Hallo!
Die Frage ist doch in dem Zusammenhang erstmal, was man erreichen will: Man will Röhrenschonung und Ruhe haben, wenn man einen Standbyschalter einbaut. Dann ist es noch interessant, was man eigentlich im Amp hat, also welche Netzteilschaltung:
Halbleiterdioden:
Wenn man das auf die klassische Art macht, also Netztrafo, irgendein Gleichrichter und dann nach dem Ladeelko schaltet, dann gibt es teilweise Probleme beim Abschalten, wenn da ein bisschen Strom fließt. Ich hatte zwei Amps hier, in denen die Standbyschalter nicht mehr wirklich abschalten wollten (messbarer Widerstand von unter 10k zwischen den Kontakten!), weil einmal beim Abschalten ein Lichtbogen gezündet hat, der dann eben das Gehäuse angekokelt hat. Und die Kohlespur leitet verdammt gut...
Abhilfe schafft hier ein Snubber, ansonsten ist das immer russisches Roulette, weil ich keinen optisch kompatiblen Schalter kenne, der 500V und an die 200-250mA gut trennen kann, ohne irgendwann abzubrennen. Und das muss der können, wenn man bei Volllast am Ausgang abschaltet.
Eine andere Lösung ist es, wie schon besprochen, hier die Anodenspannung vor dem Gleichrichter abzuschalten. Das hat den Vorteil, dass der Lichtbogen von selbst erlischt usw.
Aber die Röhrenschonung ist in beiden Fällen nicht wirklich gewährleistet, denn was passiert, wenn jetzt jemand den Amp mehr auf Standby hat als er ihn spielt (Studio oder so...)? Dann vergiften mit der Zeit die Kathoden...nicht so toll. Das kann man mit einem Widerstand über dem Standbyschalter lösen, der einen minimalen Strom durch die Röhren fließen lässt, aber dann ist der Amp nicht mehr 100%ig ruhig, d.h. man braucht eine Mutingschaltung usw...
Röhrengleichrichter:
Hier ist das Abschalten vor dem Gleichrichter meiner Meinung nach bedenklich, weil die Röhre bei jedem Einschalten erneut den Ladeelko aufladen muss, was bei einfachen Konzepten mit relativ niederohmigen Netztrafos ohne Schutzwiderstände zu Problemen mit dem zulässigen Kathodenstrom führen kann. Da muss man dann Schutzwiderstände vorsehen....ist auch wieder relativ viel Aufwand. Außerdem hat man das Kathodenvergiftungsproblem. Schaltet man nach dem Ladeelko ab, muss man den Ladeelko spannungsmäßig großzügig auslegen, weil der Innenwiderstand des Netzteils und die Leerlaufspannung dementsprechend hoch sind.
Die meiner Meinung nach ideale Lösung ist das Abschalten der Endröhrenkathoden, wobei man den Schalter mit einem sehr hochohmigen Widerstand überbrückt, dann hat man wieder den angesprochenen Ruhestrom. Die Spannungsdifferenzen sind hier so niedrig, dass mit einem einfachen 2xUM Schalter außerdem eine einfache Mutingschaltung realisiert werden kann. Beim Röhrengleichrichter hat man dann auch wieder das Spannungsproblem am Ladeelko.
Oder man schaltet die Schirmgitterspannung ab, dann ist auch ziemlich schnell Ruhe.
Das Problem mit den zulässigen Spannungen am Schalter umgeht man, wenn man Relais benutzt. Mit einem 2x EIN Relais, das 400V/5A oder sowas schalten kann, kann man durch Reihenschaltung und Snubbern der beiden Kontakte sehr hohe Spannungen schalten, auch Gleichspannungen gehen da problemlos. Da sollten sich schon Relais finden lassen, die dafür zugelassen sind. Vorteilhaft ist hier dann auch, dass man die Steuerspannung (Schalter auf GND oder sowas...) auch problemlos für Mutingrelais usw. benutzen kann.
Beim ursprünglichen Problem mit den Halbleitern und der Röhre würde ich dringend dazu raten, den Schalter mit einem snubber zu versehen, da nicht sichergestellt werden kann, dass der Benutzer die Gleichrichterröhre auch im Amp belässt, wenn der Amp auch ohne sie funktioniert. Dann sieht der Schalter nämlich wieder das volle Anodenspannungspotential beim Abschalten und brennt dementsprechend leichter ab.
Mir fällt noch ein Verstärker ein, bei dem die Standbyschaltung gut gelöst ist, trotz hoher Anodenspannung (760V). Schaut euch mal das Schaltbild des Dynacord Eminent 2 T an.
So, das sind mal meine Ideen dazu, mich würde jetzt interessieren, was ihr über meine Gedankengänge denkt
MfG OneStone