Bevor es zu den Phaseninvertern geht noch ein paar Worte zu der Kanalbeschaltung in den alten Supros und zum 1690T-Kanal (hierbei werde ich mich an den Schaltplänen von Erik K. (siehe Seite 1) orientieren).
Verstärkung im Fall des 1624:
Die Eingangsstufen haben, abhängig davon wie sie nun exakt beschalten sind, eine effektive Verstärkung zwischen ca. 30 und 40. Diese Zahlen beziehen sich auf eine Schaltung, bei welcher die Verbindung an den Kanalmischwiderständen aufgetrennt ist. Ist dies nicht der Fall, dann reduziert sich die Gesamtverstärkung auf einen Faktor 11 (ein Kanal, Tone vollständig offen) bis 25 (beide Kanäle gebrückt und Tone vollständig offen).
Der kaskadierte 1690T-Kanal (alter Supro):
Die Eingangsstufe des 1690T-Kanal (in meiner Notation ist dies immer der kaskadierte, sprich der untere Kanal in den Erik K. Schaltplänen) unterscheidet sich nicht stark von den unkaskadierten 1624/1690T Eingangsstufen. Die Höhenbedämpfung ist mit verschiedenen, offensichtlich redundanten, pF-Kondensatoren ausgeführt. Es existiert ja immer noch der 500pF nach GND am Gitter der Eingangstriode. Weiterhin besteht die Option auf einen 500pF bis 1n direkt von der Anode nach GND. Zusätzlich gibt bei manchen Varianten noch einen 500pF nach GND nach dem ersten Koppelkondensator. Die letzteren beiden kann man natürlich zu einem gemeinsamen Kondensator zusammenfassen.
Diese frühe Höhenabsenkung ist bestimmt eine Beschaltung, welche für Viele ein eher ungewöhnliches Verhalten des 1690T-Kanals bedingt. Die Höhen und der Resonanzpeak des Gitarren-Pus sind schon deutlich reduziert, der Klang wird eher dunkel und es fehlt 'sparkle' (leicht, aber wirklich nur leicht korrigiert durch den treble-bleeder am Volume-pot). Allerdings folgen keine weiteren dieser Snubbercaps an späteren Stellen des Verstärkers. D.h., sobald das Signal ausreicht, dass die späteren Stufen anfangen zu zerren werden die ganzen Harmonischen relativ unbedämpft weitergegeben. Hier geht der Regelweg von eher dumpf bis räudig und rau. Normalerweise versucht man ja das Gegenteil zu erreichen (niedrige Volume-Einstellungen -> Bässe und sparkle, höhere Volume-Einstellungen -> Bedämpfung der Bässe und Höhen).
Im 1690T-Kanal kann man den Klang durch die Wahl des zweiten Koppelkondensators (die Erik K. Schaltpläne verzeichnen hier einen 1n oder 5n) ein wenig anpassen. Kleine Werte lassen den Kanal bei niedrigen Gain-Einstellungen, bzw. im Allgemeinen, nicht so dumpf erscheinen, dünnen aber auch ordentlich aus. Es fehlt schnell an Fleisch, also Mitten und Tiefmitten, speziell im direkten Vergleich zum 1624 Kanal. Ich bin hier nie unter 2n gegangen.
side note:
Der 470k des 470k-100k Spannungsteiler wirkt als Gitteranlaufwiderstand und sorgt zusammen mit der Millerkapazität der zweiten Triodenhälfte für einen gewissen Tiefpass. Das kennt man von typischen high-gain Verstärkern. Hier sind die Kathodenwiderstände aber meist mit einem Kondensator gebrückt. Der -3dB-Frequenz des Tiefpasses ist ja definiert über die Größe des Anlaufwiderstandes, der Millerkapazität der Triode und der Verstärkung der Stufe. Gerade letztere fällt auf Grund des fehlenden Kathoden-Bypass-Caps einen Faktor 2 geringer aus im fully/partial bypassed Fall. Man kann im Fall des Supro also ca. 100pF annehmen und damit eine -3dB-Punkt bei 3.5kHz. Der Klangeindruck wird dadurch allerdings nicht wirklich korrigiert. Höhere Gain-Einstellungen bleiben 'räudig' (sehr extrem in Kombination mit amerikanischen Speakern, z.B. dem G12Q). Ich habe hier immer mit einem Snubber-Cap parallel zum Anodenwiderstand gearbeitet. Dies erleichtert auch das Abstimmen im Verhältnis zum 1624-Kanal.
Für die Beschaltung der zweiten Triodenhälfte führt Erik K. drei Varianten an, welche sich nicht stark voneinander unterscheiden. Rk ist immer 2k2 ohne einen bypass-cap, Ra=220k und der Koppelkondensator zwischen 5n und 10n (wobei ein kleinerer Koppelkondensator nicht mehr so viel ausrichtet, da die Bässe ja bereits 'weiter vorne' im Verstärker beschnitten werden). Prinzipiell unterscheiden sich die drei Varianten in der zur Verfügung stehenden Anodenspannung für die zweite Triode. Meine klare Präferenz geht zu der Variante mit eigenem 100k-47nF Siebglied (wie bereits erwähnt, diese Beschaltung eignet sich exzellent für ein Voltage-Scaling, im Speziellen auch für ein schaltbares Scaling, da die kurze Zeitkonstante zu keiner merklichen Verzögerung führt.)
Ich teile hier nicht den Klangeindruck, welchen Erik K. in seinen Schaltplänen schildert. Prinzipiell unterscheiden sich die drei Varianten nur in ihrer Anodenspannung mit den typischen Klangauswirkungen, welche man auch von anderen Verstärkern kennt. D.h. niedrigere Spannungen führen zu einem wärmeren, matschigeren Klangbild, während höhere Spannungen in einem härteren, klareren, leicht höhenlastigeren Klangbild resultieren. Letztere ermöglichen auch ein minimal höheres Ausgangssignal dieser Stufe, d.h. der Phaseninverter kann 'härter angefahren' werden. Dies ist am ehesten mit dem von Erik K. geschilderten Klangeindruck in Einklang zu bringen.
Fazit und Vergleich zum Absara-1695T:
Im direkten Vergleich mit der kaskadierten Absara-1695T Stufe lässt sich Folgendes festhalten: Die Signalpegel, welche die zweite Triodenhälfte treffen sind relativ ident. In beiden Fällen lässt sich hier auch eine Feinanpassungen durchführen (Supro: anpassen des 470k-100k Spannungsteilers, Abasara: erhöhen von R15/R16). Die Formung des Frequenzgangs vor dieser Stufe, die Position des Volume-Potis und am deutlichsten, der fehlende/existierende Kathodenbypass-Cap, führen aber zu einem deutlich unterschiedlichen Klang (siehe auch: vorangegangene Beiträge).
Der größte Unterschied besteht in dem Signalpegel, welcher maximal an den Phaseninverter weitergereicht werden kann. Dieser ist im Fall des alten Supros um ca. einen Faktor 4-5 größer (fasst 50Vptp). Das Tonestack im Absara raubt einfach ordentlich Pegel. Beide Varianten empfinde ich als ein wenig extrem. Bei maximaler Gaineinstellung nähert sich der 1690T-Kanal einem Fuzz während der 1695T die Endstufe relativ moderat überfährt (dies trägt zusätzlich zu dem stabilen, modernen Sound des 1695T bei).
m.