Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

McGyver war am Tremolux

  • 2 Antworten
  • 2541 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline rakete

  • Full Member
  • ***
  • 46
McGyver war am Tremolux
« am: 11.12.2023 10:53 »
Moin,

habe hier einen blackface Tremolux, der brummte und kaum Sounds zutage brachte, aber halbwegs OK klang bei ausgebautem Chassis.
Das deutete ja nun schon auf eine schlechte Lötverbindung oder Bruchstelle hin.
Die war dann auch schnell gefunden. Eine 2er Lötleiste war gebrochen, und zusätzlich war ein Zementwiderstand-Konglomerat dabei abgetrennt worden. Das Ganze direkt nach der GZ34. Die beiden Anschlüsse der Lötleiste waren einmal zentrale Masse vom Gehäuse / Trafo und einmal Betriebsspannung nach der Gleichrichterröhre.
Da wurde offenbar grobmotorisch gelötet, unter anderem wurde doch glatt eine Büroklammer als Verbindung des Masseanschlusses verwendet, siehe Foto...

Passende Lötleiste habe ich noch, aber kurze Frage:
Die kleine Lötleiste scheint nur aufs Gehäuse gelötet zu sein, nicht vernietet oder verschraubt. Das gefällt mir nicht so recht. Ich würde das lieber schrauben....  hängt immerhin die V+ dran... Was meint Ihr?

Das Cap Housing habe ich noch nicht geöffnet, was ich sicherheitshalber noch machen werde (Rest sieht aber unverbastelt aus...)

 

*

Offline bluesfreak

  • YaBB God
  • *****
  • 2.659
  • Ain`t no tube, ain`t no sound....
Re: McGyver war am Tremolux
« Antwort #1 am: 11.12.2023 13:53 »
Der Amp hat ein paar gröbere Baustellen:

1. Vermutlich wollte da jemand entweder die B+ senken weil der Netztrafo nicht original ist sondern von A.H. (?!?) gewechselt wurde.
2. Der Amp braucht definitiv einen Cap Job, die Mallory Elkos sind noch original und defintiv am Ende ihres Lebens.
     Vermutlich sieht es unter dem Doghouse nicht anders aus und der Grund des Brumms liegt darin dass einer der Elkos sich bereits ausgekotzt hat.
3. Der Netztrafo ist nicht original und die Zuleitung(en) sind in einem kriminellen Zustand.
    Allein die HV die mit beschädigter Isolierung da knapp am Chassis entlang läuft ist Rezept für ein Desaster, die ganze Löterei drum rum erst Recht.
4. Die beiden Endstufen Koppelkondensatoren sind Mustards, also auch nicht Original. Bitte checken ob korrekte Kapazität und Spannungsfestigkeit.
5. Das ganze Eyelet Board ist drecking und gehört mit Iso abgewaschen weil so garantiert irgendwelche Leckspannungen/-ströme auftreten.
6. Der PE Anschluss ist kriminell und gehört ordentlich gemacht
7. Kompletter Amp gehört durchgemessen und auf ggf vorhandene weitere Baustellen/Probleme überprüft

In a nutshell: der Amp gehört in die Hände von jemanden der sich mit diesen Blackfaces gut auskennt, die o.g. Punkte behebt, auf weitere Schwachstellen checkt, eine VDE macht und dann erst den Amp wieder in die Hände des Besitzers gibt.
 
Gruß
blues

*

Offline rakete

  • Full Member
  • ***
  • 46
Re: McGyver war am Tremolux
« Antwort #2 am: 14.12.2023 12:37 »
Danke für die bereits sehr ausführliche Liste, blues!

Ich hatte heute mal wieder mehr Zeit und habe das ganze nochmal angeschaut.
Es sollte ja wohl ein AB763 oder AA763 sein, wenn ich das richtig sehe

Die Zementwiderstände haben ca 125 Ohm zusammen, es sind also wohl 4*500 Ohm.
Der Trafo ist in der Tat definitiv nicht original.

Und der Einbau dieses Trafos hat wohl zu Folgendem geführt:
- Spannungswahlschalter ist oben auf der Trafohaube integriert, der Originale Wahlschalter wurde entfernt.
- Stattdessen wurde dort das Netzspannungskabel durchgeführt. Kabeldurchführung aus Gummi, Zugentlastung über eine Metallschelle.
Das sollte auch in der Tat überholt werden, mindestens aber der Schutzleiteranschluss...
- Spannung in der Tat leicht zu hoch, NACH den Widerständen habe ich ca 430V gemessen (original 415V)
- Eine Lötleiste wurde installiert, um die Widerstände mit der Zuführung zum Doghouse zu verbinden, aber auch zum Verbinden des zentralen  Masseanschluss. Die Lötleiste selbst ist nur auf dem Blechgehäuse aufgelötet.

Das Öffnen des Doghouse brachte Folgendes zutage:
Die Caps scheinen nicht ganz Original zu sein, einer der großen Mallories ist noch da, der Rest sind andere, aber auch älter....
Bei ZWEI von denen ist das Beinchen direkt am Kondensator gebrochen.

Ich hoffe, der Amp wurde nicht bösartig durchgeschüttelt, aber es scheint ja so zu sein.....
--
Ein guter Startpunkt wäre dann wohl der Austausch des Trafos, der hier sollte doch passen:
https://www.tube-town.net/ttstore/de/hammond-290cex-fuer-fender-power-125p26a-vibrolux.html

Damit wäre dann auch sowas wie die zusätzlichen Widerstände samt Lötleiste unnötig. Neuverkabelung der Anschlüsse dann ja sowieso fällig ...

Dann das Tauschen aller Caps. MINDESTENS alles im Doghouse und auch gleich den vom Bias.
Empfohlen auch die Kathodenbiascaps zu tauschen (aktuell Mallories)

Schutzleiteranschluss vernünftig machen.

Und natürlich die Reinigung des Fiberboards.

Jetzt hab ich gar nicht die Mustards kontrolliert, werde ich auch noch nachholen....

Ich geb das mal so an den Inhaber weiter...... Der hat das Ding seit mind. 25 Jahren und war immer sehr glücklich damit. Aber jetzt ist es Zeit für eine Überholung ....