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Youngtimer - Laney Linebacker L50R

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Offline kpt.maritim

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Youngtimer - Laney Linebacker L50R
« am: 5.03.2024 17:01 »
Hallo

ich lege mal ein kleines Basteltagebuch hier an. Es geht dabei um den Laney Linebacker L50R vom 7.11.1992.
Unten sind Bilder. Diese ganze Linebacker Serie mit dem grünen Streifen hat viel zu wenig Beachtung und Liebe bekommen. Es sind Halbleiterverstärker von Anfang der 1990er Jahre. Warum lohnt es sich damit zu beschäftigen?

1. Es sind ehrliche Verstärker. Anders als Marshall ("Transtube") und Peavey ("Valvestate") versuchen sie einem nicht glauben zu machen, sie klängen genau wie Röhrenverstärker.
2. Es sind trotzdem sehr gut klingende Verstärker, mit einem eigenen Charakter, der sich außerhalb der üblichen Palette (Tweed, Blackface, Plexi, AC30, High Gain USA, High Gain GB) befindet.
3. Sie sind sehr robust, reparaturfreundlich mit sehr guten Bauteilen konstruiert (Made in England). Darum gibt es sie noch massenweise gebraucht in sehr gutem Zustand. Zur Zeit finde ich bei Kleinanzeigen und ---- gleich mehrere Geräte aus der Serie, obwohl sie sich bei weitem nicht so gut verkauft haben dürften, wie Marshalls und Fenders aus derselben Zeit.
4. Man bekommt darum derzeit sehr gut erhaltene Verstärker für sehr wenig Geld.
5. Sie lassen sich leicht modifizieren und mit wenigen Handgriffen für jahrzehnte flott machen.
7. Ich bin immer für die Underdogs.
8. Ich habe auch 1992 angefangen Musik zu machen, auch wenn mir der Verstärker noch nicht so lange gehört.

Die Verstärkereinheit hat Laney später noch im GC50 weiter verbaut. Sie hat zwei Kanäle, einen cleanen und einen mit Overdrive. Wobei das sehr zurückhaltend ausgedrückt ist. Es ist ohne Ende Gain da, man kann ohne weitere Pedale Metal spielen.

Todo: Mein L50R wird einen Service bekommen. Denn einige Potis rascheln nach gut 30 jahren ein wenig. Wechseln werde ich sie aber nicht müssen, sie haben keine dead Spots.

Todo: Ich möchte außerdem den Overdrive Kanal etwas modifizieren, denn er hat mir viel zu viel Gain.

Es wurde Lautsprecher von H|H Electronics aus England verbaut. Die geriffelte Membran und den Magneten gibt es auch bei Celestions jener jahre, der Korb ist aber etwas anders gemacht. Zur Schwingspule kann ich nichts sagen, ohne den Speaker zu zerstören. Der Lautsprecher hat einen irren Wirkungsgrad. ich kenne keinen lauteren Combo in dieser Leistungsklasse, dabei mache ich Musik seit 1992. Er klingt fett und cremig. Laney hat ihn ein ein komplett geschlossenes Gehäuse von 25 Litern gebaut.

Dabei sind die Resonanzfrequenz (fs) und der Gütefaktor (Qts) des verbauten Speakers leider viel zu hoch, um den Bass umzusetzen, den das geschlossenes Gehäuse des L50R ermöglichen würde. Ich weiß nicht, warum ein viel aufwendiger zu bauendes geschlossenes Gehäuse mit genau diesem Lautsprecher kombiniert wurde.  Vielleicht war mal ein anderer Lautsprecher geplant. Dafür, dass es nicht unbedingt geplant war, diesen Lautsprecher in dieses Gehäuse zu bauen, spricht auch, dass der GC50 der Folgeserie denselben Lautsprecher, dieselbe Verstärkereinheit aber  ein offenes Gehäuse hat. Diese grüne Linebacker Serie war vermutlich in der Entwicklung als die Firma hinter Laney (Headstock Group) 1889 H|H Electronics übernahm, die eine eigene Lautsprecherfertigung hatten. Der Lautsprecher war dadurch vermutlich einfach da.

Todo: Den Lautsprecher im L50R werde ich durch einen Eminence Delta 12a ersetzt, um das Basspotential des geschlossenen Gehäuses auszuschöpfen. Falls jemand Interesse am Original hat, bitte melden.

Wie ich mit Hilfe des Forums Auswahl des Speakers kam, kann man da nachlesen: https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,25523.0.html

Todo: Weil der Eminence 8 Ohm und  die Endstufe des Verstärkers aber auch mit 4 Ohm klar kommt, werde ich einen weiteren 8 Ohm Speakerausgang einbauen um eine externe Box anschließen zu können.

Ich hatte noch kurz überlegt eine andere Hallspirale zu nehmen. Die verbaute ist eine aus der 8er Serie (Kurz aber mit drei federn) von Accutronics (USA) mit mittellanger Hallfahne. Aber eigentlich klingt der Hall gut und ist erstaunlich drippy ausgelegt. Man könnte Surfrock damit spielen. Der originale Speaker bringt das auch richtig gut rüber. Fragt mich nicht, warum ein Amp mit einem für Metal geeigneten verzerrten Kanal ein surfy Reverb braucht. Warum hat der Mini-Cooper ein extrem sportliches Fahrwerk? Warum essen Engländer Lammbraten in Minzsoße?

Viele Grüße
Martin
« Letzte Änderung: 5.03.2024 17:11 von kpt.maritim »

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Offline kpt.maritim

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Re: Youngtimer - Laney Linebacker L50R
« Antwort #1 am: 7.03.2024 18:12 »
Hallo

ich habe mich heute mal um die Verstärkereinheit gekümmert.

Done: Die Postis sind mit Isopropanol gesült und rascheln nicht mehr.

Done: Die Elkos haben noch ihre volle Kapazität (2200uf) und müssen nicht getauscht werden.

To do: Das Gain ist jetzt etwas weniger. Uns zwar so:

Unten hängt neben Fotos der Schaltplan. Da sieht man, dass im Signalpfad Hexinverter (4069) verbaut sind. Das sind eigentlich Logikbauteile, die aus einer 1 am Eingang eine 0 am Ausgang erzeugen und umgekehrt.

Wenn man sie als Verstärker einsetzt, machen sie allerdings eine sehr schöne allmählich einsetzende Verzerrung. Die manche als röhrenähnlich beschreiben. In einigen Overdrive Pedalen werden sie darum auch verbaut. Spontan fallen mir das Red Llama von Way Huge, der Hot Tubes von EHX und der Microtubes von Darkglass ein. Peavey und Marshall haben ähnliche Versuche als Hyperduper-Transvalve-Tubestate-Technology angepriesen. Bei Laney hat man sich das Marketing gespart.

Der Gainregler ist wie im Red Llama als regelbare Gegenkopplung des zweiten 4069 ausgeführt. Um das Gain etwas abzusenken könnte man dieses Poti durch eines mit 100k (lin) ersetzen. Das Problem ist jedoch, dass es ein Push/Pull-Poti mit Kanalumschaltung ist. Man könnte zwar dennoch ein normales Poti einbauen, könnte dann aber nur noch mit dem Fußschalter in den Overdrive schalten. Außerdem wäre der Mod nur schwer zurück baubar. Deswegen habe ich die Verstärkung schon davor an zwei Stellen verringert.

Der TL072 am Eingang des Overdrive Kanal hat einen Gegenkopplungswiderdstand von 33k (R25) und damit mehr Verstärkung als der cleane Kanal, der mit 10k (R5) gegengekoppelt ist. Ich habe darum über R25 einen parallelen Widerstand (10k) gelötet, um hier auch auf einen niedrigeren Wert zu kommen.

Im ersten 4069 ist der Gegenkopplungswiderstand 100k (R30). Auch hier habe ich einen kleineren Wert (33k) parallel geschaltet. Das Ergebnis ist, dass der Verstärker noch genau so klingt wie vorher, aber das Gainpoti des Overdrive Kanals ist jetzt besser zu dosieren.

By the way: Ich habe mir mal die Klangregelung angesehen. Es ist tatsächlich ein exakt um den Faktor 10 skaliertes Marshall Tonestack. Guckt dazu mal in das Bild im Anhang. Alle Widerstände sind um den Faktor 10 verkleinert, alle Kondensatoren um 10 vergrößert. Jedes Mod , das für Marshall Tonestacks funktioniert, kann also hier um den Faktor 10 umgerechnet auch eingebaut werden.

Da die Vorstufenplatine nur mit einem Stecker mit der Endstufe verbunden ist, genügt es die Potimuttern abzubauen und man kommt wunderbar an alles ran und könnte eingreifen.

Done: Zweiter Lautsprecherausgang ist eingebaut. Und zwar so:

Glücklicherweise hat der Laney einen jener schlechten Kopfhörerausgänge, bei denen nur der Speaker weggeschaltet und ein abgeschwächtes Ausgangssignal an den Kopfhörer abgegeben wird. Der Abschwächer hat 150Ohm (R22). Ich habe ihn mit einem kleinen Stück Litze gebrückt. Das würde jetzt zu einem Kurzschluss führen, wenn man ein Monoklinkenkabel für den Lautsprecher einsteckt. Denn das Lautsprechersignal wird auch auf den Ringkontakt geführt. Man könnte hier jetzt ganz vornhem eine Monoklinkenbuchse einlöten. Da muss man aber ganz schön auf der Platine brietzeln, denn es sind 6 dicke Kontakte. Es ist darum besser, man bricht mit einem Schraubendreher einfach die mittlere Kontaktfeder der Buchse ab.

Wenn man es OK findet, dass der interne Lautsprecher schweigt, wenn man einen externen anschließt, dann ist man schon fertig. Aber aber das wollte ich nicht. Mein interner Lautsprecher hat ja 8 Ohm, die Endstufe schafft aber auch 4 Ohm. Darum muss man noch dafür sorgen, dass der interne Lautsprecher nicht mehr stumm geschaltet wird, wenn man einen Stecker in die Buchse steckt. Nun unterbricht die Buchse die Laustprechermasse. Das wir legen also einen Bypass vom Lautsprecheranschluss zum unteren Ende von R23.

Viele Grüße
Martin
« Letzte Änderung: 7.03.2024 18:14 von kpt.maritim »

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Offline kpt.maritim

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Re: Youngtimer - Laney Linebacker L50R
« Antwort #2 am: 9.03.2024 18:58 »
Hallo,

heute habe ich den Eminence Legend 12A eingebaut. Es ist eingetreten, was ich erhofft habe. Die Bässe sind jetzt straff und tief statt wummerig und hoch. Höhen fehlen dadurch nicht, im Gegenteil der Eminence bündelt etwas weniger als der originale Speaker von H|H und scheint darum etwas mehr Höhen zu bringen.

Ich habe mich jetzt doch nochmal daran gemacht und das Tonestack etwas modifiziert und dem Verstärker einen etwas glockigeren fenderigen Ton gegeben. Dazu sind drei Werte angepasst:

R21 ist auf 10k erhöht. Das zieht nochmal mehr schrille obere Mitten raus. Allerdings ändert sich dadurch auch der Höhenregler er würde nun schon bei 700...800Hz anfangen zu wirken. Deswegen ist C12 auf 1nF abgesenkt. Zudem bringen Fender Amps ein wenig tiefere Bässe. Deswegen ist C13 auf 1uF angehoben. Jetzt ist das einer der besten Amps, die ich je gespielt habe.

Unten hängt eine PDF, in die ich alle Mods eingezeichnet habe. Damit ist das Projekt abgeschlossen.

Viele Grüße
Martin