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Mod: Lummerland etwas straffer im Bass

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Offline Dirk

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Mod: Lummerland etwas straffer im Bass
« am: 17.11.2017 19:41 »
Mods
Für manche Leute klingt der "Lummerland" zu mittig und etwas undefiniert im Bass, insbesondere wenn noch ein dunkler Lautsprecher zum Einsatz kommt. Abhilfe schafft die Änderung dieser Bauteile.

R6: 6,8 kOhm
C5: 1 nF

Projektseite: https://www.tube-town.net/cms/?DIY/LoW-Projekte/Lummerland_Express

Gruß, Dirk
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Offline Faydit

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Re: Mod: Lummerland etwas straffer im Bass
« Antwort #1 am: 17.12.2022 18:34 »
Um der Lummerland ein wenig zu "entmystifizieren", was ich schaltungstechnisch sehe, ist, ein typischer, eigentlich sehr cleaner Champ/Princeton Preamp ohne Kathoden-Bypass-Kondensatoren, mit Push-Pull statt Single-Ended Endstufe und ohne die typische Negative Feedback Loop.

Vorgeschaltet ist der typische, klassiche Randy Rhoads/JCM800 Mod, sprich, die Eingangstufe des Bright Kanals eines Plexi mit nachgeschaltetem TMB Tone Stack, der zwar eher an die Marshall Version angelehnt ist, aber leider eben nicht ganz authentisch ist.

Funktioniert im Prinzip auch ganz gut, wenn man auf Tweed meets Plexi mit doch ordentlich Gain und transparentem Overdrive-Sound steht.

Allerdings kann ich dem straffere Bässe Mod, so wie er ist, nicht so viel abgewinnen, weil der Fehler im Soundshaping meiner Ansicht nach woanders liegt:

Man kann den R6/C6 Mod ausführen, aber die primäre Schwachstelle dieses Amps ist meiner Ansicht nach ist R5. Ich weiß nicht, ob das ein Ken Fischer oder TT Mod ist, ich finde ihn jedenfalls nicht sehr gelungen.

Im original Marshall Tonestack beträgt dessen Wert 33k, was eine Center Frequenz des Mid-Scoops von ca. 650k erzeugt. Die 150k hier legen die Center Frequenz auf ca. 350k, was den Sound im Tiefmittenbereich, der ja eigentlich gerade bei Zerrsounds das "Fleisch" des Sounds ist, deutlich ausdünnt, zugleich liegt die Center Frequenz des Bassreglers damit nur mehr bei 50 Hz, was klarer Weise rasch zu Wummerbässen führt, während der überdominante Höhen- und Hochmittenbereich den Gesamtsound zu dünn wirken lässt. Eine kleine Komponente, aber mit großer Wirkung.

Noch mehr Tiefmitten heruaszunehen, wie des der R6/C5 Mod macht, halte ich daher für wenig sinnvoll, der Gesamtsound wird noch dünner, während das ursächliche Problem der zu tief gevoiceten Wummerbässe nicht behoben wird. Man kann zwar C5 auf 1 nF reduzieren, allerdings ist das wohl eher eine Notlösung, weil dann „untenrum“ immer etwas fehlen wird, heißt, mir klingt das Endresultat damit zu sehr nach Übungsamp an einem 6“ oder 8“ Speaker, was ja wohl kaum der Sinn der Sache sein soll. 3.3 oder eventuell noch 2.2 nF, ok, aber auch das ist schon ein Kompromiss, der sich doch auch etwas eleganter und - wie ich finde - klanglich überzeugender lösen lässt.

Mit Werten zwischen 30 und 70 Hz für R5 (lässt sich mit Parallelwiderständen einfach bewerkstelligen) bekommt man eher ein typisches Plexi-Soundshaping, heißt, es gibt deutlich mehr typische, power- und druckvolle Tiefmitten, während der Midscoop dort liegt, wo er eigentlich hingehört, nämlich im Bereich zwischen 500Hz und 650Hz (ein Diezel Herbert hat zB.seinen schaltbaren Mid-Scoop bei 630Hz, was meiner Ansicht nach gerade für Zerrsounds deutlich mehr Sinn macht), die Centerfrequenz des Bassregler bewegt sich in Richtung 80 bis 90 Hz, was ebenfalls sinnvoller ist und nicht nur die Bässe, sondern auch auch die Tiefmittenintensität  besser regelbar macht, während die Bässe unter 100Hz auf Grund der zusätzlichen Tiefmitten weniger dominieren als davor.

Ebenso fällt der Midscoop weniger intensiv aus, was man jetzt mit R6 den eigenen Vorstellungen nach optimieren kann. Warum allerdings bei diesem Amp-Design auf den Mittenregler, der mit dieser Beschaltung tatsächlich ein Menge bewirken und klanglich verändern kann, verzichtet wurde, ist für mich schwer nachvollziehbar. Ist eher wie ein Auto mit drei Rädern statt vier. Die theoretisch veränderbaren 25k (oder sogar alternativ 30 bis 50k), 15k, 7k oder 1 k und alles dazwischen beeinflussen eine Menge! Für mich ein klarer Schnitzer im Schaltungsdesign, zumal ja ein vollwertiger 3-Band Tone Stack ohnehin bereits eingebaut ist. Der eine Regler hätte auch in diesem, kleinen Chassis noch locker Platz gehabt, vor allem, wenn man die ohnehin völlig überdimensionierte On/Off Beleuchtung etwas mehr minimiert hätte. Sogar für einen Standby Schalter wäre noch genügend Platz gewesen, noch besser wäre natürlich ein On/Standby/Off Schalter gewesen.

Die Höhenregelung klingt mit diesem einfachen Mod auch etwas bissiger, weil sie die Hochmitten weniger beeinflusst.
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Als Alternative zum Amp Mod könnte man auch eine passiven Bass-Cut vor den Amp schalten, gute Resultate bringen meiner Ansicht nach ein 1M/500k Reverse Log Pot in Kombination mit einem 6,8nF Kondensator. (First Oder High Pass Filer (-6dB) mit einer regelbaren Center Frequenz von ca. 30 Hz bis ca. 100 Hz, ohne dass höhere Frequenzen davon beeinflusst werden. Auch empfehlenswert für diverse Vintage Amps, bei denen der Normal Kanal zu basslastig und der Bright Kanal zu dünn und höhenlastig klingt.)
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Ansonsten ist die Schaltung dennoch recht gut gelungen, mit meinem Tone Stack Mod kommt der "Kleine", trotz diverser schaltungstechnischer Unterschiede - einem guten (Mini) Plexi durchaus nahe, klingt für mich jedenfalls deutlich überzeugender als ein Class 5 (aber auch als der Jim, die mir beide zu kratzig in den Höhen und zu bröselig in den Bässen klingen) und ist flexibler regelbar als zB. ein Killer Ant.

Heißt aber zugleich auch, das ist nicht unbedingt der ideal Amp für Fender Fans, diese Sound haben zB. mit einem Pro Junior oder Blues Deluxe weniger zu tun, als mit einem etwas transparenterem Mini-Plexi. Andersrum, auf Grund des fehlenden Negative Feedback Loop fehlt die typische, komprimierte Fender-(Country-Music-Kitsch-)Kompression weitgehend, der Amp reagiert sehr direkt, mitunter sogar brutal, ist definitiv kein Schönfärber, klanglich hat der Amp deutlich mehr von einem typischen British als einem American Voicing.

Die cleanen Low Gain Sounds klingen naturgemäß auch eher Britisch (bissigere, knackigere Höhen) die sich mit Guitar Volume allerdings durchaus veredeln und abrunden lasen, zu diesem typischen, eigentlich ohnehin - für mich - besser klingenden . Hendrix oder Blackmore Sound, mit der opitmalen Mischung aus Biss, Sweetness und Obertönen/Harmonics, die bei Fender Amp Designs ja großteils sträflich vernachlässigt werden, von ein paar, eher simplen Tweed Amp Designs abgesehen.
Für typische Blackface/Silverface Fans ist der Lummerland Express also wohl nicht die ideale Wahl. Das ist ein Rock-Amp, vielleicht nicht ganz so brutal wie ein Plexi oder JCM, aber eben auch kein Tweed Champ oder Tweed Deluxe, noch weniger ein Blackface oder Silverface.

Heißer machen kann man den Amp ebenfalls, ein zusätzlicher Kathoden-Bypass-Kondensator paralle zu R9 könnte was bewirken, aber auch den Sound verschlimmbessern.

Mein "Hot-Rod" Liebling ist eher, zunächst R4 auf 150 bis 220k zu erhöhen, wie es in moderen High-Gain Schaltungen auch geschieht, falls das nicht reicht, eventuell auch R8, da würde ich aber maximal bis 160k gehen. (Kann man problemlos zwischen Pin und Platine zusätzlich einlöten, ohne das PCB Board wieder ausbauen zu müssen. Wenn's passt, lässt man den Widerstand drin, ändert den Wert oder nimmt ihn bei Nichtgefallen eben wieder raus.)

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Was noch fehlt, ist, je nach Soundvorstellung eventuell eine Negative Feedback Loop, im Idealfall schaltbar oder regelbar. Standardwert bei 8 Ohm Speakeranschluss wären 56k (entspricht 22k an 4 Ohm), aber auch niedigere oder höhere Werte können Sinn machen.

Verbindungsmöglichkeiten gibt es einige, da ich diese aber bei diesem Amp noch nicht ausprobiert habe, gebe ich keine Empfehlungen ab. (So, wie ich das sehe, ginge es vom heißen Trafo-/Speakerausgang (4 bei 8 Ohm) an R16/R14/Pin3 von V4, R12/Pin8 von V3 oder auch an R3/Pin8 von V1.

Der Sound wird - je nach Wert - etwas oder deutlich cleaner, glatter und am Ende gibt's weniger Gain, würde ich persönlich also nur bei Erhöhung von zumindest R4 anwenden, so ferne man den originalen Gain-Bereich erhalten will.

Nur mal als ein paar Anregungen zur einfachen, umkomplizierten Soundoptimierung, die aus meiner Sicht Sinn machen und das klangliche Endresultat durchaus verbessern können.

In Summe ein dennoch bereits im Originalzustand ziemlich gut klingender Amp mit durchaus noch etwas "Optimierungs-Potenzial“, je nach individueller Soundvorstellung.

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Als Speaker würde ich persönlich keinen Jensen nehmen, außer eventuell einen Raptor, der für mich so ein wenig eine Art Goodmans/Fane Voicing hat. Auch keinen WGS, die klingen mir hier einfach zu farblos und zu brav. Ebenso wie ein P50-E. Celestions sind da eher angesagt. 
Mein Sidewinder klingt exzellent ( trotz 150W sogar in Zimmerlautstärke, lauter ohnehin), aber auch zB. ein Neo Creamback, Cream oder Ruby, V-Types oder G12-65 kommen gut, noch besser Blackbacks, auch zB. ein G10 Creamback oder ein Mesa Thiele Black Shadow Cabinet. Notfalls auch ein Super 8, der allerdings dem Potenzial des Amps eigentlich nicht wirklich gerecht wird, obwohl er eigentlich für einen 8“ Speaker auch recht gute Bässe liefert.

Heißt, zumindest 10“ sollten es schon sein. 112 oder 212 Closed Backs finde ich ideal.