Gerade bei ---- gesehen - die haben kein bleihaltiges Lötzinn mehr. Anscheinend läuft da eine EU-Übergangsfrist ab. Welche Zusammensetzung kommt denn den alten bleihaltigen Loten nahe, und welche verträgt sich mit dem Zinn von Altgeräten?
Moin Bea,
wie schon geschrieben wurde wird es bleifreies Lot noch einige Jahre geben. Die Richtlinie zählt ja nicht "Weltweit". Haltbar ist es ohnehin und teuer ist es auch nicht. Also kannst du genügend davon falls gewünscht "bunkern". So wie ich mir etwas zur Seite gelegt habe.
Aber !
Deine Frage ist interessant aus der Richtung "Bleifrei". Ich beschäftige mich schon einige Zeit damit. Vorweg: Du kannst auf Bleifrei umsteigen. Nur musst du einige Dinge dabei beachten. Dazu habe ich die vergangene Zeit einige Löt- Versuche angestellt. Und alles was zum Thema Deutschsprachig im Internet zu finden ist auch "durchgeackert". Felder, Ersa, Weller usw. Alles was dazu geschrieben wurde.
Kommen wir mal zum Löten mit Bleifreiem Lot selbst. Gesehen aus meinen eigenen Versuchserfahrungen und dem was die Hersteller dazu schreiben.
Ausgangslage wäre ein kompletter Amp Neuaufbau aus Neuteilen. Da machst du nichts anderes im Ablauf wie mit bleihaltigem Lot auch. Ausser ! Du brauchst eine höhere Löttemperatur. Mindestens 50 Grad mehr bei gleicher Stärke vom Lot. Da muss es an relevant engen Stellen schnell gehen, da der Draht/Kabel die Hitze mit aufnimmt. Daran scheitern beim umstellen einige. Man liest es jedenfalls oft. "Das Lot hält nicht !" Oft scheidet der zu klein bemessene Lötkolben aus. Verbleit löten ging er ja noch. 50 Grad mehr fehlen dann. Ergo: Am besten eine regelbare Station die min. bis 400 Grad leisten kann. Bleifrei ist eigentlich Hochtemperatur Lot. Heizelement und Lötspitze ?
Zitat:
"Bedingt durch die höheren Schmelzpunkte bleifreier Lote und den daraus resultierenden höheren Löttemperaturen kann die Standzeit der Spitzen von Handlötkolben deutlich reduziert werden. Doch durch das Einhalten einiger Lötregeln kann auch bei Einsatz der bleifreien Technik eine längere Haltbarkeit der Lötspitzen und eine ebenso gute Qualität der Lötstellen wie beim Einsatz von eutektischem Lot erreicht werden. Der Schmelzpunkt von bleifreiem Lot ist 20 bis 45 °C höher als der Schmelzpunkt von konventionellem eutektischen Lot; konsequenterweise muss die Temperatur der Lötspitze höher eingestellt werden. Es ist allgemein üblich und auch akzeptabel, dass die Temperatur der Lötspitzen um etwa 50 °C höher als der Schmelzpunkt des Lotes gewählt wird. Allerdings werden vielfach Lötspitzentemperaturen gewählt, die etwa 100 °C höher sind als die Schmelztemperatur. Diese Unterschiede sind von der Wärmekapazität des zu lötenden Werkstücks, der jeweiligen Lötstelle und der Masse der Lötspitze abhängig. Die Lötspitzentemperatur wird beim eutektischen Lötzinn SnPb mit ca. 340 °C gewählt liegt bei Sn-0,7%Cu bei etwa 370 °C. Löttemperaturen über 350 °C stoßen jedoch an die Grenze des Lötens in der Elektronik, denn der Verschleiß von Lötspitzen steigt ab dieser Temperatur rapide und die Wirksamkeit des Flussmittels wird verringert. Oberhalb dieser Temperaturen verkohlt das Flussmittel, seine Aktivität verringert sich und es kommt zur Trennung von Lot und Flussmittel."
Lassen wir aber mal den etwas schnelleren Verschleiß der Lötspitzen ausser Acht.
Eher liegt im Hobbybereich das Auge auf den zu verschmorenden Kabeln wenn es etwas unglücklich läuft. Deshalb mache ich ab und an einige Versuche um alles im Griff zu haben. Hersteller von Amps müssen ja EU-Konform schon einige zeit Bleifrei arbeiten. Vielleicht kommt ja zu dem Thema mal etwas vom Shop und deren Amp Aufbauten.
Wie ich schon gesehen habe lötest du öfter mal an "älteren Schätzen" herum. Der Lötöse ist das eigentlich egal, sofern du sauber entlötest hast. Beim bleifrei neu verlöten einfach 50 Grad höher gehen und fertig. Einen 5f6 Neubau werde ich eh demnächst mal Bleifrei angehen. Bilder von meinen vorherigen Versuchen werde ich noch einstellen. Dazu werde ich einige neue Klinkenbuchsen und Potis opfern. Ausserdem den Wechsel auf eine passende Spitze für Bleifrei Lot.
Fazit:
Kein bleifreies Lot kommt einem bleihaltigem Lot nach meinen bisherigen Erfahrungen in irgendwelcher Art nahe. Das sind völlig andere Herangehensweisen wenn man es richtig machen will.
Zitat:
"Eutektisches Gemisch, Eutektikum, festes Gemenge aus mindestens zwei im flüssigen Zustand vollständig mischbaren Stoffen, dessen Schmelze wie ein reiner Stoff bei einer bestimmten Temperatur erstarrt, wobei die Komponenten sich aber entmischen und als feinkristallines Gemenge vorliegen. Kühlt man z.B. eine wäßrige Salzlösung ab, so scheiden sich die ersten Eiskristalle unterhalb des üblichen Eispunktes ab. Bei weiterer Abkühlung fallen immer mehr Kristalle aus, und die Lösung wird immer konzentrierter. Erreicht man den eutektischen Punkt, bleibt die Temperatur konstant, und das Gemisch erstarrt als Eutektikum."
Also ein sehr interessantes Thema.
Gruß
Michael