Das eingangs verlinkte Video fand ich sehr interessant, und scheint das zu bestätigen, was Zollner et.al. in ihrem Buch zum Thema Einfluss von Korpus auf den E-Gitarren-Sound ergründet haben (wenngleich wir Zuhörer Nuancen über ein Youtube Video sicherlich nicht ausmachen können).
Ich habe in Erinnerung, dass Zollner et.al. rechnerisch und experimentell nachweisen konnten, dass der Korpus (bzw. dessen Holzart) quasi nahezu keinen mess- oder gar hörbaren Einfluss haben. Interessanter fand ich, dass die Einspannung der Saiten (Steg und Sattel), nach den Pickups als wesentlichen Sound-Formernn einen wesentlich deutlicheren Einfluss haben (können), als Korpus und Holzarten. Was irgendwo auch Sinn macht, auch wenn ich die ganze Mathematik und Theorie hinter dem Ganzen kaum verstehe.
Demnach wäre die komplette Diskussion über "Mahagony klingt dunkel" oder was auch immer hinfällig.
Ein Schlüssel-Punkt war für mich auch das Thema Sustain und Mitschwingen eines Korpus. Rein physikalisch gesehen würde ein "intensives Mitschwingen" des Korpus einen Übertrag von Schwingungs-Energie auf den Korpus bedeuten. Die Saiten geben also Energie ab, die ihnen für's Schwingen dann fehlt... tja...
Warum also noch ein teures Instrument spielen? Nun, ich spiele seit über 15 Jahren ausschließlich Music Man Gitarren, die schon immer hochpreisig waren. Ich mag den Klang, die Optik und vor allem das Spielgefühl. Ich rede mir ein, dass eben die handwerkliche Ausführung sowie Aspekte wie Design, Materialien, Ergonomie,... teure Instrumente rechtfertigen. Allerdings kommen günstige Gitarren von der Fernost-Stange in den letzten Jahren immer näher an höherpreisige Instrumente heran. Vermutlich würde ich aber genausogut mit einem mid-price Sterling by Music Man Modell aus Indonesien klar kommen.
Was viele außer acht lassen, ist vielleicht auch das Thema Image einer Marke oder eines Herstellers.
Mein Fuhrpark besteht derzeit aus drei MM Axissen: eine Super Sport (Linde+Ahorn+Ahorn), zwei normale Sports (Esche + Ahorn). Alle drei haben eine feste Brücke, alle drei haben den (nebenbei gesagt göttlichen) Dimarzio Custom Van Halen Humbucker am Steg, und ich habe versucht, alle drei möglichst exakt gleich ein zu stellen (Saitenlage und damit Abstand Pickup zu den Saiten).
Guess what: Alle drei klingen minimalst unterscheidlich.
Nichts was ein Zuhörer, egal ob Laie oder Erfahrener, vermutlich hören würde. Ich höre es aber. Ich habe auch aufgegeben, weiter zu ergründen, woher das rührt und schiebe das auf Wickeltoleranzen bei den Pickups und minimale Unterschiede bei der Oktav-Einstellung der Gitarren, denn damit ändert sich der Abstand der pole pieces zum Stegreiter und dieser dürfte dann ein minimal anderes Schwingungsmuster der Saite abkriegen.
Dies als meine zwo Pfennje zu dem ebenso interessanten wie kontrovers zu diskutierenden Thema.
Ach ja, falls jemand eine MM Axis Sport zu viel hat, ich wäre immer interessiert