Hallo Peter
Ich habe zwar immer noch zuwenig Ahnung, um das Alles wirklich mit Verve diskutieren zu können, aber jeden Tag verstehe ich ein bißchen mehr, sogar beim Schreiben meiner Antworten lerne ich (weil ich dauernd nachschlagen und auch nachvollziehen muß).
Daß der Tube-Lizard Artikel und sowieso, seeeeeeeeehr viele Threads und Artikel zu dem Thema, Ungereimtheiten und/oder nicht zu Ende erklärte Sachverhalte aufweist, fiel mir schon auf, nur bin ich als "Röhrenstudent" mir da selten sicher, ob da tatsächlich ein Fehler vorliegt oder ich einfach noch zuwenig von der Sache verstehe, und manchmal denke ich gar, daß es Amps gibt, die erfolgreich gegen Schulbuchweisheiten verstoßen und dann denke ich, daß bei der Entwicklungsarbeit von Röhrenamps wohl immer noch sehr die Try&Error-Methode benutzt und erst danach nach einer Erklärung geforscht wird.
Einer meiner aktuellen Lernpunkte ist, daß da an einer Röhre sowohl mit Gleich- als auch mit Wechselspannung gearbeitet wird und manchmal beide gleichzeitig an einem Pin anliegen können, z.B. am Steuergitter zumindest mal, weil sich beide Spannungsarten nicht beißen (sozusagen) - was ich noch verinnerlichen muß -. Das Musiksignal ist Wechselstrom und mit dem Gleichstrom wird Dies oder Jenes geregelt, so daß es zur Verstärkung des Musiksignals kommt.
Das Bremsgitter soll das Schirmgitter vor den (relativ langsamen) Sekundärelektronen schützen, die die an der Anode ankommenden, sehr schnellen Primärelektronen (die von der Kathode kommen) bei ihrem Aufprall dort herausschlagen, und das tut es, indem es ein Feld aufbaut, welches diese Sekundärelektronen zur Anode zurückschickt. Sinnvollerweise wird es daher meist einfach mit jener Spannung beaufschlagt, die die Kathode hat, und genau deswegen wird gerne Pin 1 mit Pin 8 verbunden (das gilt für die EL34, andere Röhren haben diese Verbindung schon in der Röhre). Irgendwo habe ich noch von einer anderen Aufgabe gelesen, die dieses Bremsgitter übernehmen kann, aber weder finde ich grad diese Information noch erinnere ich mich dran, was das war.
Hier wäre es vielleicht angemessen, auf Grundsätzlichkeiten in Röhren hinzuweisen: Die Kathode, wenn aufgeheizt, beginnt wegen der Hitze Elektronen abzustoßen, es bildet sich eine Elektronenwolke um die Kathode. Das geschieht schon im Stand-by-Modus des Amps. Ganz wenige dieser Elektronen schaffen es dabei, die Anode zu erreichen, dieser sehr geringe Strom nennt sich Anlaufstrom.
Damit es richtig losgeht, muß ein Spannungsgefälle hergestellt werden, der Standby muß auf "Mach Krach" umgeschaltet werden, bei Gitarrenamps wird dann die Anode unter Plusspannung gesetzt (welche ursächlich vom Netztrafo kommt), aber es gibt auch Schaltungen& Geräte, bei denen die Anode in Ruhe gelassen wird und die Kathode mit negativer Spannung beaufschlagt wird (ob es das bei Gitarrenamps gibt, entzieht sich meiner Kenntnis). Hauptsache, da ist in Richtung Kathode ein Spannungsgefälle. Aber selbst, wenn dieses Spannungsgefälle mal umgekehrt wäre, würde die Röhre nicht rückwärts arbeiten, weil die Anode ncht erhitzt wird und somit keine Elektronen emittieren kann - eine Röhre arbeitet also nur in eine Richtung -.
Das durch das Bremsgitter vor den Sekundärelektronen beschützte Schirmgitter wiederum hat einerseits die Aufgabe, das Steuergitter vor den Wirkungen des elektr. Feldes der Anode beschützen und wird dazu über einen Kondensator ausreichender Kapazität mit Masse verbunden, andererseits soll es die (Primär)Elektronen in Richtung Anode beschleunigen, dafür muß es eine konstante Spannung haben und von der Kathode entkoppelt sein. Sagt so das deutsche Wikipedia und als du postetest, war ich grad beim Studieren desselben Kapitels im englischen Wikipedia und da steht ne Menge mehr drin, sogar Dinge, die dem, was im deutschen Wiki steht, zu widersprechen scheinen, z.B. daß die Schirmgitterspannung irgendwie in Relation zur Anodenspannung steht. Aber wie eingangs schon gesagt, da weiß ich machmal einfach noch nicht, ob das tatsächlich Fehlinfos sind oder mir das Wissen fehlt, die einzelnen Dinge wirklich zu verstehen, auch scheint es so zu sein, daß mit der Entwicklung von der Nullgitterröhre zur Mehrfachgitterröhre ein neu hinzugekommenes Gitter a) das vorherige Gitter zum Teil von einigen Effekten und Aufgaben befreit und b) sogar dadurch dem vorhergehenden Gitter neue Zusatzaufgaben ermöglichen kann. So scheinen mir die Anschlußmöglichkeiten des Schirmgitters bei der Pentode anders zu sein als bei der Tetrode (edit: Triode gelöscht, weil Triode hat kein Schirmgitter). Das ist Alles verwirrend solange man nicht alle möglichen Röhrenarten und Einsatzgebiete geschnackelt und verinnerlicht hat und das *Rauch aus den Ohren" ... kann dauern.
Was Amp-Modden anbetrifft glaube ich, daß man wirklich alle Röhrentypen und Einsatzmöglichkeiten kennen muß, um so z.B. einen Effekt einer Triode, der bei der Pentode dann ausgemerzt ist, bewußt zu Verzerrungsgründen bei selbiger über irgendeine verquere Sonderschaltung wieder herbeizuführen. Und da ordne ich solche Mods wie die von Tone-Lizard ein. Verstehen tu ich da aktuell nur Bahnhof, ich muß mich noch durch die Basics ackern. Ob also (ich zitier dich) "a) das Bremsgitter [bei einer Pentode, die die El34 ja ist (die man aber, wenn man das Schirmgitter an die Anode koppelt, zur Tetrodenarbeitsweise zwingen kann)] an eine negative Spannungsquelle zu hängen sei irgendwie für die Schirmgitter oder gegen Röhrenfressen gut" oder "b) das Bremsgitter etwa 50mV über Kathodenpotential zu legen sei irgendwie entsprechend schlecht" ist, da bin ich schlicht (noch) überfragt.
Und das Steuergitter, wenn ich das richtig verstanden habe, kriegt bei Endverstärkerröhren das Musiksignal vom Vorverstärker (Wechselspannung), hat aber auch eine Gleichspannungsbeaufschlagung, oder ich habe das falsch verstanden und irgendwo vorher moduliert das Musiksignal diese Gleichspannung, die jedenfalls negativer als die der Kathode sein muß, um den Elektronenfluß Richtung Anode zu bremsen oder gar zu stoppen (respektive die Elektronen zur Kathode zurückschicken) zu können. Korrigiert mich bitte, wenn ich hier Unsinn verzapfe.
Zu deiner letzten Bemerkung kann ich - glaube ich - wieder was sagen:
<< Zitat: "On every Marshall the Suppressor-Grid is tied to the Cathode and then wired to ground [er sagt nicht: zusammen mit Kathode an Masse ...]." -> Das ist genau das Gleiche. Sieht man auch an der Zeichnung. >>
Ich seh das so: Das ist wie beim Kathodenbias, wo das Steuergitter über Widerstände mit der Kathode verbunden ist in derselben Art, wie hier Pin1 und Pin 8 verbunden sind, und ebenfalls dann an Masse geht. Das Steuergitter kriegt dann eine negativere Spannung als die Kathode, weil an jedem Widerstand findet ein Spannungsabfall statt. Beim Fixed-Bias-System ist das Steuergitter nicht an die Kathode angeschlossen und hat ergo diese Spannung nicht. Tone-Lizard sagt weiter unten "[wenn du es so und so schaltest, dann] instead of having the Suppressor Grid at ground potential or even at a negative voltage (also an Pin8 vor der Masse), you would have a positive voltage".
Diese Verbindung Pin 1+8, oder im Falle des Kathodenbias Pin5+8 (über Widerstände), das ist nicht nur eine "Massebusschaltung", sondern da wird auch Spannung der Kathode zum jeweiligen Gitter übertragen und das beeinflußt wiederum deren Arbeitsweise und Arbeitpunkte. Von daher ist beides richtig: Es ist sowohl ein gemeinsamer Masseanschluß als auch ein Spannungsüberträger. Trenne ich die Verbindung von Pin 1+8 und schließe beide separat an Masse, verliert Pin 1, also das Bremsgitter, seinen Bezug zur Spannung der Kathode und das verändert seine Arbeitsweise & seinen Arbeitsbereich. Es ist also nicht dasselbe, ob ich beide zusammen an Masse lege oder separat.
So verstehe ich das bisherund so scheint das auch Tone-Wizard zu verstehen und daher wehre ich mich so erbittert gegen deine und auch Johns Behauptung, das sei dasselbe und egal. Vor Allem in dem Moment, wo ich einen Widerstand zwischen Kathode und Masse einbaue, denn der macht aus Sicht des Bremsgitters Kathodenbiaseffekte. Und dann sollte es unter Umständen (hängt von der restlichen Schaltung ab) besser solo an Masse gelegt sein (". . .and if there is any impedance in the cathode circuit (such as an unbypassed cathode bias resistor) then connecting the suppressor to ground will dramatically increase the harmonic distortion in the anode current ~Shepard, W. G., (1953). Suppressor Grid Frequency Doubler. Electronics, October p200, zitiert von Valve-Wizard).