Hallo Andreas,
solche Schwingerei kann sehr viele Ursachen haben: zu stramme Gegenkopplung, schlechte Leitungsführung oder auch generell schlechtes Layout.
Des Weiteren sind auch manchmal externe Geräte der Übeltäter. Ein instabiler Verstärker kann sich am Oszi mit einer ohmschen Last ruhig verhalten, während er im Betrieb mit einer komplexen Last (Lautsprecher) anfängt zu schwingen.
Der Fizzcap im PI stammt ja ursprünglich noch aus Leo Fenders Zeiten. Im damaligen Bassman waren laut Plan eben keine Gridstopper verbaut. Marshall hat dieses Merkmal schlichtweg kopiert und später auch teilweise Gridstopper in den Plexis installiert.
Der Kondensator soll eben eventuelle Schwingneigungen unterdrücken. Grundsätzlich ist es aber besser gleich die Ursache zu bekämpfen, statt der Symptome. Von daher Oszilloskop raus und den Verstärker untersuchen.
Eventuell lässt sich beim Durchpfeifen mit dem Signalgenerator das Schwingen provozieren.
Oder aber du testes nochmal, so wie in deinem Clip mit Gitarre und Box. Eventuell kann man auf dem Oszilloskop solche "Perlen" sehen, die auf dem Signal reiten.
Sowas kann auch gerne mal abhängig von der Reglerstellung auftreten und wieder verschwinden.
Ein umsetzen des Fizzcap wird deine Probleme nicht beseitigen.
In deinem ersten Planauschnitt sind die Gridstopper der EL84 100kOhm groß, wahrscheinlich wegen möglicher Blocking Distortion.
Verringer die mal auf 10k, dann musst du eventuell dein Presence nicht mehr so weit aufreißen.
Der Tailwiderstand des PI sollte auch größer sein, als 12kOhm. Probiere dort mal Werte zwischen 22-47kOhm, dann werden die EL84 nicht mehr so hart angefahren und Blockingdistortion in der Endstufe wird unwahrscheinlicher.
Bezüglich des Layouts hast du recht. Die Kondesatoren des PI sind dort an einer anderen Stelle eingezeichnet, als sie üblicherweise in einem Plexi verbaut werden. Ich hätte mich da tatsächlich eher bei Marshall orientiert und so die Kabelbrücken unter dem Board gespart.
Prinzipiell können Schwingereien auch in der Vorstufe stattfinden. Versteif dich also nicht zu sehr auf die Endstufe als Übeltäter.
Es wäre auch nochmal sehr hilfreich wenn du einen kompletten Plan einstellst. Laut dem zweiten Planausschnitt hast du auf eine Art José Kaskadenmod umgebaut. So eine Schaltung hat schon ordentlich Gain, da ist sehr wichtig, dass die Leitungsführung optimal ist.
Bei meinem letzten Projekt habe ich einen Ferritkern direkt an der Fassung von der ersten Stufe verbaut.
Dazu habe ich beim großen blauen C einfach einen Ferritkern bestellt, durch den ich die Gitterleitung zwei mal durchgezogen habe. Der Verstärker rauscht mit diesem Konstrukt kaum und schwingt auch nicht.
Bei meinem Dual Rectifier ist es auch genauso gelöst und Marshall hat zumindest beim JCM2000 auch so einen Kern neben der Inputbuchse auf der Platine verbaut.
Bei dir sitzen die Gridstopper der Inputbuchse auf dem Board. Nimm die dort mal runter und löte diese direkt an die Fassung. Die Signaleitung des Inputs sollten auch alle geschirmt werden. Eventuell löst das schon die Rausch und Bröckelprobleme. Wenn du einen Ferritkern ausprobieren möchtest, musst du natürlich bedenken, dass die High Low Umschaltung damit nicht funktioniert, da die Gridstopper auch als Spannungsteiler fungieren.