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Ausgangsübertrager Vergleich

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Helmholtz:
Hier ist mein Thread zu dem schwingfreudigen JTM45/50 auf dem music-electronics-forum:
https://music-electronics-forum.com/forum/amplification/guitar-amps/maintenance-troubleshooting-repair/954549-stability-issues-with-my-original-1966-jtm-50
Falls etwas unklar ist, bitte einfach fragen.

OrangUtanKlaus:
Danke für die spannenden Beiträge!

Ich habe mal weiter geschaut und würde die folgenden Datenblätter mal als Beispiel für das Thema primäre Induktivität nehmen:

https://media.tubetown.net/info/datenblaetter/transformatoren/tt-otOR120.pdf

und:
http://www.inmadout.com/download/pdf/SETDR103.pdf

Da wird der Wert tatsächlich angegeben: Beim Orange Style 125H und beim Hiwatt-Klon aber ein tatsächlich um fast Faktor 10 kleinerer. Kann sowas sein? Ich habe im Netz noch diese Faustformel ausgestöbert:

minimale Primärinduktivität = Primärimpedanz in Ohm geteilt durch 2pi mal untere Grenzfrequenz

Also
L=Raa/(6,3xu.G.F.)

Den Wert soll man verdoppeln bis vervierfachen.

Für den Hiwatt AÜ kommt das sogar hin, wird mit 50Hz angegeben.
Beim Orange würde das eine untere Grenzfrequenz von gut 2Hz bedeuten bzw. nach L errechnet man einen 3-6 mal niedrigeren Wert als den Angegebenen.

Wie ist das zu bewerten bzw. einzuordnen?
Oder muss man hier auch von unterschiedlichen Messverfahren, unterschlagenen Koeffizienten ausgehen bzw. unterschiedlicher Interpretation der Werte? 

Helmholtz:
Wegen der stark gekrümmten Hysteresekurve variiert die Primärinduktivität extrem mit der magnetischen Aussteuerung, also der Flussdichte B im Kern.
Diese ist proportional zu Messspannung dividiert durch die Messfrequenz.
So messe ich mit meinen LCR-Meter (Messspannung um 1V, Frequenz 100Hz) eine bis zu 15fach kleinere Induktivität als bei 240V/50Hz.
Man kann also Datenblattangaben nur bei gleichen Messbedingungen vergleichen.
Beim InMad Out Trafo sind diese nicht spezifiert.
Aufgrund des ungewöhnlich niedrigen Wertes nehme ich an, dass hier nicht bei 240V/50Hz gemessen wurde.
Zum Vergleich:
Der AÜ meines 67er 100W Marshall hat 205H bei 240V/50Hz.

Die untere Grenzfrequenz eines AÜ ist die Frequenz, bei der die induktive Impedanz der gesamten Primärwicklung (2*pi*f*L) gleich groß ist wie der auf die Primärseite transformierte Lastwiderstand, also Raa.
Gleichung: Raa = 2*pi*fg*L. Hieraus folgt fg = Raa/(2*pi*L).
Hierbei ist die untere Grenzfrequenz fg die Frequenz, bei die Ausgangsspannung um 3dB oder knapp 30% niedriger ist als bei mittleren Freuenzen.
Da L mit der Ausgangsleistung variiert, variiert auch die Grenzfrequenz.
Bei geringer Ausgangsleistung ist die Grenzfrequenz am höchsten, also die Basswiedergabe schwächer.

OrangUtanKlaus:
Leider kann man hier Beiträge nicht einfach liken oder so ähnlich, deswegen komme ich nicht um ein weitere DANKE herum. Sehr informativ und on point!

Helmholtz:
Noch eine Ergänzung:

Die Messspannung von 240Veff entspricht bei einem 1,8k AÜ einer Ausgangsleistung von 32W (folgt aus P= Ueff²/Raa).
Bei 100W liegen an der vollen Primärwicklung 424Veff und die 50Hz-Induktivität nimmt wieder ab, z.B. auf 50%.
Diese L-Abnahme kommt von beginnender Kernsättigung.
M. a. W., es entstehen bei tiefen Frequenzen Sättigungsverzerrungen.
Bei mittleren und hohen Frequenzen sind bei üblicher AÜ-Dimensionierung keine Sättigungsverzerrungen möglich.

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