... wollen wir mal ein bißchen über die Schaltung reden
Der Vorstufe erster Teil Um den Pro und seine nahen Verwandten etwas besser kennen zu lernen, sollten wir einen Blick in die Schaltung werfen. Schauen wir dabei als erstes - wohin sonst - in die Vorstufe. Der Pro hat zwei Kanäle Normal (auch Mic.) und Bright (auch Inst.). Diese unterscheiden sich nur durch einen Bright Cap über dem Volume-Poti des Bright-Kanals.
Jeder Kanal hat einen High- (1) und einen Low-Eingang (2). Stöpselt man die Gitarre in den High-Eingang sieht diese 1MOhm gegen Masse und die beiden 68kOhm liegen parallel. Das Signal geht also über 34KOhm aufs Grid wodurch eine geringere Höhendämpfung, als bei einem 68k Gridstopper entsteht. Im Low-Eingang sieht es etwas anders aus. Steckt man das Gitarrenkabel in diesen Kanal, entsteht ein Spannungsteiler 68k/68k, der den Signalpegel halbiert und durch den relativ niederohmigen Eingang den Tonabnehmer zusätzlich bedämpft. Der Low-Eingang ist also deutlich leiser und auch weniger höhenreich. Eher was für den Jazz-Fan.
Danach geht jeder Kanal auf je eine Hälfte der V1 (12AY7). Die Anoden sind mit den üblichen 100KOhm beschaltet. Vermutlich aus Ersparnisgründen wurde nur ein gemeinsame RC-Kombination an der Kathode verwendet. Die üblichen 1,5k für eine einzelne Kathode wurden dabei bei der gemeinsamen Kathodenbeschaltung durch 820Ohm ersetzt, was näherungsweise die Hälfte des üblichen Wertes darstellt. Das ist notwendig, um vergleichbare Anodenströme einzustellen. Der Kathodenwiderstand ist wechselspannungsseitig mit 25µF gebrückt.
Nach der ersten Stufe geht das Signal auf die beiden Volumeregler (die im Jo-Pro beide einen Bright-Cap haben) und von dort über je einen 270k-Mischerwiderstand auf die nächste Stufe. Da der Platz des zweiten Volumenreglers für den PPI-Mastervolume gebraucht wird, wird die Vorstufen-Volume (=Gain) über ein Stereopoti geregelt. D.h. beide Kanäle sind immer gleich eingestellt. In der Praxis kein Problem, da ohnehin immer nur eine Gitarre im Amp steckt
.
Bis hierhin haben wir also zwei separate Zweige, die elektrisch vollkommen identisch sind. Eine gute Gelegenheit, einmal den Unterschied zwischen Kohlepress- und Metallfilmwiderständen näher zu betrachen. Ich habe den Normal-Kanal daher mit Kohlepresswiderständen und den Bright-Kanal mit Metallfilmwiderständen aufgebaut. Nur der für beide Kanäle gemeinsame 820Ohm-Kathodenwiderstand ist ein Kohlepress-Widerstand und die Mischerwiderstände sind Metallfilm, da ich keinen Kohlepresswiderstand mit 270KOhm bekommen habe. Bei den Kohlepresswiderständen habe ich darauf geachtet, dass die Werte möglichst genau den Nennwerten entsprechen. Die 1%ige Toleranz der Metallfilmwiderstände wird jedoch nicht erreicht.
Einfluß auf den Sound: Zum Unterschied kann man sagen, dass der Kohlepress-Kanal deutlich weicher, aber auch etwas weniger definiert klingt. Vielleicht sogar etwas leiser, als der Metallfilmkanal. Insgesamt ein sehr schöner Blues-Sound, der Charakter hat und auch angezerrt gut klingt. Der Metallfilmkanal klingt etwas höhenreicher, insgesamt "sauberer" und im Bass deutlich definierter. Keinesfalls kann man diesen Kanal steril nennen auch wenn der Gesamteindruck sicher etwas kühler, als bei den Kohlepresswiderständen ist. Angezerrt klingt es etwas harscher. Beide Kanäle sind auf jeden all echte Alternativen, die je nach Bedarf genutzt werden können.
Der Kohlepresskanal rauscht IMHO nicht mehr, als der Metallfim-bestückte Kanal. Eher anders. Was mich mehr wundert ist, dass der Metallfilmkanal gar nicht und der Kohlepresskanal - zumindest bei Vollaussteuerung - etwas brummt.
Eine weitere Option ist das brücken der Eingänge. Verbindet man mit einem Patchkabel z.B. den Lo-Eingang des Kohlepresskanals mit dem High-Eingang des Metallfilmkanals kommt bei voll aufgedrehtem Vorstufen-Volume ein satter Crunch aus dem Amp. Sehr fett und gut zu gebrauchen. Aber auch mit niedrigen Gainstellungen macht sich der Patch in einem kräftigen Sound positiv bemerkbar. Meine bevorzugte Einstellung um den Amp anzusteuern!
Soviel zum ersten Teil der Vorstufe. Im zweiten Teil geht es der zweiten Röhre und der Klangregelung an den Kragen
.
Grüße,
Joachim