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Bias Strom steigt an

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Offline domonoc

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Bias Strom steigt an
« am: 17.06.2023 13:44 »
Hallo zusammen, ich fürchte ich habe gerade ein paar EL34 geschossen und dachte mir, bevor ich noch ein paar zerschieße frage ich hier mal nach, ob jemand eine Idee dazu hat.
Ich nehme einen Verstärker in Betrieb, der quasi eine 2204 Endstufe hat, allerdings einen ultra linear Übertrager. Meine Anodenspannung liegt bei 480 Volt, ich habe die bias Spannung auf -45 Volt eingestellt und Messe im gemeinsamen Kathodenpfad an einem 1 Ohm Widerstand eine Spannung von 65 Millivolt. Nach meinem Verständnis müsste es soweit alles passen. Wenn der Verstärker nun einige Zeit läuft, sagen wir mal 5 Minuten, geht die Spannung auf über 150 Millivolt hoch. Die bias Spannung bleibt dabei immer konstant bei -45 Volt.
Hat jemand eine Idee dazu? Ich wäre für jeden Tipp dankbar.
Gruß Dominic

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Offline Showitevent

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #1 am: 17.06.2023 14:29 »
Hallo Dominic,

wenn ich richtig verstehe, hast Du an einem 1 Ohm Widerstand zwei Kathoden? Dementsprechend gehst Du davon aus, dass die Spannung, die Du dort mißt durch 2 zu teilen ist um auf den Strom für eine Röhre zu kommen.

Im Idealfall wäre das korrekt. Eine unballance bekommst du damit aber nicht raus.

Zu dem eigentlichen Problem.

Die -45 Volt stabilität bestimmts Du wo? Am Sternpunkt der Zuführung zu den sockeln oder direkt am Sockel?

Nicht undenkbar ist "Grid Leakage". In dem Fall musst Du mal direkt an pin 5 messen und schauen, ob die negative Spannung über Zeit/Wärme richtung positiv steigt.

Auch denkbar ist, dass einer der Sockel Pin 5 nicht richtig kontakt hat. Die kann man ggf. etwas nachbiegen. Hier ist es dann auch vornehmlich ein temparatur abhängiges Problem.

Eine Reinigung der Sockel, je nach Zustand, ist auch mal ratsam. Ich habe schon aus einigen Verstärkern voll geschmodderte Sockel enternt, weil sich Überganswiderstände zwischen Sockelpins gebildet hatten. Ohne Foto lässt sich das schwer einordnen.

Bitte unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen im Sockel Stochern! Elkos entladen, nachdem der Stecker gezogen wurde!

Viel Erfolg

Joe

Edit:

Eine sehr rudimentäre Testmöglichkeit ist zu checken, ob eine Röhre heißer ist als die andere. Bitte daran denken, dass wenn sie sehr heiß sind, kann Fingerfett das glas springen lassen. Also nicht direkt anfassen sondern nur mal oben auf dem Kolben vorsichtig mit dem Fingerrücken fühlen. Da können 10 mA unterschied schon deutlich werden.
« Letzte Änderung: 17.06.2023 14:37 von Showitevent »

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Offline domonoc

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #2 am: 17.06.2023 14:37 »
Hey danke für die schnelle Antwort. Das mit der Unbalance ist mir klar und das würde ich erstmal den Kauf nehmen.
Die -45V habe ich direkt an der Platine gemessen und nicht an den Pins. Das werde ich noch mal tun, komme aber frühestens am Montag dazu. Röhren Zucker selbst hatte ich noch gar nicht im Verdacht. Auch hier schau ich mal.

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Offline domonoc

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #3 am: 11.07.2023 09:16 »
So, ich melde mich hier noch mal mit einiger Verzögerung. Ich war leider arbeitstechnisch unterwegs und bin erst jetzt wieder dazu gekommen nach dem Verstärker zu schauen.
Ich habe alle Verbindungen überprüft und die Pins nachgemessen. Es kommt überall die richtige Spannung an. An den Pins 3 und 4 habe ich eine Gleichspannung von 490 Volt. Meinen Ausgangsübertrager habe ich ohmisch durchgemessen und auch plausible und vor allem auf beiden Seiten gleiche Werte.
Ich habe es mit einem weiteren Satz Endröhren probiert. Das waren jetzt etwas ältere, aber dennoch funktionstüchtige. Das Ergebnis war das gleiche. Mein Kathodenstrom geht auf über 100mA hoch bei einer BIAS Spannung von -40V.
Hat jemand eine Idee dazu? Ich bin aktuell echt ratlos.
Ich habe ja bisher noch einen gemeinsamen Kathodenpfad mit einem 1 Ohm Widerstand zum messen. Ich werde den mal auftrennen, um getrennt messen können, aber ich glaube nicht, dass das viel Klarheit bringen wird...

Viele Grüße
Dom

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Offline Showitevent

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #4 am: 11.07.2023 14:53 »
Moin,

wenn Du ausschließen kannst, dass die Sockel schlechten Kontakt machen, die Bias - und Betriebsspannung Spannung stabil blieben, die Röhren ausschließen kannst, schmeiß  die Koppel Kondensatoren raus, die vom PI kommen.
Wenn das dann immernoch nicht stabil ist, dann hilft erstmal nur Putzen. Sockel, auch auf der Lötseite und dort, von wo die  Gitter Zuleitungen kommen.

 Zur Stabilität der Betriebsspannung:
Diese wird sinken, im Falle eines Anstiegs des Biasstroms. Das ist normal.

LG viel Erfolg.

Geronimo

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Offline carlitz

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #5 am: 11.07.2023 16:15 »
Evctl. hat dein Boardmaterial auch "Leakage" , wie das bestimmte Mesa Boogie und Marshall Boards auch haben.

Dann wird das Boardmaterial durch Wärme leitfähiger.

Was für ein Material nutzt Du?
If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline domonoc

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #6 am: 11.07.2023 16:21 »
Interessant. Davon hab ich ja noch nie gehört. Ich nutze ein EZ-Board von Tube Town. In etwas das:
https://www.tube-town.net/ttstore/tube-town-ez-board-2-x-30-turrets-schwarz.html
Ich hoffe mal nicht, dass das das Problem sein wird.

Ich schaue jetzt aber mal nach den Kondensatoren im PI und mache mal die Sockel der Endröhren komplett neu! Dabei trenne ich auch den Kathodenpfad auf.

Ich schreib wieder, wenn ich Ergebnisse habe!
Danke schon mal!
Dom

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Offline cfortner

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #7 am: 16.07.2023 12:37 »
Moin,

wie hoch ist der Widerstand vom G1 der EL34 nach Masse (=Rg)?

Ich hatte ein nicht ganz so ausgeprägtes, aber ähnliches Phänomen mit 6 KT120, da war der Rg bei ca. 135k, lt. Spezifikation darf er nicht über 51k liegen. Der zu hohe Rg kann zu BIAS-Instabilitäten führen.

Bei gezogender Röhre und spannungslosem Netzteil mit dem Ohmmeter den Widerstand von G1 nach Masse messen.

Die EL34 kann allerdings 500k - 700k ab, es ist deshalb unwahrscheinlich, dass es hier am Rg liegt. Bei anderen Röhren wie KT88 - KT150 oder 6550 muss man das aber beachten.

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Offline domonoc

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #8 am: 27.02.2024 14:13 »
Hallo,
ich versuche hier mal meinen eigenen alten Post wieder aufzuwärmen - ich bin leider erst jetzt wieder dazugekommen, mich um das Thema zu kümmern.
Ich habe die Endstufe nun komplett neu aufgebaut und immer noch dasselbe Problem.  Ich messe jetzt an beiden Kathodenpfaden über jeweils 1 Ohm Widerstände eine Spannung von 250mV bei einer BIAS Spannung von -40V. Ich habe immer noch meine 2 Sätze EL34 Teströhren und kriege mit jeder Röhre dasselbe Ergebnis. Ich habe alle Spannungen, Widerstände, Isolation geprüft, den OT durchgemessen und plausible Werte bekommen. Ich habe auch mal die Ultralinearwicklungen von meinem OT abgeklemmt und ihn wie einen "normalen" benutzt und B+ auf G2 über 1k gelegt - ohne Veränderung
Die Koppelkondensatoren passen und ich habe einen Widerstand von G1 nach Masse von 215k.
Ich wäre für jeden Input dankbar, denn ich habe keine Ahnung mehr was da faul sein kann. Bleibt nur noch OT defekt oder eben die Röhren defekt, würde aber ungern einen weiteren Satz arglos opfern.

Gruß, Dom

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Online Helmholtz

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #9 am: 27.02.2024 16:57 »
Ein OT hat keinen Einfluss auf den Ruhestrom der Endröhren.
Die Röhren sind Stromquellen und es handelt sich ja um Gleichstrom.

Es könnte aber sein, dass der Amp nach einer Weile anfängt, hochfrequent zu schwingen.
Dann würde am Kathodenwiderstand eine höhere Spannung abfallen.
Zum Testen mal die PI Röhre ziehen (unterbindet die Oszillation) und nachmessen.

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Offline domonoc

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #10 am: 27.02.2024 17:31 »
Danke für den Tipp ich probiere das und melde mich morgen zurück!
Gruß Dom

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Offline roehrich

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #11 am: 27.02.2024 21:34 »
Hallo Dom,

passiert das mit einem bestimmten Paar EL34 oder verschiedenen? Wie alt sind die Röhren und aus welcher Quelle stammen sie?

Der beschriebenen Effekt kann auch ein Hinweis auf thermische Gitteremission sein ... ein Röhrenfehler, der auftritt, wenn das Gitter mit Kathodenmaterial kontaminiert ist und bei Erhitzung selbst zu einer Art Nebenkathode wird. Dabei fließt dann auch Strom im Gitterkreis, der die negative Vorspannung verringert und somit den Ruhestrom ansteigen lässt. Je nach Ausprägung und Widerstand im Gitterkreis kann das dazu führen, dass der Ruhestrom "nur" ansteigt oder sogar komplett aus dem Ruder läuft.

Du kommst der Sache auf die Schliche, wenn Du die Spannung direkt am Steuergitter misst. Die sollte ohne Signal (Koppelkondensatoren zum PI ablöten) stabil sein ... beginnt sie mit der Zeit und Erwärmung zu steigen (= positiver zu werden), hast Du ziemlich sicher das Problem gefunden.

Als Gegenprobe kannst Du dann noch den Widerstand im Gitterkreis deutlich verkleinern (z.B. Gitterableitwiderstand überbrücken) ... dass ist die Enstufe zwar nicht mehr als Verstärker brauchbar, aber wenn so der Ruhestrom stabil bleibt, hast Du die Röhre überführt.

Betroffene Röhren fallen nicht immer gleich sofort auf, das Auftreten hängt stark von der Temperatur ab. Somit spielen Arbeitspunkt, Einbaulage und Umgebung auch eine Rolle. Ich habe hier "nagelneue" Pseudo-Svetlana EL34 (die mit dem S) liegen, die genau diesen Effekt zeigen. Es waren drei von vier Stück einer Bestellung, die angeblich alle ordentlich getestet und gematcht waren. Das war vor 20 Jahren und der Lieferant existiert inzwischen längst nicht mehr.

Viel Erfolg!

Ciao
Sebastian


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Offline domonoc

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #12 am: 27.02.2024 23:03 »
Hallo,
auch das werde ich mir morgen einmal anschauen.
Es passiert mit 2 unterschiedlichen Sets von EL34-Röhren. Diese sind zwar schon mehr als 20 Jahre alt, hatten aber bis zu ihrem Ausbau perfekt funktioniert. Ich benutze sie seitdem als Teströhren, wenn ich einen Amp in Betrieb nehme...
Das Problem tritt auch gleich nach dem Einschalten auf und nicht erst nach einiger Betriebsdauer.

Gruß, Dom

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Offline domonoc

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #13 am: 28.02.2024 10:39 »
Hallo,
ich gebe mal einen kurzen Zwischenstand - zu mehr komme ich leider heute und ich fürchte auch bis Montag nicht. :(
Ich habe mal die PI-Röhre gezogen und sehe jetzt einen BIAS Strom von 78mA pro Röhre. Ich kann den auch ändern, allerdings erreiche ich bei einer Spannung von -45V diesen Strom und weiter komme ich nicht runter. Ich möchte jetzt aber auch nicht mein BIAS-umbauen, denn eigentlich müsste ich mich ja in einem Bereich um die -36V bewegen für einen korrekten BIAS Strom, oder seh ich da was falsch?
PI Kondensatoren hab ich (noch) nicht abgelötet, aber die Röhre ist ja gezogen und ich messe auch kein DC an deren Ausgang, also nur die negative BIAS Spannung.
Ich hab das zuerst mit meinen Teströhren von gestern probiert und noch mal andere Teströhren genommen - allerdings mit dem gleichen Ergebnis...
Gruß, Dom

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Offline roehrich

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Re: Bias Strom steigt an
« Antwort #14 am: 28.02.2024 11:58 »
Nur schnell eine Bemerkung zu den Kondesatoren: Wenn Du die PI Röhre ziehst, hängt das eine Ende der Kondensatoren auf voller Betriebsspannung und das andere Ende an der negativen Vorspannung. Sollte der Kondensator schadhaft sein (kleine Leckströme), wird Dir das auch dann den Bias verziehen. Somit wirst Du nicht eindeutig feststellen können, ob der Kondensator oder die Röhre selbst das Problem ist.

Und noch eine Frage: Wo genau misst Du die -42V? Direkt am Steuergitter oder auf der anderen Seite des Gitterableitwiderstandes? Im Betrieb oder kalt? Mit oder ohne Endröhre? Normalerweise sollte das ja alles keine Rolle spielen, da kein Strom in/aus dem Steuergitter fliesst ... aber wenn doch, werden sich an den unterschiedlichen Punkten und Betriebsszuständen unterschiedliche Werte ergeben.

Ciao
Sebastian