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Celestion Classic Lead 80

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Offline headcrash

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Celestion Classic Lead 80
« am: 8.10.2021 11:32 »
Ich möchte eine Lanze brechen für den CL 80. Warum?

In den letzten 2 - 3 Jahren war ich eigentlich ganz zufrieden mit meinen Vintage 30 Variationen:
2x 12" Rath RB212 Bassreflex mit 16Ohm Marshall G12 Vintage (da läuft der Fryette Deliverance Clone dran)
2 St. 1x12" Bassreflex Hughes & Kettner GL112 mit 1989er blackframe Vintage 30 (da läuft zuletzt der Jubilee Clone dran)
1x12" Eigenbau mit 8 Ohm Marshall G12 Vintage für zuhause

Da ich seltener auf Jubilee/Hughes&Kettner spiele, bezieht sich alles folgende auf die Kombi Deliverance+2x12".

Auf der immerwährenden Reise in Richtung mehr Straffheit, fiel mir auf, dass bei Zimmerlautstärke mit der 1x12" zuhause alles gut ist. Die EQ-Kurve finde ich richtig super. Aber bei hoher Probenlautstärke wird der Bass unpräzise, es setzt eine Kompression ein, die vor allem im Höhen-/obersten Hochmittenbereich schmiert (der vielzitierte Hochmittenpeak ist mit Marshall G12 Vintage nicht so gravierend, mein Eindruck). Ja, ich weiß: alles nicht neu, aber manchmal fällt einem das eben erst später auf, oder man ist gefangen in anderen G.A.S.-Themen :-)

Zuerst hatte ich die Rath 212 Bassreflex im Verdacht, und hab kurzerhand für wenig Geld eine leere Kong 2x12 erstanden, und diese auf front-loaded umgebaut. Rückwand verleimt, Versteifung zur Schallwand, ganz klassisch.
Das war schon besser, aber die oben beschriebene Tendenz zeigte sich immer noch.
Ist eigentlich schon paradox, warum sich gerade im HiGain Bereich ein 12"er durchgesetzt hat, der bei hohen Lautstärken auch noch Kompression addiert...

Die nun folgende Internet Recherche nach präzisen, wenig komprimierenden 12"ern ergab ein Interesse für den Celestion Classic Lead, den ich bisher nie beachtet hatte. Alle Beschreibungen deuteten drauf hin, meine Probleme zu "heilen".
Nach etwas warten konnt ich recht günstig ein 16 Ohm Pärchen auf den Ibäi Kleinanzeigen erstehen (einer von 2019 made in UK, einer von 2015 made in PRC).

Ich hab die beiden direkt vor einer Bandprobe ohne vorherigen Test eingebaut und die Probe absolviert. Der erste Eindruck während der Probe): oh, klingt gar nicht ungewohnt! Erster Test also bestanden :-)

Eine Weile später dann eingehender Test ohne Band:
- der Bass ist kräftig und erscheint mir tatsächlich deutlich präziser und stramm (im Vergleich zu den V30 Boxen, die mir im Proberaum zur Verfügung stehen, s.u.)
- die oben beschriebene Schmiererei / Kompression ist deutlich besser, vielleicht gar nicht vorhanden bei der getesteten Lautstärke, alles erscheint auch präziser
- die EQ Kurve ist - klar - etwas anders als beim Vintage 30, aber nicht so sehr anders, dass es völlig ungewohnt wäre. Sie sind schon recht ähnlich.
- schöne fleischige Mitten, ich hatte manchmal den Eindruck, dass Slash-Riffs ziemlich gut rüberkommen
- mir schien sich eine klitzekleine "Glasigkeit" in den Höhen bemerkbar zu machen, so als würde man die Glasigkeit eines Vintage Humbuckers mit durchschimmern haben. Ich spiel Music Man Axis (Super) Sports mit einem 17k Humbucker am Steg...  Das nehm ich gern mit :-)
- die ihm manchmal "vorgeworfene" Neutralität oder gar Leblosigkeit kann ich nicht nachvollziehen

Zum direkten Vergleich hatte ich meine Marshall G12 Vintage natürlich nicht mehr am Start, aber eine wenige Jahre alte Harley Benton 412 mit V30 und eine horizontale, recht kompakte und geschlossene Mesa Rectifier 2x12 mit den Mesa Vintage 30ern.
Alle drei Boxen klingen für sich sehr gut, auch die Harley Benton! Deren V30 sind im Vergleich zur Mesa minimal körniger oder harscher in den oberen Hochmitten, aber soo weit voneinander entfernt, wie in den allermeisten Foren geschrieben wird, sind die Mesa's von den China V30 nicht.
Ich käme mit diesen beiden schon auch gut zurecht, aber was Präzision, Straffheit angeht, würde ich die Kong mit den CL80 den beiden vorziehen, wenn ich immer die Wahl hätte.
Zudem klingt man mit den CL80 eben auch ein Quäntchen anders, als die übliche V30 Färbung.
Es klingt aber zum Glück irgendwie nach Celestion. Bei allen Eminence und Jensen Teilen, die ich über die Jahre so probiert hatte, schien mir das zu fehlen (wenngleich ich das auch nur aus dem tiefen Gedächtnis heraus erahne...).

Die beiden Marshall G12 Vintage betreten nun am Wochenende ihr angestammtes Terrain; sie ersetzen erstmal die beiden alten 1989er blackframe V30 in den GL112, und werden testweise am Jubilee betrieben. Die alten V30 haben mir am SLO 50 Clone gar nicht gefallen, am Jubilee schon besser, aber ich erhoffe mir mit den Marshalls nochmal eine Verbesserung. Das durchweg gar nicht so sehr hohe Gain Niveau eines Jubilee kann wiederum von der Kompression der V30 Familie profitieren. Aber das ist eigentlich schon wieder ein anderer Thread...

Ach so: mit Vergleichs-Aufnahmen kann ich nicht dienen. Das ist vielleicht auch besser so. Denn wenn ich nach den meisten Vergleichs-Youtubes gegangen wäre, hätte ich diese Erfahrung NICHT gemacht, denn da klingen die CL 80 meist komisch. Für mich zählt aber der persönliche Höreindruck.
Früher war weniger Gain.