komplett anders als eine Les Paul oder eine Strat ? Warum spürt man bei jeder auch nur halbwegs resonanten Gitarre in der Hand deutlich die Schwingungen des Halses). Wenn wir all das ausschließen, brauchen wir uns über sonstige Details von Amp, Speakern und Gitarren auch nicht unterhalten. In diesem Fall gilt mal wieder der Spruch von Einstein: "Man sollte die Dinge so einfach wie möglich halten, aber nicht einfacher !"
Mein Hinweis kam aus eigener Erfahrung mit einem chambered Strat Body, der im Elektronikfach zunächst nicht lackiert war und sehr gut klang. Lackschicht und Folie führten zu einer für mich enttäuschenden Dämpfung Tons hinsichtlich Offenheit, Details und Ansprache. Deshalb Folie und Lack weitgehend wieder entfernt und Klang größtenteil wiederhergestellt. Der Rest läuft unter Kompromiss.
Jetzt habe ich mich nach einiger Abstinenz im Forum vermutlich ziemlich unbeliebt gemacht, deshalb zum Schluß folgende Bitten:
a) Mein erster Beitrag war ein gut gemeinter - und begründeter - Hinweis für diejenigen Threadleser, die Feinheiten des Klanges hören. Wer es nicht hört, ist glücklich dran, weil er sich weniger Mühe bei seinem Sound geben muß. Allerdings muß das ja nicht sofort refexartig in einen Anti-Voodoo Feldzug umschlagen - oder?
b) Bitte lest Euch meine obigen Einwände betreffend unterschiedlich Hölzer durch und vergleicht es mit Euren eigenen Erfahrungen und der Standardwahrnehmung von mindestens 90 % aller Gitarristen (denn so viele dürften problemlos eine ES 335 von einer Paula oder einer Strat unterscheiden können).
c) Auch wissenschaftliche Untersuchungen von Professoren können deutlich an der wahrnehmbaren Realität vorbeigehen und wesentliche Aspekte ausser Acht lassen. Die Geschichte der Naturwissenschaft ist voll von Beispielen dafür. Nur eines davon (off topic) : Lord Kelvin sagte als Präsident der Royal Society (was damals die naturwissenschaftlich am höchsten respektierte Institution war) im 19. Jahrhundert: "Maschinen die schwerer als Luft sind, können unmöglich fliegen". Pikanterweise hatte genau dieser Lord Kelvin kurz vorher das sogenannte Zirkulationstheorem für strömende Medien formuliert und genau dieses Zirkulationstheorem beschreibt die Auftriebskraft an einem Tragflügel und ist damit die wissenschaftlich-technische Grundlage für die Flugfähigkeit von Flugzeugen, Hubschraubern etc.. Kelvin hatte aber keine Ahnung, was seine eigene Entdeckung technisch bedeuten würde und heute als technischer Standard bedeutet. So kann man sich im Grenzfall sogar selber komplett austricksen.
Also bitte: Hinweise einfach mal aufnehmen, wenn man sie gebrauchen kann und bitte, bitte nicht immer wieder diese sinnlosen Glaubenskriege lostreten und - bitte mal etwas offener sein für das, was nicht sofort ins eigene Weltbild paßt.
Gruß,
DocBlues