Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Lapsteel Control Pedal

  • 5 Antworten
  • 6079 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline dukesupersurf

  • YaBB God
  • *****
  • 1.291
Lapsteel Control Pedal
« am: 15.08.2007 22:14 »
Hallo Leute,
wer führt mich denn mal in das 1x1 der Lapsteel (so heißt doch dieses Country-Slideteil,daß immer uuuuaaaääähh macht?) ein?
Ich habe hier ein Fenderpedal.Arbeitet wie Volume.Man kann die Trittfläche aber
auch seitlich verdrehen,das gibt dann ne Höhenblende.
Jetzt wissen wir nicht genau,ob hier noch alles so ist,wie es sein soll.
-nach links drehen: nichts
-nach rechts: Höhenblende
Muß jetzt links was anderes passieren,oder muß man es so justieren,daß ganz links
die Höhen voll da sind,dann sähe die Grundstellung aber schief aus!
Um diesen uuuuaaaäh-Effekt koordiniert hinzukriegen,müßte man ja erst Balletstunden nehmen! Wie setzen den die Countryfreaks das so ein?

tschüß,Thomas

*

Offline Dieter

  • Sr. Member
  • ****
  • 179
Re: Lapsteel Control Pedal
« Antwort #1 am: 15.08.2007 22:23 »
Lapsteel ist soweit ich weiss eine Gitarrenform die man sich auf den Schoß legen kann (Woher das Steel im Namen kommt weiss ich nicht, vielleicht von den Stahlsaiten?). Dieser "uuuuaaaääähh"-Effekt wird mit einem Bottleneck gemacht. Das ist ein abgetrennter Flaschenhals den man sich über einen Finger zieht und damit die Saiten entlangstreift. Gibt es auch aus Kunstoffen und Metall. Was du da hast hört sich an wie ein kombiniertes Volumen- und WahWahPedal. Hab ich persönlich noch nichts von gehört, bin aber auch kein Effektgerätekenner. Hast du vielleicht ein Foto von dem Ding?

*

Offline RomanS

  • Sr. Member
  • ****
  • 130
Re: Lapsteel Control Pedal
« Antwort #2 am: 15.08.2007 23:12 »
Also als Lap Steel-Spieler muß ich hier wohl mal ein bißl Aufklärungsarbeit leisten...  ::)

Lap Steels (vulgo Hawaiigitarren) waren in den 1930er bis -50er Jahren in den USA 8und auch anderswo) äußerst populär, v.a. in der Hawaiimusik, dann aber auch im Western Swing (quasi "Cowboy Jazz" - da gab's einige echte Lap Steel-Virtuosen wie Joaquin Murphy und Speedy West), und im frühen Honkytonk-Country (z.B. Hank Williams - mit Don Helms an der LS), sogar im Rockabilly fand man öfters Lap Steeler (z.B war bei Bill Haley's Comets auch ein Steeler dabei).

Der Name kommt davon, daß man das Teil am Schoß (="lap") liegen hat, und mit einem "steel", also einem Metallstück (heute meist enweder ein solider, runder, vorne abgerundeter "bullet bar" (z.B. von Dunlop http://img.shopping.com/cctool/PrdImg/images/pr/177X150/00/01/c2/74/f6/29521142.JPG )oder ein "Stevens-Typ" mit Haltegriff (wie z.B. dem sehr beliebten und praktischen Shubb Pearse SP2 http://www.shubb.com/GIF/4-bars.jpg , früher aber auch flache, messerschneidenähnliche Teile) - man verwendet also keinen Bottleneck, sondern ein massives, nicht hohles Stück Metall (seltener auch Glas)! Und meist wird auch mit Fingerpicks gezupft.

Entwickelt wurde diese Spieltechnik in Hawaii Ende des 19. Jh. (vgl. auch "Slack key guitar"), schwappte dann in den 1920ern auf's amerikanische Festland, und wurde unheimlich populär.

Übrigens waren auch die ersten Elektrogitarren (v.a. Solidbody-Elektrogitarren) keine "normalen" ("spanischen") Gitarren, sondern eben Lap Steels, Rickenbacker war da in den 1930ern Vorreiter mit seinen Bakelite- und Aluminium- ("frying pan") Modellen, da träumte Leo Fender noch nicht mal von der Solidbody-E-Gitarre (übrigens baute der gute Hr. Fender auch mit der Firma K & F bereits einige Zeit Lap Steels, bevor er "normale" Gitarren wie die Broad-/Telecaster entwarf).

Zunächst waren die Lap Steels 6-saitig, später waren dann 8-saitige Modelle weit verbreitet; gestimmt wurden die Laps  ganz unterschiedlich, A6 war sehr früh gebräuchlich, später, im Western Swing wurde dann oft C6 verwendet (eine sehr vielseitige Stimmung, verwende ich selbst auch), E7/E9/E13, Open G (wie beim Dobro - gut für Bluegrass) oder Open E (Blues) waren auch gebräuchlich.

Wegen der Vielfalt der Stimmungen wurden dann Lap Steels mit 2, 3 oder sogar 4 parallelen Hälsen gebaut, um mehrere Stimmungen gleichzeitig zur Verfügung zu haben; die Dinger legte man sich aber nicht mehr auf den Schoß, sondern die hatten eigene Standbeine - das nennt man dann "console steel" oder "table steel" - bekanntestes Modell ist die Fender Stringmaster.

...und daß war auch der Anfang vom Ende der größten Popularität von Lap Steels; bereits seit den '40ern gab es Lap Steels, die mittels Pedalen ermöglichten, die Stimmung zwischen Songs zu wechseln; Ende der 1950er begann sich dann die "Pedal Steel" durchzusetzen - die hat mehrere Pedale, sowie Kniehebel, die es erlaube, während des Spiels einzelne Saiten um definierte Halb- und Ganztöne zu verstimmen, womit man Akkord-Changes nur mit Pedalen spielen kann.
Und die Pedal Steel dominiert auch seit den 1950ern die Country Music - was ihr als uuuaaaäähhh-Sound bezeichnet, ist als meist eine Pedal Steel, keine Lap Steel.

Die Lap Steel wurde allerdings im Blues- und Rockbereich weiterverwendet (z.B: von Pink Floyd - David Gilmour, Ry Cooder, David Lindley), und erlebt seit einigen Jahren wieder eine ziemliche Renaissance, vor allem durch Ben Harper, der eben Bluesrock drauf spielt; auch durch den Boom der Alternative Country Music (vgl. Wilco) seit den mittleren 1990ern wurde die Lap Steel wieder deutlich populärer.

Einige bekannte gegenwärtige Lap Steel-Musiker: Cindy Cashdollar (spielt z.B. mit Asleep At The Wheel, aber auch mit anderm Leuten aus der Country-, Rockabilly- und Western Swing-Szene, und gibt Lehrvideos heraus), Greg Leisz (Studiomusiker, der von Country über Rock bis Jazz alles spielt, unter anderem z.B. mit Loudon Wainwright, Lucinda Williams, Sheryl Crow, Bill Frisell, etc.), George Brandin (macht z.B. einen Teil der Filmmusik für die "Sponge Bob"-Cartoonserie), Bill Elm (macht mit seiner Band Friends Of Dean Martinez so eine Art instrumentaler, experimenteller Spaghetti-Western-Filmmusik), und natürlich der schon erwähnte Ben Harper.

Weiterführende Infos hier:

http://www.steelguitarforum.com
http://www.well.com/user/wellvis/steel.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Lap_steel_guitar

Zum von Dir erwähnten Pedal: die wurden sowohl mit Lap Steels als auch mit Pedal Steels verwendet (bereits davor hatten Lap Steeler sehr oft mit Ton- und Lautstärkereglern Wah- und Schwelleffekte erzeugt - daß Pedal sollte das noch einfacher machen; da kann man super Lokomotivsounds damit erzeugen, oder sogenanntes "Booh-Wah", oder andere Effekte, z.B. in Kombination mit Hammer-Ons mit dem Steel auf die gedämpften Saiten).
Die Teile gibt's aber schon lange nicht mehr, und erzielen bei gutem Zustand hohe Sammlerpreise.
Und ob das so in Ordnung ist, dass sich in eine Richtung nix tut, weiß ich leider auch nicht, hab selber leider keines...

Pedal Steeler verwenden auch heute noch standardmäßig Volumenpedale (aber ohne Tonreglerfunktion) - hauptsächlich, um "endloses" Sustain zu erzeugen: beim Anschlag ist das Pedal auf 30-50% zugedreht, und mit dem verklingen der Saite macht man es dann auf, wodurch die Saite quasi viel länger gleich laut klingt...
« Letzte Änderung: 16.08.2007 01:08 von RomanS »

*

Offline RomanS

  • Sr. Member
  • ****
  • 130
Re: Lapsteel Control Pedal
« Antwort #3 am: 15.08.2007 23:42 »
Hier noch ein paar Hör-/Schaubeispiele:

Rick Alexander hat bei YouTube eine Menge kurzer Lehrfilmchen über verschiedene Lap Steel-Spieltechniken eingestellt:
http://www.youtube.com/profile?user=rickalexander47

Nels Cline (Wilco)
http://www.youtube.com/watch?v=1RRkrccHgNI (wußte davor gar nicht, dass der auch Lap Steel spielt)

BR549 (Rockabilly mit Lap Steel):
http://www.youtube.com/watch?v=Ag3q-rstQb0
http://www.youtube.com/watch?v=YDplb9qR4Ko (kurzes LS Solo bei 2:40)
http://www.youtube.com/watch?v=Dwlq3Ki4CQA

Ben Harper:
http://www.youtube.com/watch?v=PIo4aRl7IG4
http://www.youtube.com/watch?v=3ycYc5Ll2No&mode=related&search=

Die Moonlighters machen jazzige Hawaiimusik (aber nicht mit elektrischer Lap Steel, sondern mit akustischem Square Neck Dobro):
http://www.youtube.com/watch?v=b5AJA-H0g4I&mode=related&search=
http://www.youtube.com/watch?v=cqVYozVviuo&mode=related&search=

"Sleepwalk" von Santo & Johnny hat wohl jeder schon mal gehört, aber die wenigsten wissen, dass da eine Lap Steel die Hauptrolle spielt:
http://www.youtube.com/watch?v=dAk_0N85wNk

Friends Of Dean Martinez (Bill Elm an der Lap Steel):
http://www.youtube.com/watch?v=2GOWCeaLV1M (sehr cooles Instrumental)
http://www.youtube.com/watch?v=lem-DKNZc4A
http://www.youtube.com/watch?v=wCtLBWerUkI

Cindy Cashdollar, eine wahre Virtuosin auf der Lap Steel:
http://www.youtube.com/watch?v=zpqYQRowQVc (sehr bluesig für CC)
http://www.youtube.com/watch?v=6oTAhMuqL9s
http://www.youtube.com/watch?v=dxE7EBRs8oI ("Route 66" mit 2 Lap Steels, einer Pedal Steel, 3 "normalen" Gitarren, und Bass, sehr cool)
http://www.youtube.com/watch?v=r9KVuLRRnUI (mit Asleep At The Wheel, Solo bei ca. 3:30)

Greg Leisz
http://www.youtube.com/watch?v=5_pf8W6MYuU (mit Bill Frisell, eher experimentell-jazzig)

Speedy West:
http://www.youtube.com/watch?v=CVYLpckjv8Q (mit Tennessee Ernie Ford, und einem coolen Solo von Jimmy Bryant, dem ersten professionellen Telecaster-Spieler; direkt anschließend ein kurzes Solo von Speedy, ca. bei 1:50)
http://www.youtube.com/watch?v=Vzt1iA2D_Kg

Junior Brown (spielt seine "Guitsteel" - eine Kombination aus einer Tele und einer Lap Steel):
http://www.youtube.com/watch?v=K46mSiLRjws (der Mann kann nicht nur spielen, dass sich die meisten "Shredder" noch was abgucken können, er hat dazu noch eine der coolsten Stimmen seit Johnny Cash...)
http://www.youtube.com/watch?v=-JzJWFFTwNM
http://www.youtube.com/watch?v=7DZhKbJB6uc
http://www.youtube.com/watch?v=bghZFEjAiaQ
http://www.youtube.com/watch?v=gQWPeCDTiUA

Jerry Byrd (an der akustischen Lap Steel):
http://www.youtube.com/watch?v=BDJ3Rspx0LY
http://www.youtube.com/watch?v=M0RvvAfcBtY&mode=related&search= (mit Erklärung, warum es "steel guitar" heißt... :guitar:)

David Lindley:
http://www.youtube.com/watch?v=AD6phdJxUFs (an der akustischen Lap Steel)

Bobby Koefer (in der Band von Bob Wills, dem "Erfinder" des Western Swing):
http://www.youtube.com/watch?v=-pNpIqjtnK8
« Letzte Änderung: 16.08.2007 15:14 von RomanS »

*

sjhusting

  • Gast
Re: Lapsteel Control Pedal
« Antwort #4 am: 16.08.2007 08:49 »
Ein paar kleine Ergaenzungen zur Roman's exzellente Beitrag:

Der Telecaster's Klang sollte wie Leo's Steels klingen. Das war seine Klangideal. Strat war genauso.

Jody Carver (jodycarver.com) ist vielleicht die letzte aktiv Spieler aus den Glanzzeit diese Instrumente. Es gibt ein paar MP3s da, wenn du ein alte Meister hoeren moechtest. Der Kunst, die mehrhalsige Varianten zu spielen ist weitgehend verloren gegangen. Nachdem Bud Isaacs "Slowly" aufgenommen hat, haben die meisten gewechselt.

Leo hat ein Humbucker fuer sein Steels schon in ~'53 entwickelt - Gibson's Entwicklung war nicht von leeren Hintergrund.

Ich habe ein Bild von ein 4-Hals Stringmaster (von '63) attached. Fender hat die Steels bis weit in die 70'er gebaut, aber ich nehme an, die Verkaufzahlen waren gering.

steven

*

Offline dukesupersurf

  • YaBB God
  • *****
  • 1.291
Re: Lapsteel Control Pedal
« Antwort #5 am: 19.08.2007 12:40 »
Herzlichen Dank für die ausführliche Einleitung,
bei der Analyse des Pedals bin ich auch schon etwas weiter und habe Bilder,
auf einem inkl. Plan.

Der nicht vorhandene Effekt bei Linksdrehung rührt daher,daß das logarythmische
Tonepoti verkehrtrum angelötet ist,und sich in dem kleinen Bereich,der hier so abgegriffen wird,noch nichts tut.Ansonsten schafft es den kompletten Drehbereich des
Potis,
was man vom Volume (großes Alurad) nocht sagen kann (max. ein Drittel).
Es ist wohl nicht original und ich laß mir ein kleineres Rad drehen.
Dann dürfte der Seilzug auch nicht mehr am anderen Seil und dem Halteblech
vorbeischeuern.Auf den Bildern hab ich den Zug andersrum gewickelt,aber dann dreht es sich auch andersrum.

Die Umlenkrollen am anderen Ende ermöglichen erst das federne Rückschnellen,auch
wenn man denkt,das Seil könnte doch eigentlich schon an Stelle der ersten Rolle fest
fixiert werden.

tschüß,Thomas