True-Bypass kann auch dazu beitragen, das Problem zu verschlimmern. Außerdem macht er den Grundsound inkonsistent: Der Klang der Gitarre wird ja durch einen Schwingkreis bestimmt, in dessen Rechnung die Kapazität des Kabels mit eingeht - je größer, desto dumpfer. Die Schaltung der Gitarre "sieht" aber immer das Stück Kabel bis zum jeweils ersten aktiven Gerät im Signalweg, und das kann eine recht unterschiedlich lange Strecke sein, was auf die Resonanzfrequenz hörbaren Einfluss hat. Hätte ich nur True Bypass Effekte, wäre mein Cleansound (rein passiv) sehr dumpf, weil 12m Kabel + alle Patchkabel und Stecker auf dem Pedalboard die Gitarrenschaltung kapazitiv belasten würden.
Meine Lösung ist: Hochwertiger Buffer am Eingang des Pedalboards, der ist immer aktiv. (Mit gutem OPV, wie OPA2132, und symmetrischer, gut gefilterter Versorgung mit +/-9V). Danach möglichst Effkte mit True Bypass, muss aber nicht. (Nur ein Fuzz sitzt vor dem Buffer, wegen der Interaktion mit der Gitarrenschaltung). Schöner Nebeneffekt: Da es ein doppelter OPV ist, hat der Buffer zwei Ausgänge, ich kann also zB immer einen Tuner mitlaufen lassen, der cleanes Signal kriegt und nicht im Signalweg liegt - oder das cleane Signal aufnehmen, zu einem zweiten Amp schicken oder was auch immer.
Auf diese Weise prägt immer nur das Kabel zwischen Gitarre und Pedalboard den Klang mit (in meinem Fall 6m), und das ist auf jeden Fall kürzer, als es ein direktes Kabel zum Amp wäre. Deshalb ist der Grundsound sogar brillianter und die Resonanzfrequenz etwas höher / stärker ausgeprägt, als es ganz ohne Effekte/Buffer der Fall wäre. Dieser Sound ist meine Basis, die immer konstant bleibt. Selbst der Booster in meiner Strat hat am Eingang einen Kondensator nach Masse, der die Kapazität dieses Kabels exakt nachbildet.
Einfache Lösung mit käuflichen Effekten: Als erstes Glied der Kette eins mit gebuffertem Bypass verwenden, zB von Boss. Reiht man mehrere davon aneinander, entsteht zwar auch eine Signalverschlechterung, weil das Gain der Buffer jeweils knapp unter eins ist, aber das sollte zu vernachlässigen sein.
Was du im Analyzer bei einer langen Effektkette sehen würdest, wäre ein leichter Pegelverlust, gedämpfte Höhen und evtl Phasenverschiebungen und leichte Verzerrungen.
Grüße, Immo