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Randall Smith verlässt Mesa Engineering

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Offline stephan61

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Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« am: 23.08.2024 13:26 »
Eine Ära geht zu Ende. Der gute Randall ist auch schon 78 mittlerweile. Die Firma ist ja bereits seit 2020 mit Gibson fusioniert.
Sein großer Erfolg war eigentlich der, dass er als erster eine zuschaltbare Boost-Stufe in einem Serien-Amp eingeführt hat, quasi der Start für die ganzen folgenden Mehrkanaler. Oder hat das schon jemand vor ihm gemacht?

Seine "Erfindung " der zuschaltbaren Triodenstufe wurde ja dann x-mal kopiert. Was - zumindest für den europäischen Markt- auch an der anfangs geringen Verfügbarkeit und dem enorm hohen Preis des MKII gelegen hat.
Das war ja auch die Intention der 3 Jungs von PCL den VA1956 zu bauen.
Oder erinnert sich noch jemand an den Acoustic 165, eine weitere schamlose 1:1 Kopie der MKII Schaltung. Den gabs aber nur so 2 Jahre lang, bis Mesa eingeschritten ist. Ist auch blöd, im Ursprungsland des Originals eine Kopie zu bauen.  :)
Der Acoustic Amp war in Deutschland so 81/82 ziemlich populär, was wohl hauptsächlich an Major Heuser's stilbildender Leadgitarre bei BAP lag. Woanders blieb er nur ein Nischenprodukt. Die Doppelpotis für die Volume Regler waren dann doch zu strange...
Der PCL Vintage Amp ist IMO immer unterm Radar der Mesa Leute geblieben. Waren sicher auch zu kleine Stückzahlen und wer in USA interessiert sich für "old Europe"?

Ja, die alten Zeiten Anfang der 80er, als der Boogie den Markt aufgemischt hat...

Viele Grüße Stephan
"It must schwing!"

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Offline carlitz

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #1 am: 23.08.2024 16:06 »
Ich hatte Ende letzten Jahres ein sehr langes Gespräch mit Wolfram Roy.
Er und sein Bruder haben in Duisburg begonnen die Dumble Amps zu vertreiben und später als Clone (Kitty Hawk) zu verkaufen.

Er hat Randall Smith of in den USA besucht und hatte lustige Geschichten parat.

Das größte Problem seinerzeit, war die schlechte Verfügbarkeit der amerikanischen Bauteile auf dem deutschen Markt, deswegen haben die sehr viel in Amerika eingekauft. Um zu wissen, welche Bauteile wo zu kriegen sind, haben die Brüder Kontakt (und Freundschaft mit Randall und Alexander) aufgenommen.

Ich denke Randall war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Namhafte Studiomusiker (Robben Ford, Lukather, etc) waren quasi nebenan.

Er hat es sich verdient, nun sein Lebenswerk weiter zu geben und mal anständig Urlaub zu machen.

If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline haebbe58

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #2 am: 24.08.2024 14:03 »
Naja, alles hat 2 Seiten. Allerdings weiss man ja auch nicht, was genau hinter den Kulissen lief. Und im Netz tummeln sich so einige Gerüchte .... Manch einer munkelt ja z.B., dass das Ausscheiden nicht freiwillig geschah. Sei es drum, arm ist er bestimmt nicht gegangen.

In den letzten Jahrzenten war bei Mesa ja auch nicht alles Gold was glänzte und die extrem überteuerten Preise (zumindest hier in DE) für seine Amps (die ja z.T. nichts anderes waren, als verschiedene Konglomerate aufgewärmter alter Schaltungen) brachten ihm ja auch einen zweifelhaften Ruf ein. Und bis heute sind alle Mesa Sachen preis-/leistungsmäßig m.E. ganz schlecht positioniert. Wenn ich mir nur die Subway DI innen anschaue, was daran ist bitte mehr als 400 Euro wert?

Als er z.B. damals vor Jahrzehnten die Acoustic 165 Amps als "billige Kopien" seiner Mark xx Amps "entlarvte" und dafür sorgte, dass sie vom Markt verschwinden, mussten sich schon einige am Kopf kratzen, weil ja in seinen Mark xx Amps auch nix anderes drin war als von überall her kopierte Schaltungen berühmter Vorbilder ... Er verstand es immer wieder, Patente anzumelden, bevor jemand anders auf die Idee kam, obwohl die Schaltungen gar nicht von ihm waren ... zumindest hat man ihm das immer wieder vorgeworfen. Er war halt oft einfach nur schneller. Wo anders nennt man so etwas auch gerne mal Industrie-Spionage (sofern die Vorwürfe stimmen)... wer weiss..., irgendwas Wahres haben solche Anschuldigungen ja auch immer mit dabei.

Meiner Meinung nach war er eher ein findiger Kaufmann (mit sehr guten Rechtskenntnissen und super Connections sowie sehr guten Beratern) als ein genialer Konstrukteur.

Aber okay, soll er sich zurücklehnen und grinsen. Aus seiner Sicht hat er bestimmt alles richtig gemacht ...

Nur meine rein subjektive Meinung... was soll's ..
« Letzte Änderung: 24.08.2024 14:08 von haebbe58 »

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Offline Stahlröhre

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #3 am: 24.08.2024 16:19 »
Als jemand der selbst Mesa Produkte besitzt muss ich sagen, dass Mesa für mich immer ein Grenzgänger zwischen innovativ und absolut wahnsinnig ist/war. Meistens sicherlich dichter am aktuellen Zeitgeschehen drann als die Großen wie Marshall und Fender, mit manchen Produkten innovativ und für manche Dekaden geradezu prägend (90er frühe 2000er).
Auf der anderen Seite schaut man dann mal in die Chassis bzw. die Schaltpläne fragt man sich durchaus mal, ob der Konstrukteur eigentlich weiss was er da so treibt. Von unsinnigen Schaltungen, unterdimmensionierten Bauteilen hin zu schlechten Layouts ist vieles dabei. So mancher Techniker nimmt nicht grundlos kein Mesa mehr an.

Die schon angesprochene Patenttreiberei empfinde ich persönlich als unsportlich. Meine eigene Wahnehmung war bisher, dass unter den (renomierten) Amp Designern ein gewisses "Agreement" besteht, dass man den anderen nicht 1:1 abkupfert und wohlmöglich noch Schaltungsteile wegpatentiert, gerade eben weil 90% der Verstärker auf irgendwelche Fender oder Marshall Schaltungen zurücklaufen. Aus kaufmänischer Sicht mag das alles total Sinn gemacht haben, da man sich so gut gegen Cloner wehren konnte und es den "Mesa-Sound" so auch immer nur bei Mesa zu kaufen gab. Auch Bugera/Behringer haben sich da die Finger verbrannt, als sie vor vielen Jahren den Magician als Mark IV Kopie rausbringen wollten. Der Verstärker verschwand genauso schnell wie er angekündigt wurde. Das man auf der anderen Seite jedoch selbst nicht davon abschreckt andere Designs größtenteils direkt zu kopieren zeugt dann wiederum von einer gewissen Doppelmoral.

Die Dynamik zwischen den ganzen Amp-Designern spricht da auch Bände. Wenn man das etwas verfolgt merkt man schnell, dass die ganzen Größen wie Mike Soldano, Reinhold Bogner, Steven Fryette, Dave Friedman, Peter Diezel, John Suhr usw. kein Problem haben positiv übereinander zu sprechen, oder gar miteinander befreundet sind. Der Name Randall Smith fällt in diesen Kreisen jedoch eher selten und meist ist die Meinung dann druchaus verhalten. Mesa wirkt in dieser Szene immer etwas isoliert.


Nach dieser gewissen Kritik an Mesa möchte ich jedoch betonen, dass ich Randall Smith natürlich persönlich nicht kenne und mir aus dem Grund auch kein Urteil über sein Darsein als Mensch erlauben möchte. Er hat mit 23 Jahren eine Firma gegründet, über 50 Jahre geführt und war sich nicht zu schade auch mit Ende 70 noch zu arbeiten, ich denke das man eine derartige Lebensleistung durchaus respektieren kann/sollte, auch wenn man mit manchen Dingen nicht einverstanden sein muss.
Gruß,
Max

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Offline carlitz

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #4 am: 25.08.2024 11:23 »
...
Nach dieser gewissen Kritik an Mesa möchte ich jedoch betonen, dass ich Randall Smith natürlich persönlich nicht kenne und mir aus dem Grund auch kein Urteil über sein Darsein als Mensch erlauben möchte. Er hat mit 23 Jahren eine Firma gegründet, über 50 Jahre geführt und war sich nicht zu schade auch mit Ende 70 noch zu arbeiten, ich denke das man eine derartige Lebensleistung durchaus respektieren kann/sollte, auch wenn man mit manchen Dingen nicht einverstanden sein muss.

Danke Max, so sehe ich es auch.
Randall hat mit seinen Produkten immer wieder zum Nachbau und zum Nachdenken angeregt. Wenn das nicht allein schon ein Erfolg ist
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Offline haebbe58

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #5 am: 25.08.2024 18:24 »

Randall hat mit seinen Produkten immer wieder zum Nachbau und zum Nachdenken angeregt.

... als wenn er das beabsichtigt hätte. Ich würde eher das Gegenteil behaupten. Auf jeden Fall halte ich es für abwegig, dass er das wollte. Und deswegen sehe ich auch nicht, was daran ein Erfolg sein soll.

Eher haben seine Konstruktionen wohl andere ermutigt, es besser zu machen als er.

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Offline carlitz

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #6 am: 26.08.2024 11:38 »
Ich denke auch nicht, dass er das absichtlich gemacht hat. Genauso wenig wie Jim Marshall.
Fakt ist aber, das viele seiner (übernommenen) Ideen Einfluß auf andere Ampdesigner hatte.

Evtl. war das Vehikel seiner Patente eine gute Marketingplattform.

Er hat definitiv mit der Mark Serie und den Rectifier Modellen den Bedarf seiner Zeit erkannt und Maßstäbe gesetzt. Gewollt oder nicht gewollt..

Mesa Boogie hat wie viele andere Ampbauer auch nicht erwähnenswerte Produkte hergestellt und dabei viel gelernt.



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Offline bluesfreak

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #7 am: 26.08.2024 14:50 »

Na dann wollen wir mal hoffen dass Gibson nicht den 7ender Fehler macht und am Altbekannten kleben bleibt, sprich, dass die eingebauten Schwachstellen wie

- die in der Spannungsfestigkeit zu gering bemessenen Koppelkondensatoren
- die permanente Verwendung minderwertiger oder überholter Bauteile wie zB Tantal Kondensatoren (kann man ohne weiteres durch gute(!) Kerkos ersetzen oder Kohlepresswiderständen in den B+ Rails
- die vorwiegend rein zufällige Verteilung der Bauteile auf der Platine
- das überbauen von Komponenten durch andere
- die Platzierung von Komponentenbezeichnungen unter den verbauten Komponenten
- das defacto nicht Vorhandensein von Service Unterlagen und ordentlich (und fehlerfrei) gezeichneten Schaltplänen
- Nichtbeachtung von thermischen Designs
- die Verwendung von billig(st)em Platinenmaterial bei dem sich die Lötbahnen schon beim annähern mit dem Lötkolben lösen

angegegangen werden und die Produkte nun ohne geplante Obsoleszenz verkauft werden, weil tonal sind sie gut, aber mechanisch nicht mal die Hälfte des Preises wert.

Gruß
blues

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Offline haebbe58

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #8 am: 26.08.2024 14:55 »
@blues
 :topjob:

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Offline Stahlröhre

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #9 am: 26.08.2024 15:38 »
Das ist sicherlich eine Frage wer dann für die neuen Designs zuständig sein wird und in wie weit Gibson Mesa da noch freie Entscheidungsgewalt überläst. Im schlimmsten Fall sinkt die Qualität um eine höhere Marge zu erzielen. Ich persönlich hoffe, dass einige der genannten Probleme behoben werden, eben gerade weil jetzt jemand anderes die Designs erstellt.

Den meisten genannten Schwachstellen stimme ich zu, bis auf die Aussage, dass Tantalkondensatoren überholt seien. Tantal ist nicht überholt und besitzt auch klare Vorteile. Das Problem ist, dass diese in einem Gitarrenverstärker nicht ausgespielt werden können und man bei Mesa dazu noch die Spannungsfestigkeit extrem knapp auslegt.
Was das Platinenlayout und deren Beschriftung betrifft scheint es eine signifikante Änderung geben zu haben. Früher waren die Dinger von Randall Smith per Hand gezeichnet und wiesen die genannten Probleme auf. Mittlerweile nutzt Mesa jedoch ein Layoutprogramm und beschriftet die Bauteile sowohl im Plan, als auch (lesbar) auf der Platine.
Gruß,
Max

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Offline bluesfreak

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #10 am: 26.08.2024 16:08 »
Was das Platinenlayout und deren Beschriftung betrifft scheint es eine signifikante Änderung geben zu haben. Früher waren die Dinger von Randall Smith per Hand gezeichnet und wiesen die genannten Probleme auf. Mittlerweile nutzt Mesa jedoch ein Layoutprogramm und beschriftet die Bauteile sowohl im Plan, als auch (lesbar) auf der Platine.

Das wäre schon mal ein Anfang, allerdings ist mir so einer bisher noch nicht unter den Lötkolben gekommen...was auch daran liegen kann dass ich seit einiger Zeit die Reparatur von MB Produkten generell ablehne....

Gruß
blues

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Offline Stahlröhre

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #11 am: 26.08.2024 17:46 »
Betrifft auch nur die neueren Produkte wie Badlander, Mark VII oder die kleinen Mark V. Die alten Layouts erkennt man daran, dass keine der Leiterbahnen wirklich gerade ist, eben weil die der Randall Smith noch nach alter Art selbst gemalt hat. Leider ist es auch nicht bei allen neuen Verstärker konsequent gut umgesetzt, soll heißen teils steht dann doch mal wieder nur ein Bauteilwert daneben, oder die Beschriftungen befindet sich wieder unter dem Bauteil. Hoffen wir mal, dass es in Zukunft besser wird. Solange wie keine Pläne heraussgegeben werden hilft die bessere Beschriftung auch nicht wirklich weiter.
Gruß,
Max

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Offline Clipfishcarsten

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #12 am: 31.08.2024 12:01 »
Was Mesa als Marke mMn ausgezeichnet hat war lange Zeit (zumindest in meiner Jugendphase) so ein bisschen die Existenz als "Mainstram-Boutique"-Marke. "Wenn ich die Kohle hab dann kauf ich mir einen Dual Rectifier" war damals eher ein Thema als Geräte wie ein VH4, Bogner Überschall, ENGL Invader oder sonstige Boliden die Mitte der 00er besonder cool waren.

Ich gebe aber vielen Kritikpunkten Recht - da ich selbst gerne an Mesas operiere - dass die Amps für den europäischen Kostenpunkt keinerlei Innereien haben um die Preise hier zu rechtfertigen, was aber auch leider lange Jahre am Vertrieb lag.

Interessant dass Mesa de facto durch ebenjenen Kostenpunkt lange Jahre stark profitiert hat. Die 90er hingen am west coast US Puls und junge Bands hatten sicherlich andere Sorgen als sich einen SLO100 zu kaufen. Ein bisschen Glück zum richtigen Zeitpunkt gehörte sicher auch dazu, dass z.B. die "Fake-Presence-Schaltung" des Dual Recs - quasi der einzige Unterschied im Preamp zum SLO außer den extra Kathodenfolgern - für den charakteristischen Mid-Scoop und breiten Sound verantwortlich war. Denke viele hier haben ja schonmal einen SLO-Circuit in nachgebaut oder original an der Gitarre gehabt und obwohl man im Nachhinein mit der historischen Kenntnis nahezu dieselben Sounds einstellen kann würde mir beim OD-Kanal des Soldanos nicht direkt Nu Metal einfallen, beim Dual Rec sehr wohl.

Generell das Konzept von Mesas steht für mich immer für den sehr "amerikanischen" Weg der Innovation: Ausprobieren, und wenns ankommt aber nicht sauber läuft gibt es ja immernoch Revision D, E, F, G usw. Das wirkt für die urdeutsche Gründlichkeit mit der ein VH4 seit über 30 Jahren fast unverändert vertrieben wird bisschen befremdlich, ich finds aber auch hier und da ganz putzig weil es interessante Experimente hervorgebracht hat wie z.B. den Electra Dyne.

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Offline Stahlröhre

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Re: Randall Smith verlässt Mesa Engineering
« Antwort #13 am: 1.09.2024 03:00 »
Was Mesa als Marke mMn ausgezeichnet hat war lange Zeit (zumindest in meiner Jugendphase) so ein bisschen die Existenz als "Mainstram-Boutique"-Marke. "Wenn ich die Kohle hab dann kauf ich mir einen Dual Rectifier" war damals eher ein Thema als Geräte wie ein VH4, Bogner Überschall, ENGL Invader oder sonstige Boliden die Mitte der 00er besonder cool waren.
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Würde ich auch so unterschreiben, wobei ich Diezel und auf jedenfall Bogner durchaus auch auf diese Stufe stellen würde. Was man nicht vergessen darf ist, dass die Marktsituation in den USA einfach eine andere ist. Was für die Mesa ist, ist hier eher mit Marshall oder Engl vergleichbar. Die Amps sind bei weitem nicht so rar und auch günstiger zu haben. Nicht ohne Grund findet man bei uns immer wieder importierte Verstärker aus den USA (okay lag in der Vergangenheit auch mit am Wechselkurs).

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Interessant dass Mesa de facto durch ebenjenen Kostenpunkt lange Jahre stark profitiert hat. Die 90er hingen am west coast US Puls und junge Bands hatten sicherlich andere Sorgen als sich einen SLO100 zu kaufen. Ein bisschen Glück zum richtigen Zeitpunkt gehörte sicher auch dazu, dass z.B. die "Fake-Presence-Schaltung" des Dual Recs - quasi der einzige Unterschied im Preamp zum SLO außer den extra Kathodenfolgern - für den charakteristischen Mid-Scoop und breiten Sound verantwortlich war. Denke viele hier haben ja schonmal einen SLO-Circuit in nachgebaut oder original an der Gitarre gehabt und obwohl man im Nachhinein mit der historischen Kenntnis nahezu dieselben Sounds einstellen kann würde mir beim OD-Kanal des Soldanos nicht direkt Nu Metal einfallen, beim Dual Rec sehr wohl.
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Das lag auch einfach drann, das Mike Soldano nie geschafft hat mit dem SLO aus dem Boutique Nischendasein auszubrechen. Der SLO war immer dieser teure Verstärker von dem pro Jahr nur eine handvoll hergestellt wurden. Auch abseits davon gab es damals weniger Konkurenz. Marshall mit dem JCM900 war keine, Fender hat bis zur EVH-Linie praktisch kein High-Gain gemacht, Bogner und Diezel waren gerade irgendwo in der Gründung, H&K und Engl kannte dort drüber keiner. Der einzige Verstärker der damals wirklich Konkurenz war wäre Peavey mit dem 5150, der zumindestens anfangs durchaus mit dem Image als Van-Halen Signature Amp (ist halt Hardrock und kein Metal) zu kämpfen und seine Hypephase erst knapp 10 Jahre später hatte. Der Rectifier hatte für seine damalige Zeit ausreichende Gainreserven, zwei vollkommen eigenständige Kanäle, einen schaltbaren/zuweisbaren Loop und diverse Schaltoptionen für unterschiedliche Klänge. So eine (gute) Ausstattung war damals einfach nicht so selbstverständlich wie sie es heutzutage ist.

Das der Rectifier fett und gescooped klingt liegt an der fehlenden Gegenkopplung im Modern Mode. Der hohe Ausgangswiderstand der Endstufe betont die Lautsprecher Resonanz im Bassbereich und den gesamten Hochmitten/Höhenbereich. Die Höhenbremse ist ja auch im Vintage-Mode aktiv und da klingt der Verstärker bei weitem nicht so brutal. Nicht zu vergessen ist auch noch die zugehörige 4x12, die aufgrund der overzised Größe auch nochmal die Resonanzfrequenz runter schiebt und den Sound gerade im Hochbass und Tiefmittenbereich nochmal aufräumt.
 
Die Vorstufe unterscheidet sich auch noch in einigen weiteren Punkten. Die Spannungen der Vorstufe liegen nochmal fast 50V höher, dazu kommen noch die 250k Gainpotis, LDR's an den Kathoden und vorallem der 680pF im TS des roten Kanals.

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Generell das Konzept von Mesas steht für mich immer für den sehr "amerikanischen" Weg der Innovation: Ausprobieren, und wenns ankommt aber nicht sauber läuft gibt es ja immernoch Revision D, E, F, G usw. Das wirkt für die urdeutsche Gründlichkeit mit der ein VH4 seit über 30 Jahren fast unverändert vertrieben wird bisschen befremdlich, ich finds aber auch hier und da ganz putzig weil es interessante Experimente hervorgebracht hat wie z.B. den Electra Dyne.

Also praktisch wie heutzutage die ganzen Softwarefirmen agieren: im Labor entwickelt und am Kunden getestet. Bei Mesa habe ich manchmal das Gefühl das man gerne nach dem Motto lebt "es ist kein Bug sondern ein Feature". Einige Nachträgliche Änderungen wirken, als ob man den Verstärker nie mal ordentlich durchgetestet hat, anders kann ich mir das teils nicht mehr erklären.
« Letzte Änderung: 1.09.2024 03:05 von Stahlröhre »
Gruß,
Max