Wenn dir QE zu niedrig für ein geschlossenens Gehäuse ist, dann schalte doch mal einen Widerstand von ca. 2.2R in Reihe. Das lässt sich auch in Simulationstools einfach nachvollziehen. Entweder als Serienwiderstand oder simpler noch als Generator-Innenwiderstand.
Der Ingenieur von Celestion hatte mit der Bassreflexgeschichte nicht ganz Unrecht.
In einem Open Back Cabinet ist die Eigenresonanz des Chassis stark bedämpft.
Der Bassabfall beginnt bei relativ hohen Frequenzen, allerdings mit 6dB/ Oktave.
Bei geschlossenen Gehäusen ergibt sich bei korrekter Abstimmung ein Abfall von 12dB/Oktave. Da, wie du es oben schon ermittelt hast, der Q-Wert im geschlossenen Gehäuse nicht sehr hoch ist, ergibt sich kein nennenswerter Pegelanstieg durch die Boxenresonanz. Werte um 0,5 liefern zumindest optimale Impulsantworten und Gruppenlaufzeiten. Hohe Q-Werte haben in geschlossenen Gehäusen eine sehr hohe Membranauslenkung im Bereich um die Resonanz zur Folge und können die Belastbarkeit sogar herabsetzen. Ausserdem muß so ein mitschwingendes Feder/Masse-System mit Resonanz im Bassbereich des Instruments nicht unbedingt klangfördernd sein. (Drööööhn)
Bei Bassreflex wirds noch wilder. Im Bereich der Resonanz wird die Membran stark bedämpft, es bläst fast nur aus dem Reflexloch... aber darunter steigt die Auslenkung drastisch an. Es entsteht ein akustischer Kurzschluß, der noch krasser ausfällt als bei einem Open Back-Speaker, der ja immerhin noch in einer Schallwand sitzt.
Hier hast Du's ausserdem noch mit einem Schwingkreis zu tun.
Würdest du so ein Reflexsystem auf auf z. 80Hz abstimmen, würde tiefere Frequenzen ein sehr schnelles Anschlagen oder heftige Auslenkungen bewirken. Alleine beim Spielen von Palm Mutes entstehen tiefe Bassanteile, die dann hässliche Effekte wie Matsch oder Pumpen verursachen können.
Reflexöffnungen für solche Frequenzen sollten recht groß sein , um Organ-Pipe-Effekte zu vermeiden. Größen von 200-300 cm
2 sind bei Gehäusen > 50 Liter schon üblich, um Tunnellängen zu erreichen, die mindestens der Schallwanddicke entsprechen.
Jetzt kommen wir noch zu enem weiteren Nachteil: Da Gitarrenboxen nicht bedämpft sind, wirkt sich die Resonanz des Tunnels nicht nur bei FB aus. Der rückwärtige Schall des Speakers gelangt wenig bedämpft als Reflexion durch die Tunnelöffnung nach draussen.
Dadurch entstehen Kammfiltereffekte.
Bei 80Hz Resonanz kann es zu Beispiel bei 120, 200, 280 Hz usw. zu Einkerbungen und bei 160, 240Hz usw, zu Überhöhungen kommen.
Das Übertragungsverhalten wird zu einer Berg- und Talfahrt.
Die Kunst beim Bau von Reflexboxen besteht halt darin, den Tunnel so zu bauen, daß wirklich nur der reine Tiefbassanteil und keine hochfrequenten Schallreflexionen durch den Tunnel kommen. Das wird bei Boxenresonanzen ab 70 Hz superschwer und erfordert meist sogar eine Schalldämmung in der Box.
Kurzum ... Der Klang des Gebildes kann kaum noch vorausgesagt werden.
Da ist mir ein gleichmäßiger Frequenzgang mit überschaubarem Bassabfall lieber als eine Berg-und Talfahrt , wo ich auf der Gitarre deutliche Pegelsprünge von Halbton zu Halbton merke, wenn nicht beim Alleinspiel dann spätestens im Bandgefüge...
Bei Bassboxen ist das nicht so kritisch, weil die Resonanzen der Boxen in einem Bereich liegen, wo das Verhalten der Tunnelrohre nicht so problematisch ist.
Ich persönlich bevorzuge sogar eine geschlossene Box für meinen E-Bass-Kram.
Deren Verhalten ist berechenbarer und elektronische Korrekturen sind einfacher durchführbar. Ich finde es reicht, wenn der E-Bass schon irgendwo einen "Deadspot" hat.
Da brauche ich kein Extra-Durcheinander durch die Box.
Zumindest im Grundtonbereich des Instruments sollte sich ein Speaker neutral verhalten, alles darüber ist "Sound"
Gruß
Stefan