Eigentlich dürfte ich z.Zt. gar nimmer in Foren rumschlurchen und bräuchte eher noch zwei Larrys dazu, um das alles zu bewältigen, was sich hier bei mir inzwischen aufgestaut hat, aber egal - soviel Auszeit muss jetzt sein und ich will mich zu diesem Thema doch nochmal einlassen, wohl wissend darum, dass ich damit das eine oder andere Nachposting provoziere
Vorab:
Über Kondensatoren brauchen wir hoffentlich nimmer zu reden und wissen inzwischen alle, dass es auch bei vorheriger Ausfilterung evtl: Voodoo-Einflüsse doch teils sogar erhebliche Soundunterschiede unter diesen Spezies gibt!? Wissen dass ein Orange Drop 715P anders klingt als ein Orange Drop 6PS, der wieder anders als ein Mallory 150, der wieder anders als ein SoZo, usw. Gleiches wissen wir bereits alle auch über Keramikkondensatoren, dass ein 470p von Hersteller A mit 1kV anders klingt, als der 470p von Hersteller B mit ebenfalls 1kV - und evtl. sogar erheblich anders als der 470p von Hersteller C mit 3kV
Und wir wissen alle, dass selbiges für Widerstände gilt (wobei hier der Einsatzort in der Schaltung massgebend ist und es zahlreiche Positionen gibt, wo's echt Worschd iss, welcher Typus da seinen Dienst tut). Also, ein CC klingt (und macht) anders als ein CF - und wieder anders, als ein MF (Metallfilm). Ferner wissen wir, dass es auch zwischen jeweils den CC's, CF's und natürlich auch unter den verschiedenen MF's Unterschiede gibt und dass es z.B. 'böse' und 'gute' MF's gibt (The good, the bad and the ugly)
Nu guddi guddi, also zu den Elkos bzw. zu einer Elko-Geschichte aus meinem Amp Designer Dasein:
Alle die die Fotos meiner Website kennen, können darauf unschwer erkennen, dass ich die NOS LCR Becherelkos liebe. Nur war vor ca. 3 Jahren ein Zeitpunkt, wo meine alten Bestände auf ein erschreckend niedriges Volumen abgesackt war - also sann ich prophylaktisch auf adäquaten Ersatz für die nahe Zukunft. Auf einigen US-Foren wurden damals neben F&T und ARS auch die 'German electrolytic filter caps' der Fa. Mundorf propagiert und einige Stimmen äusserten sich sogar sehr löblich darüber. Im Gespräch mit Udo Pipper darüber erzählte er mir, dass er die Fa. Mundorf 'von früher' noch aus seiner HiFi-Zeit sehr gut kennt und dass die Produkte dieser Firma in HiFi-Kreisen sehr hoch angesehen sind. Über deren Performance in Instrumentalamps konnte er mir jedoch keine eigenen Erfahrungen schildern. Also nahm ich kurzerhand Kontakt mit Mundorf auf. Die wollten noch Listen über die Werte aller von mir in meinen Amps verbauten Kondensatoren - und nur wenige Tage später hatte ich zwei Kartons hier, voll mit Zeugs im Gesamt-Verkaufswert von ca. 2.000 EUR
Ich wollte doch 'nur' die 50+50/500V Becherelkos testen, doch keine Kupfer- Silber- und Goldfolien Paper in Oil Kondensatoren, auch keine 40µF bzw. 60µF/600V Folienkondensatoren für's Netzteil - hab' doch hier keine Universität mit Forschungsaufträgen aus der Industrie um mich, sondern will doch nur 'n paar Röhrenamps für Gitarre bauen
Ok, die Mundorf 50+50/500 erst mal 'trocken' gemessen - geiler ESR! Nur ca. 40% des Wertes der LCR's, also hab' ich 4 Stück davon in meinen British Purist rein und meinen obligatorischen Formierungsprozess gestartet. Huch, die waren ja schon nach nur 3 Stunden bereits unter 1V Spannungsabfall über dem gemeinsamen Versorgungswiderstand (100K), da hängen meine NOS LCR's ja für gewöhnlich 12-18 Stunden am Formieren und schaffen die 'unter 1V Marke' dennoch niemals! Bei 2-3V ist da Schluss!
Also mit enorm positiven Erwartungen ob des da 'noch geileren' Sounds eingeschalten und... oh, was ist das? Klangregler kontrolliert, Gain, Presence, Depth - alles wie immer, also daran kann's nun nicht liegen - aber nein
Mein British Purist klang plötzlich geschätzte 20 Jahre 'jünger', ein astrein sauberer Sound, klar, blank, ja fast wie poliert! Wo bitte ist der schöne (im positiven Sinne) britisch dreckige Raunch abgeblieben? Wo die Ecken und Kanten beim Break-open, beim Fahren in die Sättigung? Kurzum, er klang so richtig schön 'ordentlich und anständig deutsch', halt ganz und gar nicht im Bestreben des Designers.
Ein gen Abend bei mir aufschlagender und von Grand GTRs her als 'Andreas Kunzmann' bekannter Tester, der den (vorherigen) Sound des British Purist aufgrund zahlreicher Sessions auf den Punkt genau im Ohr hatte meinte nach kurzem Anspielen sogar: "Hey, der klingt ja jetzt wie Plastik!" und weiter: "So wie der jetzt ist, brauchste den nimmer vorzuführen - da machste dich nur lächerlich damit!"
Noch am selben Abend flogen die Mundorf's wieder raus, ein frischer Satz LCR's kam rein - die Formatierung lief über Nacht - und am folgenden Nachmittag war die Welt (meine Welt) wieder in Ordnung
Elektrolytkondensatoren mit hervorragenden elektrischen Werten - für HiFi-Anwendungen vielleicht optimal und jedenfalls sehr begehrt - aber ABSOLUT untauglich für einen Instrumentalverstärker für Gitarre! Machen einen 'toten' Amp! Und einen Larry totunglücklich!
Tja - weil Schaltplan für Vor- und Endstufe oftmals auf einem Blatt, der Schaltplan für die Spannungsversorgung aber auf einem anderen Blatt sind ist man evtl. geneigt, Siebelkos als 'Nicht' im Signalweg befindlich zu betrachten. Die sollen sieben, that's it! Aber nein! Seit dieser Erfahrung weiss ich, dass sich auch Siebelkos definitiv
im Signalweg befinden und einen unerwartet hohen Einfluss auf den Sound und das Verhalten eines Guitaramps haben!
Eine Weile später habe ich noch Versuche mir ARS, F&T sowie mit JJ Elkos gefahren, die sich alle 'im Rahmen' verhielten. Der JJ macht den Sound a bissi diffus im Bassbereich und etwas 'grobkörniger', wenn der Amp in die Sättigung gefahren wird, der F&T macht den Sound insgesamt etwas heller und knalliger (gemessen an den LCR's) - aber nachdem ich völlig unerwartet nochmals ein grösseres Kontingent an NOS LCR's kaufen konnte, war selbst mein vorgemerkter Ersatz-Favorit aus obigen (der ARS) spontan vergessen
Larry